Donnerstag, 23. Mai 2013
Ziemlich verschlafen schälen wir uns heute morgen aus dem Bett. Die Sonne scheint und so packen wir langsam unsere Sachen zusammen. Wir verabschieden herzlich uns von Philip und Olga und machen uns auf den Weg gen Osten (@Olfi: Sorry, wenn wir etwas wortkarg waren heute morgen - es war echt spät gestern Nacht :-)).
Wir folgend der M9, die wirklich nicht schön zu fahren ist. Womi ist auf dem Hinweg hier lang gekommen und hatte schon eindrucksvolle Bilder gezeigt. Entweder Schlaglöcher oder aber endlos lange Baustellen. Zudem fängt es auch noch an zu schütten, was das Fahren nicht wirklich erleichtert. Der Regen hält allerdings die Bauarbeiter nicht von ihren Tätigkeiten ab und so wird auch im strömenden Regen hier frisch asphaltiert, was die Sicht noch einmal zusätzlich erschwert.
Hübsches Duo: Der große Bagger hat Angst um seine kleine, orangefarbene Rüttel-maschine und hebt sie lieber hoch.
In Veliki Luki drehen wir eine Runde durch die Stadt, spricht uns allerdings nicht an zum Bleiben und so setzen wir unsere Fahrt Richtung Grenze nach Lettland fort. Es ist zwar schon später Nachmittag und wer weiß wie lang die Einreise in die EU dauert, aber vorher bietet sich einfach kein passender Übernachtungsplatz. Wir tanken noch einmal zu russischen Dieselpreisen, gönnen uns einen Hotdog und fahren dann zur Grenze. Die LKWs stehen bereits kilometerlang am Rand. Zu beneiden sind diese bestimmt nicht.
Insgesamt brauchen wir rund anderthalb Stunden, wovon wir aber bestimmt dreißig Minuten im Niemandsland zwischen Russland und Lettland warten durften. Hier war gerade Schichtwechsel angesagt. Die russischen Grenzbeamtinnen waren zum Teil etwas mürrisch, aber gab schon Schwierigere. Meine Sorge mit unserer Registrierung, die halt nur aus einem Stempel auf der Rückseite unserer Immigrationskarte bestand, war übrigens unbegründet. Zumindest wurde nichts beanstandet. Auf lettischer Seite war die Einreise dann unauffällig, wobei auch hier ein Einreiseformular auszufüllen war. Netterweise war dies auf Englisch, so dass wir nicht ganz aufgeschmissen waren. Wir können wohl inzwischen besser Russisch als Lettisch.
Für unsere russische Navisoftware sind wir nun tatsächlich abseits der Route:
Und so sind wir nun in Lettland unterwegs. Für heute brauchen wir aber eigentlich nur einen passablen Übernachtungsplatz. Am ersten See auf der Karte biegen wir links ab, finden aber nichts was uns gefällt. Also wieder zurück auf die Landstraße, die sich hier aber irgendwie als grobe Schotterpiste entpuppt. Merkwürdig. Vorhin war hier noch alles schön asphaltiert. Und auch merkwürdig, wir sind quasi die Einzigen auf der Straße. Keine entgegenkommenden LKWs, die rasch noch nach Russland einreisen wollen. Aber unser Navi sagt uns schön, artig und brav, wir sind auf der A12. Wäre hier Asphalt, würden wir es ihm auch glauben. Irgendwann ist dann auch unsere breite Schotterpiste zu Ende und wir werden auf die nebenliegende kleinere Schotterpiste abgeleitet. Irgendwie haben wir uns die Straßenverhältnisse ein ganz klein wenig anders vorgestellt. Früher oder später kommen wir aber doch wieder auf Asphalt und siehe da, auch eine A12. Anscheinend waren wir wohl eher auf einer zukünftigen A12 unterwegs.
Es wird später und später, wie das dann halt manchmal so ist. Die Sonne geht langsam unter und Bodennebel macht sich breit. Jetzt wissen wir zumindest, was es heißt wenn die Sicht weniger als 50 Meter beträgt. Aber so lange der Nebel nicht über die Fahrbahn wabert, sieht es echt ganz malerisch aus.
Irgendwann biegen wir halt einfach mal rechts ab und fahren bis zum nächsten Ort, wo wir uns einerseits mit Bargeld versorgen wollen und andererseits auch gerne noch einkaufen würden. Madona heißt der Ort und der Supermarkt ist schnell gefunden, hat aber natürlich vor fünf Minuten geschlossen, also um 22 Uhr. Was soll’s, bleiben wir einfach hier auf dem Supermarktparkplatz stehen. Immerhin meiner Oma, die heute ihren 95. Geburtstag feiert, kann ich telefonisch noch gratulieren. Ziemlich gerädert fallen wir im Anschluss todmüde ins Bett.
Unser Parkplatz am nächsten Morgen.
Freitag, 24. Mai 2016
Heute sind wir früh auf den Beinen, obwohl uns die gestrige Fahrt noch in den Knochen sitzt. Erst einmal fahren wir zur nahegelegenen Tankstelle Statoil, die uns mit einem hervorragenden Cappuccino versorgt, Jens mit einem Hotdog und mich mit kleinen, niedlichen Minicroissants. Da geht es uns gleich viel besser.
Apropos Hotdog. Auf unseren bisherigen Touren vor allem in Polen und auch im Baltikum haben wir immer wieder festgestellt, dass es hier an den Tankstellen überall Hotdogs gibt. Hinter der Theke liegen zahlreiche unterschiedliche Würstchen auf einer Grillplatte und werden schön gedreht. Daneben eine kleine Station um das Brötchen warm zu machen und dazu noch drei oder vier Saucen zur Auswahl. Der kleinste Hotdog kostet meist so um 1 €, gibt aber auch Luxus-XXL-Dogs für mehr Geld. Es gab sogar einen Hotdog mit größerem Brötchen, in dem dann zwei Löcher nebeneinander für gleich zwei Würstchen waren. Warum in aller Welt, gibt es dies bei uns nicht? Sollte jemand eine Antwort wissen, wäre ich dankbar für eine kurze Nachricht.
Von Madona aus fahren wir nach Richtung Jurmala, welches direkt hinter Riga am Meer liegt. Ich möchte gerne an den Strand, wenn schon nicht am Schwarzen Meer, dann halt an die Ostsee. Irgendwie findet unser Navi es keine gute Idee, der kürzesten Strecke zu folgen und möchte uns immer entweder auf die nördliche oder aber die südliche Land-straße schicken.
Ein wenig später zeigt sich auch warum. Wir hatten wohl bei der Software, die Option „Unbefestigte Straßen meiden“ aktiviert. Kaum schalten wir diese aus, findet unser Navi auch einen passenden Weg für uns. Mit der Straße passiert allerdings genau das, was wir uns schon fast gedacht haben. Schnell vorankommen ist anders, aber die geschotterten Abschnitte lassen sich doch ganz gut fahren.
Im Vergleich zu russischer Schotterpiste stehen hier allerdings rotweiße Warnbarken in der Mitte:
Heißt das nun links oder rechts davon fahren? Wir entscheiden uns für die Seite die besser aussieht :-)
Und kurz drauf auch die Seite ist, die zuerst Asphalt bekommen hat.
Stellenweise ist es aber auch eindeutig, welche Seite befahren werden sollte.
In Riga angekommen stehen wir erst mal im Stau, gehört sich scheinbar für eine Großstadt so.
Für den Strandort Jurmala muss übrigens Maut bezahlt werden. 1 Lats, also umgerechnet 1,42€. Ob pro Tag, pro Einfahrt oder pro was auch immer, keine Ahnung.
In Jurmala angekommen erkundigen wir uns erst mal bei der Touristeninformation nach den Campingplätzen. Mit Stadtplan und Infobroschüre ausgestattet machen wir uns auf den Weg ein passendes Plätzchen für uns zu finden. Die ersten beiden angesteuerten Campingplätze haben geschlossen. Ein kleinerer im Ort gelegen hat immerhin sein Törchen auf, sieht auch sehr nett aus, aber kein Mensch weit und breit. Auch das dazugehörige Hotel ist verschlossen. Den vierten, im Norden gelegen, finden wir erst gar nicht.
Auf unserer Fahrt sehen wir dafür recht viel vom Ort, an jeder Ecke wird hier renoviert, gebaut oder aber für die neue Saison vorbereitet. Viele schicke alte Villen aus Holz sind zu sehen, teilweise in einem topsanierten Zustand, teilweise aber auch verwaist und verfallen. Auf den Gründstücken der modernen Betonkastenarchitektur standen vermutlich vorher auch mal schöne alte Häuser. Es gibt eine kleine Fussgängerzone in der Ortsmitte, ansonsten ist Jurmala doch ein sehr langgestreckter Ort, immer entlang der Ostseeküste. Nur ein große Kiefern und die Dünen trennen den Ort vom Wasser.
Die Fussgängerzone von Jurmala:
Camping Nemo, rund 5 km vom Ortszentrum entfernt, hat dann doch geöffnet. Neben diversen kleinen Hütten gibt es auch eine große Rasenfläche für Camper oder Zelte. Auch hier ist klar, die Saison hat noch nicht begonnen. Immerhin sind wir nicht die Einzigen, ein Vater mit Sohn sind gerade dabei ihr Igluzelt auf der Wiese aufzubauen. Am Platzende Richtung Strand gibt es ein verwaistes Schwimmbad mit Rutschbahnskelett, welches schön mit rotweißem Flatterband abgesperrt ist. Es sieht nicht so aus, als ob dies zum Saisonstart wieder in Betrieb genommen wird.
Wir stellen uns also schön auf die große Wiese, einige große Birken spenden Schatten, Jens geht zum nächsten Supermarkt (rund zwei Kilometer nicht Richtung Jurmala) und Ceddy und ich machen es uns im Gras gemütlich. Später grillen wir und gehen noch an den Strand. Jens wagt sogar einen Sprung ins kalte Wasser, ich hingegen verzichte lieber darauf.
Grüne Wiese auf Camping Nemo;
Das Wasserrutschenskelett;
Der schön lange Sandstrand von Jurmala
Zum Wohl und gute Nacht aus Jurmala,
Jujuc
Samstag, 25.05.2016
Vom schönen Sonnenschein ist heute nichts mehr zu sehen, dunkle graue Wolken bedecken den Himmel. Also packen wir zusammen und fahren weiter, auch wenn wir wissen dass die Vorhersage eigentlich überall trübes Wetter angekündigt hat. Wir verlassen Lettland und wechseln ins Nachbarland nach Litauen, wo es auch wieder leckere Hotdogs an der Tankstelle gibt. Und übrigens Packstationen gibt es hier auch.
In Klaipeda nehmen wir den Campingplatz Pajurio Kempingas, der gar nicht so groß ist, wie wir es bei der drittgrößten Stadt Litauens erwartet hätten. Nett unter großen Kiefern liegt dieser am Rand der Stadt, allerdings rund 5 km vom Zentrum entfernt, dafür aber fußläufig zum Strand. Und der Platz bietet das schnellste WIFI, welches wir bisher auf unserer Reise hatten und so schaffe ich es endlich euch wieder etwas Neues zum Lesen hochzuladen.
Ansonsten bleibt das Wetter durchwachsen, leichter Nieselregen und Sonne wechseln sich ab. Während also Jens versucht irgendwo den nächsten Geldautomaten zu finden, wechsel ich meinen Sitzplatz zwischen drinnen und draußen hin und her.
Einige Zeit später ist Jens zwar mit Einkäufen wieder zurück, allerdings ohne einen Geldautomaten in halbwegs fussläufiger Entfernung gefunden zu haben. Immerhin hat er ein deutsches Ehepaar im Supermarkt getroffen, die ihm 10 Euro in Landeswährung gewechselt haben. Wie sich später herausstellt übrigens ebenfalls Bewohner unseres Campings.
So richtig weit kommen wir allerdings mit dem Geld nicht wirklich und so sind wir froh, dass der kleine, gut besuchte Biergarten unten am Strand auch Kartenzahlung akzeptiert. Unter den großen Sonnen- oder Regenschirmen gibt es hier leckere Teigtaschen, einen ordentlichen Eintopf und Spareribs. Übrigens wird hier, wie auch schon in Lettland überall Englisch gesprochen, so dass es mit der Kommunikation recht einfach ist.
Sonntag, 26.05.2013
Die Nacht war etwas unruhig. Es hat ordentlich geregnet und die Tropfen haben munter auf unser Dach und vor allem auf unser Dachfenster über unseren Köpfen getrommelt. Und so sammeln wir mal wieder unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg.
Wir wollen über die Kurische Nehrung noch mal nach Russland einreisen und dann entweder in Kaliningrad übernachten oder weiter nach Polen fahren. Und so geht es nun erst mal von Klaipeda mit der kleinen Fähre, die vom „Neuen Fährhafen“ alle zwanzig Minuten übersetzt, rüber auf die Nehrung. Die Hin- und Rückfahrt kostet umgerechnet 30 Euro, eine einfache Fahrt gibt es leider nicht. Vermutlich gibt es nicht so viele Autos, die nur in eine Richtung fahren. Die meisten Touristen wollen sich die Nehrung angucken, aber halt nicht über Russland ausreisen und die Bevölkerung, sowohl von Russland als auch von Lettland, wird vermutlich ebenfalls immer wieder heimfahren wollen. Also nehmen wir zwangsläufig auch Hin- und Rückfahrt. Angeblich verfällt die Rückfahrt aber nicht, so dass wir hoffentlich unsere Rückfahrt irgendwann mal zu einem späteren Zeitpunkt einlösen können. Dafür dürfen wir aber mit Kreditkarte bezahlen, denn richtig viel Landeswährung haben wir ja immer noch nicht.
Die Überfahrt dauert vielleicht zehn Minuten und schon sind wir auf der Kurischen Nehrung. Da es sich um einen Nationalpark handelt, heißt es erst einmal Eintritt bezahlen. Wie auch schon in Jurmala (wobei das kein Nationalpark war) gibt es hier kleine Automaten am Straßenrand an denen man sein Ticket ziehen kann. Irgendwie stockt unsere Spur, scheint nicht so trivial zu sein. Ein freundlicher Nationalparkhüter hilft aber den verwirrten Touristen weiter. Wir denken uns, so schwer kann es ja nicht sein. Na ja, wohl ein wenig überheblich gedacht. Der Automat nimmt leider keine Kreditkarte. Aber auch uns wird geholfen, denn am nebenan gelegenen Kassenhäuschen können wir natürlich mit Kreditkarte bezahlen. Glück gehabt.
Eingangsschild zum Nationalpark Kurische Nehrung
Hier heißt es bezahlen.
Und so folgen wir nun der schmalen Straße die sich durch den dichten Wald der Kurischen Nehrung schlängelt.
In Nida angekommen überlegen wir kurz hin und her, ob wir hier wie letztes Jahr auf dem Camping übernachten oder doch weiterfahren. Wie ihr euch denken könnt, stehen wir kurz drauf wenige Kilometer an der russischen Grenze zur Einreise nach Kaliningrad.
Viel los ist hier nicht und die Papiere, also die Zollerklärung, hatte ich diesmal schon vorab ausgefüllt. Die Immigrationskarte müssen wir diesmal gar nicht ausfüllen, hier gibt es so Ausweislesegeräte wie wir sie auch schon am Flughafen in Moskau hatten. Der Ausweis wird eingescannt und die notwendigen Angaben automatisch auf die Immigrationskarte gedruckt. Sehr praktisch. Es dauert wieder mal keine halbe Stunde und schon sind wir ohne jegliche Schwierigkeiten nach Russland eingereist.
Kurz hinter der Grenze kommt dann noch eine Schranke, hier betritt man nun den russischen Teil des Nationalparks Kurische Nehrung. An der Schranke sind wir ein wenig irritiert, im Vergleich zum letzten Jahr hat sich die Einfahrtsgebühr quasi verdoppelt. Wir zahlen 700 Rubel, also rund 16€. Dafür war es auf der litauischen Seite günstiger geworden, so gleicht es sich fast wieder aus.
In einem kleinen Ort fast am Ende des Nationalparks machen wir Pause. Der Strand ist herrlich und das Wasser der Ostsee glitzert in der Sonne, ist aber natürlich genauso kalt wie weiter im Norden.
Weiter geht es dann über die neue Schnellstraße nach Kaliningrad, wo es ja eigentlich einen Womostellplatz an einem Hotel geben soll. Zumindest die Lage, die etwas außerhalb sein soll, wollen wir uns mal angucken. Na ja, irgendwie landen in einem Industriegebiet, fahren gefühlt dreimal im Kreis und haben dann keine Lust mehr weiter zu suchen. So wichtig war es uns ja auch nicht.
Auf dem Weg sehen wir noch ein Werbeplakat am Straßenrand, auf dem deutsche Reifen und Felgen zu chinesischen Preisen angepriesen werden. Wie die das wohl machen?
Also geht es weiter zur polnischen Grenze, wo wir kurz vorher noch einmal volltanken. Alle Zapfsäulen sind natürlich belegt von polnischen Fahrzeugen, die irritierenderweise alle schief stehen. Erst bei genauerem Hingucken sehen wir, dass alle Autos auf der einen Fahrzeugseite auf Holzklötzen aufgebockt sind. So wird der Tank auch wirklich voll! Und die Holzklötze scheinen auch zur Ausstattung der Tankstelle zu gehören, alle sind schön mit langen Ketten am Boden der Tanksäulen befestigt. Was es nicht alles so gibt!
Die Einreise nach Polen dauert dann allerdings doch ein wenig länger. Die ganzen Tank-touristen wollen ja wieder nach Hause. Aber auch hier sind die Grenzbeamten sehr freundlich und so reisen wir ohne Schwierigkeiten wieder in die EU ein.
Über die Landstraße fahren wir weiter nach Süden und biegen wieder Richtung Wasser ab. In Stegna, einem kleinen Touristenort an der Danziger Bucht, wollen wir übernachten. Hier gibt es einen kleinen, netten Campingplatz auf dem wir letztes Jahr schon waren. Irgendwie sind wir dieses Jahr wenig kreativ bei unseren Übernachtungsplätzen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich nun schon geschrieben habe, dass wir hier oder da schon mal waren. Einerseits ist es schön an die Orte zurückzukehren, wo es uns gut gefallen hat, und es ist natürlich auch einfach. Keine große Suche, was nun der beste Platz wäre. Oder Fragen wie z. B. wie weit der Ort/Supermarkt/Wald für Ceddy oder das Wasser weg ist. Andererseits ist es so auch ein wenig langweilig, aber auch dafür ist Urlaub gut. Es muss ja nicht immer aufregend sein.
Und so fahren wir durch den kleinen Ort und biegen die Straße Richtung Wasser ab. Leer ist es hier, letztes Jahr fuhren hier Dutzende von Elektrowägelchen die Touristen zwischen Strand und Ort hin und her. Die Saison hat anscheinend noch nicht begonnen. Auch die ganzen Buden, die den letzten Straßenabschnitt zum Strand säumten sind noch verrammelt oder aber werden gerade wieder in Stand gesetzt. Immerhin, der Camping ist geöffnet und auch schon ganz gut belegt.
Wir checken ein und haben freie Platzwahl. Auch dies ein Vorteil von der Nebensaison. Und so stellen wir uns auf die rechte Seite. Hier guckt die Nachmittagssonne noch über die großen Kiefern, während die linksseitig parkenden Womos und Wohnwagen schon im Schatten stehen. Deren Bewohner rücken ihre Stühle schön alle zehn Minuten weiter, immer der Sonne hinterher. Wir hingegen stehen noch weit entfernt von dem kühlen Schatten, packen unseren Schaschlikgrill aus und bereiten uns ein leckeres Abendessen.
Nein, hier gehört kein Stromkabel dran! Es ist einfach nur ein kleiner Gasgrill auf dem man hervorragend Schaschlikspieße bereiten kann. Unser Model ist von der Firma Campinggaz und wir haben ihn letztes Jahr in Kaliningrad entdeckt, als die halbe Stadt mit Werbung davon zu plakatiert war.
Danach geht es zum Abendspaziergang an den Strand und noch auf ein Bier in eine der Kneipen oberhalb des Strandzugangs. Schön, dass es noch nicht so voll ist.
Ihr seht, uns geht's auch außerhalb von Russland ganz gut!
Gute Nacht aus Stegna,
Jujuc
Montag, 27.05.2013
Heute legen wir einen Ruhetag ein, da Jens nachmittags beruflich zu tun hat und so bleiben wir noch einen weiteren Tag in Stegna. Es ist leicht bewölkt und nicht zu warm, so dass wir uns mit Ceddy auf einen Spaziergang in den Ort machen. Wir wollen einkaufen, unter Anderem ist nun Ceddys Hundefuttervorrat aufgebraucht bzw. aufgefressen. Vom Campingplatz aus führt ein schöner Spazierweg durch den Wald in den Ort, so dass wir nicht entlang der Straße gehen müssen.
An der Hauptstraße gibt es zahlreiche Geschäfte, hier haben auch die Touristenläden schon geöffnet und so gibt es von Postkarten bis Strandspielzeug alles Mögliche zu kaufen. Wir gucken uns die kleine Fachwerkkirche an. Die Deckenmalereien sind hübsch anzugucken. Gestern wurde hier eine Hochzeit gefeiert, die weiße Schleifen und allerlei Kränze werden gerade abgenommen. Und ein Segelschiff hängt oben an der Decke. Vielleicht gehört sich ebenfalls zur Dekoration für die Trauung.
Auf dem Rückweg machen wir in dem kleinen Supermarkt Leviatan, der hier im Ort der größte sein soll, einen Großeinkauf. Schwer bepackt machen wir uns auf den Heimweg. Schneller als Ceddy sind wir nun auch nicht mehr. Den restlichen Tag verbringe ich dann am Strand, während Jens am Womo bleibt und fleißig telefoniert. Zwischendurch gehe ich wieder zurück um mit Ceddy spazieren zu gehen. Jens telefoniert. Wir verabreden uns für später in einem der kleinen Strandlokale zum Pizzaessen. Dummerweise habe ich meine deutsche SIM Karte irgendwo in Russland verloren, die russische will irgendwie nicht mehr und so bedarf es einer vorherigen Abstimmung wann und wo wir uns treffen. Und so gehe ich mit meinem Buch wieder an den Strand und mache es mir gemütlich.
Eine ganze Zeit später ist leider das Lesen vorbei. Ein Nachteil von elektronischen Büchern, der Akku ist leer. Auch ist es inzwischen recht frisch geworden und so setze ich mich schon mal in den Biergarten der Pizzeria und bestelle mir erst mal einen Kaffee zum aufwärmen. Netterweise gibt es hier auch ein freies WLAN, so dass Jens und ich doch wieder kommunizieren können und ich vor allem mein Ebook auf meinem Handy aktualisieren kann um weiter zu lesen.
So langsam bekomme ich doch Hunger, aber leider von Jens nichts zu Sehen. Ich wechsle von Heiß- auf Kaltgetränk und überlege, ob ich die Pizza einfach zum Mitnehmen bestelle. Dann hätte ich zumindest schon mal etwas zu essen, aber finde es doch ein wenig unfair von mir.
Für die Toilettenbenutzung bekommt man hier übrigens einen Chip an der Theke und so halte ich plötzlich eine alte Zehnpfennig-Münze in der Hand. Sie sieht schon ein wenig ungewohnt aus. Leider habe ich nicht so wirklich die Ruhe um mir die Münze anzugucken und so stecke ich sie kurz drauf schon in den Münzeinwurf an der Toilette. Für ein Foto reicht die Zeit aber doch noch aus.
Es ziehen dunkle Wolken auf und fängt an zu regnen. Oder eher schütten. Gemütlich ist anders, aber die Terrasse ist ja überdacht. Dennoch sitze ich inzwischen alleine hier draußen. Die anderen Lokale ringsherum sind dabei ihre Außengastronomie zusammen zu räumen. Die Wahrscheinlichkeit, dass heut Abend noch neue Gäste kommen, ist dank des Regengusses wohl auf Null gesunken. Ich habe ein wenig Sorge, dass unsere Pizzeria auch früher als geplant schließen wird. Aber mein Kellner versichert mir, dass er bis 22 Uhr geöffnet hat und auch den Pizzaofen nicht vorher ausschaltet. Dann merke ich warum. Auch Andere sind auf die Idee gekommen, sich eine Pizza mit nach Hause zu nehmen.
Nun geht auch noch mein Handyakku zu Neige, war ja irgendwie klar. Da haben Bücher aus Papier einen klaren Vorteil. Allerdings können diese irgendwann zu Ende gelesen sein, was dann das gleiche Ergebnis ist. Kurze Zeit später sehe ich Jens mit Ceddy die Straße herunterkommen, beide sind patschnass. Aber dafür gibt es jetzt lecker Pizza und sogar ausreichend viel, so dass es für Ceddy später zurück am Womo noch für ein gute Nachtmahl reicht. An dieser Stelle könnte mir mal jemand erklären, warum alle Hunde die wir kennen so wahnsinnig auf Pizzaränder stehen. Der Regen hat netterweise auch aufgehört, so dass wir den Rückweg immer noch trocken bzw. wieder fast getrocknet zurücklegen können.
Liebe Grüße in die Heimat,
Jujuc
Dienstag, 28.05.2013
Nach unserer Ruhepause in Stegna, fahren wir heute weiter. Ich möchte gerne wieder an die Ostsee und so queren wir einmal Danzig und fahren zum rund 150 km entfernte Leba. Dieser alte Kurort ist inzwischen touristisch sehr erschlossen. Eine Pension bzw. Hotel neben dem Anderen, dazwischen lauter Restaurants oder kleine Läden, die Touristenkrams verkaufen.
Genau wie in Stegna ist aber Ende Mai die Saison noch nicht eröffnet, aber der Beginn kann nicht in ferner Zukunft sein. Überall wird fleißig gebastelt und renoviert. Auch hier waren wir schon einmal, aber diesmal entscheiden wir uns für einen anderen Campingplatz. Anstatt Camping Nr. 51 (oder war es 53?) nehmen wir nun Camping Nr. 41. Dieser liegt nahe des Ortszentrums und direkt hinter den Dünen im Wald, so dass es einen direkten Strandzugang gibt. Viel los ist hier nicht, aber immerhin sind wir nicht alleine. Bestimmt fünf andere Wohnmobile haben ihren Weg auch hierhin gefunden. Wir haben freie Platzwahl. Gar nicht so einfach bei der großen Auswahl und so kurven wir ein paar Mal über den Camping und entscheiden uns dann für die Mitte. Nicht weit zum Hinterausgang zum Strand und nicht weit zur Straße, wobei weit wirklich relativ ist.
Draußen ist es wirklich frisch und dicke Wolken ziehen über uns drüber. Dick eingepackt geht’s aber trotzdem an den Strand und der Wind pustet uns um die Ohren. Hier ist es fast menschenleer, die wenigen Touristen die bereits da sind, machen heut wohl lieber etwas anderes. Ist uns recht, so haben wir den Strand quasi alleine für uns und vor allem kann Ceddy frei laufen. Auch wenn sich das mit dem Schwimmen leider altersbedingt erledigt hat, er geht von sich aus nicht mehr ins Wasser, so ist Strand für ihn anscheinend immer noch toll.
In der nahegelegenen Strandbar genehmigen wir uns ein kaltes Bier und setzen uns draußen hin. Wir sind wie fast erwartet die einzigen.
Am Strand entdecke ich ganz kleinen Bernstein, der von den Wellen an den Strand gespült wird, nur wenige Millimeter im Durchmesser, die größeren vielleicht einen halben Zentimeter. Es sind alle möglichen Farbschattierungen dabei, von fast hellgelb und transparent bis hin zu dunkelbraun und matt.
Trotz all unserer Urlaubsreisen an die Ostsee ist es übrigens das erste Mal, dass ich Bernstein am Strand finde. Und so sammele ich fleißig die kleinen Steinchen ein und versuche einfach schneller als der Wind zu sein. Die Steine sind so leicht, dass sie schnell vom Wind weggeweht werden. Und natürlich ist mir mein ebenfalls kleines Sammeltütchen aus der Hand geweht und alle Bernsteine haben sich im Winde verweht. Also noch mal neu anfangen zu sammeln.
Breiter Strand zum Bernsteinsammeln. Links im Bild das Hotel Neptun mit seinen roten Türmen - das wäre auch ein schicker Übernachtungsort.
Im weiteren Tagesverlauf passiert nicht mehr viel, Reisebericht schreiben, Fotos sortieren, lesen. Angenehmerweise klart es irgendwann mehr oder weniger auf und auch der Wind hat nachgelassen. Und so geht’s noch einmal an den Strand zum Sonnenuntergang. Na gut, da kam ein Wolkenband dazwischen, aber immerhin ringsherum war der Himmel wieder blau.
Mittwoch, 29.05.2013
Heut früh wachen wir auf, es scheint die Sonne und es ist windstill. Kein Vergleich zum gestrigen Wetter.
Das ist doch mal eine passende Wetteransage für den heutigen Tag. Schnell entscheiden wir, dass wir einfach hierbleiben. So richtig weit ist es ja nicht mehr bis zu Hause und da wollen wir ja erst übermorgen wieder sein. Und so machen wir uns einen gemütlichen Tag.
Jens fährt mit unserem Minibike in den Ort und kommt mit frischem Fisch zurück. Am Hafen liegen zahlreiche Fischerboote und an kleinen Ständen wird der frische Fang direkt verkauft. Und so liegen die beiden Fische kurz drauf schön in Alufolie mit allerlei Kräutern und Knoblauch eingepackt auf dem Grill.
Der Hafen von Leba.
Frischer Fisch zum Mittagessen
Während unser Fisch schön auf dem Grill vor sich hin gart, mache ich mich dran meinen gestern gesammelten Bernstein vom Sand zu befreien. Zunächst versuche ich die kleinen Steine mit meinen Fingern aus dem Sand zu puhlen, ist allerdings recht mühsam. Und so suche ich in Indy nach geeignetem Werkzeug! Schnell ist unsere kleine Küchenreibe rausgesucht und diese eignet sich nicht nur zum Käse reiben sondern auch hervorragend um sie als Sieb zu verwenden.
Hier also meine gestern gesammelten kleine Schätze.
Das Wetter ist genau wie vorhergesagt, die Sonne scheint, es ist nicht allzu heiß und so machen wir uns mit Ceddy auf dem Weg an den Strand. Gut, dass Vorsaison ist, so ist es relativ leer und Hunde können mit an den Strand. Den restlichen Tag verbringen wir also am Strand, kommen irgendwann auf die Idee wir könnten ja mal Sandburgen bauen. Unsere letzten Bauerfahrungen sind recht lange her und so fangen wir mal lieber mit kleineren Bauprojekten an, Seesterne, Plattfische, Wohnmobil und Wohnwagen. Na ja, nicht immer sofort als solche zu erkennen. Wir haben auf jeden Fall unseren Spaß hier am Strand.
Ist kein Indy-Abbild, aber als Womo wohl erkennbar. Oder!?
Gesammelte Werke am Strand
Geduldiger Hund, der unser Sandspiel über sich ergehen lässt ...
... aber nicht wirklich lange. Dann sind die Vorderbeine wieder befreit!
Und auch so ein Tag geht wieder mal schnell rum und so geht’s zum Sonnenuntergang noch mal runter zum Strand und dann ab ins Bett. Schön ist’s hier!
Donnerstag, 30.05.2013
Schweren Herzens sammeln wir heut früh unsere Sachen zusammen und machen uns auf den Weg gen Westen. Bis nach Hause sind es von Leba noch rund 900 km, die wir in zwei Etappen fahren wollen. Mal gucken, wo wir unsere Zwischenübernachtung einlegen.
Wir fahren ein Stück ins Landesinnere und folgen nun der Landstraße, die uns über Slupsk und Koszalin bis nach Stettin bringt. Irgendwie haben wir nicht so ganz mitbekommen, dass heute Fronleichnam ist. Hier im katholisch geprägten Polen ist somit an jeder Ecke bzw. eigentlich in jedem Ort eine Prozession, so dass die Landstraße immer mal wieder für eine kurze Zeit gesperrt wird. Also mal zehn, mal auch dreißig Minuten. Am Straßenrand sind immer mal wieder schön geschmückte Stationen für die Prozession zu sehen.
Schön anzugucken, aber zügig vorankommen ist anders. Ceddy ist auch ein wenig unruhig, irgendwie scheint er in den letzten Tagen auch nicht mehr so recht Lust zu haben ins Auto zu steigen und so ist er auch heute unruhig und findet dank der ungewollten Pausen auch nicht wirklich seinen Schlaf. Zwischendurch bekommt er noch ne kalte Dusche von uns, denn die Sonne scheint und ohne Fahrtwind ist es doch recht warm. Also kein guter Tag für Ceddy und auch wir sind irgendwie unentspannt, unser Urlaub nähert sich deutlich dem Ende.
Als wir in irgendeinem Straßendorf in der inzwischen fünften Sperrung stehen, denken wir uns, dass es doch bestimmt eine Umfahrung geben muss. Dass alle anderen Fahrzeuge so schön geduldig in der Schlange stehen bleiben, hätte uns eigentlich stutzig machen sollen.
Und so biegen wir an der Einbiegung neben uns einfach von der Landstraße ab und versuchen unserem Navi beizubringen, dass wir einen Bogen fahren wollen. Na ja, so richtig viele Querstraßen gibt es irgendwie nicht, also eigentlich die nächsten zehn Kilometer gar keine. Dann endlich geht es rechts ab, hinter ein paar Kurven wird aus dem Asphalt dann Schotter, dann Feldweg, die Bäume links und rechts des Wegs immer näher und kurz drauf stehen wir auch schon vor undurchfahrbarem Gestrüpp. Na gut, dann halt hier nicht. Die Wege, die unser Navi uns inzwischen vorschlägt sind, entpuppen sich entweder wieder als Sackgasse oder aber als Feldweg. Es ist ja fast wie in der Mongolei hier, aber immerhin befahrbar und so folgen wir grob der richtigen Himmelsrichtung und kommen früher oder später tatsächlich auch wieder auf unsere Landstraße. Der kleine Exkurs in die polnische Natur hat vermutlich aber doch länger gedauert, als wenn wir einfach in der Straßensperre stehen geblieben wären. Aber so wissen wir jetzt, warum alle anderen Autos schön stehen geblieben sind.
Die Strecke könnte auch weiter im Osten sein:
Und dann sind wir auch schon wieder in Deutschland und folgen fast gelangweilt der Autobahn, die halt wie üblich recht wenig Abwechslung bietet. Im Radio hören wir eine Unwetterwarnung für Berlin und so verwerfen wir unseren Plan hier zu übernachten und fahren im großen Bogen um die dunklen Wolken herum und fahren nach Brandenburg an der Havel. Hier waren wir bisher noch nicht und so übernachten wir hier auf dem Wohnmobilstellplatz. Nicht weit vom Zentrum und direkt am Wasser gelegen.
Wir machen uns auf den Weg in die Stadt und ich besorge mir bei meinem Handyanbieter erst mal eine neue SIM Karte. Es ist doch irgendwie komfortabler mit Handy.
Wir schlendern durch die Fußgängerzone und die kleinen Gassen, niedlich hier. An einer der Straßen liegen mehrere Restaurants nebeneinander, die Tische draußen stehen haben. Wir wählen den Kartoffelkäfer und so genießen wir unseren letzten Urlaub mit Spiegelei und Bratkartoffeln.
So das war es mal wieder von uns! Drei Wochen abwechslungsreicher und erholsamer Urlaub und rund 7.500 km liegen hinter uns und nun sortieren wir uns erst einmal zu Hause.
Wir hoffen ihr hattet viel Freude beim Lesen!
Viele liebe Grüße
Jujuc
Mit ♥ für euch geschrieben