Auf dem Weg nach Westen

Donnerstag 28. Mai 2015

 

Heute verlassen wir unseren schönen Strand und machen uns auf den Weg gen Westen. Wir wollen ja noch ein paar Tage an der polnischen Ostseeküste verbringen.


Erst einmal heißt es aber Windschutzscheibe putzen. Nach ein paar Tagen Fahrt sieht man sonst nur noch die bunte Insektenwelt Russlands vor sich. Und dann geht es auch schon zurück über die Piste und vorbei an den Kühen zurück auf die M9.

Die M9 verbindet Moskau und Riga miteinander und ist eine wenig spektakuläre Landstraße. Immer schön geradeausfahren und dazu noch sehr wenige Orte. Insofern kommen wir heute erstaunlich schnell voran.

 

Irgendwo im Nirgendwo an der M9 soll es einen Camping geben, den wir mal wieder irgendwie im Internet gefunden haben. Erfahrungsgemäß gibt’s meistens irgendeinen Haken, entweder finden wir gar keinen Platz vor oder der ist gerade geschlossen oder aber es sieht ganz anders aus als wir es uns vorgestellt haben. Da wir aber hoffen, dass sich die russische Campingplatzanzahl im Laufe der Jahre erhöht, wollen wir natürlich gerne unterstützen und versuchen immer mal wieder einen Platz zu besuchen.

 

Also biegen wir irgendwo links ab Richtung „Gigiland“, vielleicht in lateinischen Buchstaben aber auch „Dschidschiland“ geschrieben. Zwischendurch queren wir einen einsamen Bahnübergang, wobei wir erst natürlich davor stoppen. Denn irritierenderweise blinkt das Ampellicht tatsächlich rot. Das heißt üblicherweise hier kommt ein Zug. Zumindest irgendwann mal. So nach fünf bis zehn Minuten warten in der Einsamkeit vor einem leeren Bahngleis überlegen wir ob wir nicht doch einfach fahren. Die Strecke ist sowohl links als auch rechts gut einsehbar. Hmm .... Und dann plötzlich geht die Lampe wie von Zauberhand aus, wir wundern uns ein wenig wo denn wohl der Zug abgeblieben ist und fahren weiter. Gigiland ist sogar an zwei Stellen, an denen man abbiegen muss, ausgeschildert. Cool. Nach dem letzten Abzweig wird die Schotterstraße allerdings arg eng und die Spuren sind ziemlich ausgefahren. Gut das der Boden trocken ist, sonst wär hier vermutlich reinste Matsche auf dem Weg. Langsam arbeiten wir uns durch den Wald vor und stehen dann tatsächlich vor einem Tor. Hätte ich nicht mehr gedacht (und zum Umdrehen war es einfach zu schmal). Hier sieht es noch ziemlich nach Aufbau aus, zwei Männer tragen allerlei Baumaterial hin und her. Geöffnet haben sie erst in zwei bis drei Wochen, aber notfalls könnten wir schon uns irgendwo hinstellen. Da ich innerhalb der wenigen Sätze von zig Mücken attackiert werde, beschließen wir doch umzudrehen und weiter zufahren. Die Beiden sind ein wenig enttäuscht, denn unseren Indy haben sie sich aus der Entfernung schon ziemlich neugierig angeguckt. Wir versprechen irgendwann mal wiederzukommen und machen uns auf den Weg.

 

Fazit zu Gigiland: Anreise etwas beschwerlich, dafür Natur pur und direkt an irgendeinem Gewässer gelegen.

Zurück auf der M9, der Bahnübergang blinkte auf dem Rückweg nicht, geht es weiter Richtung Lettland. Bevor wir über die Grenze fahren, wollen wir aber doch noch eine Nacht in Russland übernachten. Und so fahren wir zum Camping Vesnebolog. Dieses wurde vor ein paar Jahren eröffnet und soll schön an einem See liegen. Die Internetseite ist wieder mal vielversprechend, aber das kennen wir ja schon. In Vesnebolog waren allerdings schon mal Freunde von uns, somit sollte es den Platz zumindest geben. Unser Navi hingegen ist mit dem ausgewählten Ziel irgendwie nicht so glücklich und berechnet uns absolut übertriebene Fahrzeiten dorthin. Dann folgend wir doch einfach der Wegbeschreibung, die auf der Homepage des Campings angegeben ist. Erst im Kreuz M9/M20 auf die M20 Richtung Sankt Peterburg abbiegen (wär ja auch mal wieder ein nettes Ziel – sind allerdings 480 km), dann nach rund 20 km im Dorf Alol rechts abbiegen (KM Stein 451, wenn man aus der anderen Richtung kommt) und dann ca. 30 km der Piste folgen. Und da haben wir auch prompt die Erklärung für die unsinnigen Angaben unseres Navis. Die eingegebenen GPS Koordinaten liegen halt so, dass man sie nicht per Straße erreichen kann, sondern mitten im Nichts. Die Piste ist allerdings gut geschottert und lässt sich super fahren. Zwischendurch überholen bzw. eher durchqueren wir eine Kuhherde. Schön langsam fahren! Kurz vor dem Ziel gibt es sogar ein Hinweisschild, an dem man kurz vor dem Friedhof links abbiegen soll. Und nach 5 km stehen wir auch schon vor dem großen gelben Haus, welches wir auf der Homepage gesehen haben.

Auch hier ist keine Saison und somit eigentlich keiner da. Außer natürlich der hier obligatorische Wachmann. Er begrüßt uns freundlich, zeigt uns wo wir uns hinstellen dürfen, schließt Strom an und öffnet uns auch das Sanitärhaus. Lediglich das Wasser ist leider kalt, macht nichts. Wir haben ja warmes Wasser auch bei uns. Der Platz ist super und wir haben auch keine Lust mehr zu fahren. Wir stehen auf einer großen Wiese direkt an einem See. Auf der einen Seite gibt es etliche Stromsäulen und auf der anderen steht ein großes Zelt. Sieht so aus, als ob es hier im Sommer dann Snacks und Getränke gibt. Ansonsten gibt es hier aber quasi nichts, also gut einkaufen vorher. Natur pur und dazu noch ein malerischer Sonnenuntergang über dem See.


Pskov und Petschory

Freitag 29. Mai 2015

 

Wir ändern heute spontan unsere Reiseroute. Anstatt wieder zurück zur M9 und dann ab nach Riga zu fahren, nehmen wir die M20 weiter nach Norden. Nein, nicht bis Sankt Petersburg, obwohl es dort inzwischen auch wärmer geworden ist. Aber das ist doch zu weit, wir fahren nur bis Pskow. Rund 200 km sind es bis dorthin. Pskow, nahe der estnischen Grenze gelegen, gehört zu einer der ältesten Städte in Russland. Ein Ausflug in die Stadt steht schon lange auf meiner Besuchsliste der russischen Städte, aber irgendwie lag sie nie auf unserer Route oder einfach irgendwie immer ab vom Schuss. Aber da wir diesmal ja noch ganz gut in der Zeit sind, machen wir einfach mal einen Schlenker gen Norden, den wir später dann in der EU halt wieder gen Süden fahren.

Also geht’s über die Schotterpiste wieder zurück zur M20 und dann bis nach Pskow. Dort angekommen parken wir nicht weit vom Kreml entfernt. Dieser liegt direkt am Fluss und bildet das ehemalige Zentrum der Stadt. Von den Bauten innerhalb der Festungsmauern ist heute zwar nicht mehr allzu viel erhalten, aber es gibt einen hohen Glockenturm und die weiße Dreifaltigkeitskathedrale zu besichtigen. Sehr hübsch!


Eine weitere Besonderheit entdecken wir auch noch hier in der Stadt. Es gibt eine Touristeninfo! Anders als bei uns, ist dies in Russland keineswegs üblich und ich habe auf unseren Reisen bisher vielleicht eine Handvoll gefunden. Die Touriinfo von Pskow liegt nicht weit vom Eingang des Kremls und so kommt man quasi direkt daran vorbei. Also mal neugierig gucken gehen. Ich werde freundlich begrüßt und wir versuchen uns irgendwie auf einem Gemisch aus Englisch und Russisch zu unterhalten. Sehr lustig. Hier gibt es auf jeden Fall allerlei Infomaterial zur Stadt und zur Umgebung. Ich bin überrascht und bekomme von dem netten Mitarbeiter der Touriinfo einen schönen Stapel Prospekte. Sogar eine Broschüre über Pskow auf Deutsch ist dabei. Das ist ja eine Überraschung!


Weiter geht es für uns ins rund 50 km entfernte Petschory, welches direkt an der Grenze nach Estland liegt. Das dort gelegene Höhlenkloster gehört zu einen der wichtigsten Zentren der orthodoxen Kirche und soll wunderschön sein.

 

Die Landstraße dorthin ist übrigens mautpflichtig, darauf weisen große Schilder am Rand der Straße hin. Allerdings bis nach Petschory möchte niemand von uns Geld haben.

Die Klosteranlage liegt wirklich malerisch. Durch ein großes Tor betritt man das Gelände und der Blick fällt sofort auf die erste Kirche. Weiter geht es durch das nächste Tor, von dem aus der Weg bergab ins Zentrum der Klosteranlage führt. Wirklich ein beeindruckendes Ensemble und absolute Ruhe hier.

Das Höhlenkloster in Petschory

Nach dem Klosterbesuch kaufen wir noch einmal ein paar Lebensmittel ein und fahren das kurze Stück zur Grenze nach Estland. Dort übrigens darf bzw. muss man auch die Mautgebühr zahlen. Somit ist nicht wirklich die Straße mautpflichtig, sondern lediglich der Grenzübergang. Wir bezahlen 230 Rubel, also etwas weniger als 4 Euro. Die zahlen wir gerne, denn dies ist wirklich ein winziger Grenzübergang. Und somit noch nicht einmal jemand vor uns. Was für Luxus!

 

Bei der Ausreise erfolgt das Vorzeigen der Papiere in umgekehrter Reihenfolge als bei der Einreise. Also erst  die Fahrzeugkontrolle und Abgabe der Zollerklärung und im zweiten Schritt dann die Passkontrolle. Die Grenzbeamtinnen sind alle unheimlich freundlich. Allerdings haben wir doch ein kleines Problem. Dieses hat vier Pfoten und hört auf den Namen Vanja. Die Beamtinnen erklären uns, dass es hier keinen Veterinär vor Ort gibt. Anscheinend der Nachteil von diesem kleinen Grenzübergang. Andererseits auch ein wenig irritierend, denn bisher war die Hundekontrolle an russischen Grenzen eher vernachlässigbar. Das ist hier aber wohl anders. Und nu? Die Beamtinnen beratschlagen sich. Eine Möglichkeit wäre, dass wir einen Stück weiter im Süden über den großen Grenzübergang ausreisen. Allerdings von hier aus sind das fast 50 km. Glücklicherweise wird für uns eine andere Lösung gefunden. Vanja muss einfach im Auto bleiben und darf nicht aussteigen, wegen den ganzen Kameras hier. Eigentlich ganz trivial! Quasi ein blinder Passagier. Der aber natürlich kaum das wir das Auto verlassen, auf dem Fahrersitz sitzt.

 

So eine Fahrzeugkontrolle, bei der Vanja nicht aussteigen darf, ist auch gar nicht so einfach. Denn erfahrungsgemäß sind Grenzbeamte eher zurückhaltend gegenüber Hunden. Wir überlegen, wie wir dies trotzdem gemeinsam irgendwie schaffen. Also kommt endlich mal Vannis neuer Maulkorb zum Einsatz. Wir haben vor dem Urlaub den alten und nie genutzten Drahtmaulkorb ihrer Vorgänger entsorgt und einen kleinen, weichen Überzug für ihr Maul gekauft. Vanni ist ja schließlich auch ein Mädchen. Und für uns hat der den Vorteil, dass man das Ding mal eben in die Tasche stecken kann anstatt diesen unhandlichen Metallkorb dabeizuhaben. Und so bekommt Vanni den Maulkorb übergestülpt und wir können endlich mit einem Schmunzeln auf allen Seiten die Schränke inspizieren. Wirklich selten so viel Freundlichkeit an einer Grenze erlebt. Empfehlenswert zur Ausreise!

 

Die Ausreise ist geglückt. Jetzt kommt noch die Einreise zurück in die EU. Hier an der Grenze wird praktischerweise Englisch gesprochen, denn mit den Formalitäten in Estland kennen wir uns nicht so aus. Hier gestehen wir sofort, dass wir einen Hund dabei haben, denn unser „blinder Passagier“ ist einfach nicht zu übersehen. Zu dem wurden wir direkt vom Drogenspürhund begrüßt, der uns freundlich aufgefordert hat endlich seinen Ball zu werfen. Niedliches Tier. Die dazugehörige Beamtin lässt sich Vanjas Papiere zeigen und somit können wir hinter das Thema ein Haken machen. Vanja darf ausreisen. Wir übrigens auch. Nur mit unserem Auto gibt es irgendwelche Schwierigkeiten. Aber nicht weil wir irgendetwas Verbotenes einführen wollen, sondern allein der Fahrzeugschein unseres Indys führt scheinbar zu Schwierigkeiten. Hmm, irgendetwas ist hier merkwürdig. Wir erinnern uns, in Finnland standen wir ja auch schon so doof in der Ecke rum.

 

Irgendwann kommt dann ein Beamter auf uns zu und fragt ob unsere Kennzeichen geklaut sind. Irritierende Frage! Ich gucke vorne und hinten bei Indy. Beide sind dran. Irgendwie verstehen wir das nicht. Ein paar Erklärungsversuche später wissen wir, dass wohl ein ähnliches Kennzeichen wie unseres geklaut wurde, vermutlich ja nicht nur das Kennzeichen sondern mitsamt Auto. Und nu? Wir sollen uns an die deutsche Polizei bzw. die in unserer Heimatstadt wenden. Toller Hinweis. Das sind ja nur 2000 km bis dahin und so wie es ausschaut, dürfen wir da ja gerade nicht mal eben hinfahren. Gut dass es ja Handys gibt und so erfahren wir, dass ein Kennzeichen mit der identischen Buschstaben- und Zahlenfolge wie bei uns gestohlen gemeldet ist. Aber natürlich kein Münsteraner. Wir sollen die Grenzbeamten darauf hinweisen, dass bei uns die Leerstellen anders gesetzt sind. Die wiederrum sind extrem freundlich und bedauern auch sehr, dass wir hier Schwierigkeiten haben. Aber es bedarf einiger Freigaben von wo auch immer her und so müssen wir leider warten. Dafür wird uns Kaffee und auch eine Sitzmöglichkeit angeboten. Sehr nett!

 

Rund eine Stunde später ist es dann soweit, wir dürfen einreisen. Jippieh! Wir verabschieden uns freundlich von den Beamten und weiter geht es Richtung Riga. Die Landstraße ist quasi autofrei, die Landschaft grün und hügelig. Nach guten 50 km verlassen wir auch schon wieder Estland und fahren jetzt durch Lettland. Im Nationalpark Gauja gibt es nahe der Stadt Cesis einige Campingplätze, wovon wir den naheliegensten direkt anfahren. Der Camping Zagarkalns liegt direkt am Ufer der Gauja, hübsch hier. Bevor wir uns aber hier auf der Wiese einrichten, haben wir uns überlegt heute Abend mal wieder Pizza zu essen. An der Rezeption bekommen wir den Tipp, wo es im Ort die beste Pizza gibt. In einem hübschen Hotel mitten im Zentrum von Cesis, etwas oberhalb der Burganlage gelegen, holen wir uns zwei Pizzen und machen uns schnell wieder auf den Weg zum Camping. Und die Pizzen schmecken wirklich hervorragend!!

 

Der Campingplatzbetreiber hatte uns bei Ankunft erzählt, dass wir ruhig abends ein Lagerfeuer machen können. Beim Befahren des Platzes stellen wir dann fest, dass es eingelassene Metalllöcher im Boden dafür gibt. Beinahe wäre ich allerdings in eines hineingefahren. Von einem großen Stapel holen wir uns Feuerholz und so gibt es heute Abend ein ordentliches Lagerfeuer. Hält warm und hält vor allen Dingen auch die Mücken fern. 


Kaliningrad

Samstag 30. Mai 2015

 

Nach einer recht kühlen Nacht, kaum zu glauben dass wir Ende Mai haben, fahren wir weiter. Heutiges Tagesziel ist Kaliningrad. Wir wollen doch noch mal ein wenig Russland erleben. Zudem ist der Dieselpreis einfach unglaublich günstig und die Strecke über Kaliningrad fast 200 km kürzer. Gut dass wir ein Visum mit mehrfacher Einreise haben. Ich habe zwar wenig Lust auf erneute Diskussionen an der Grenze, aber die Argumente oben sind doch ziemlich überzeugend. Zudem wir ja jetzt wissen, warum wir möglicherweise gewisse Ein-/Ausreiseschwierigkeiten haben.

 

Wir nehmen den Grenzübergang nach Sovetsk. Wie an so vielen Orten trennt hier ein Fluss die Länder Litauen und Russland. Hier besonders schön durch eine große Brücke. Die Ausreise ist erstaunlich zügig, ein Blick in den Pass auf unsere russischen Visa reicht den Litauern aus. Puuh, Glück gehabt. Ein Blick in den Computer hätte uns vermutlich wieder eine Wartezeit von einer Stunde eingebracht. Diese wiederrum warten wir dann halt auf der großen Brücke auf die Einreise nach Russland. Eigentlich ganz hübsch hier, wenn nicht ein kräftiger Regenguss auf uns niederprasseln würde. Es sind nur drei Autos vor uns aber irgendwie geht es nicht vorwärts. Vielleicht Mittagspause? Ein Grenzbeamter kommt zu uns und kontrolliert schon mal unsere Pässe. Hund ist kein Hindernis und unsere Visa sind ok. Irgendwann werden wir aus der Schlange heraus gewunken und dürfen auf den Vorplatz. Hier gibt es netterweise kleine Drucker, wie an den Flughäfen in Moskau, so dass wir die Immigrationskarten nicht mehr selbst ausfüllen müssen. Diese werden einfach ausgedruckt. Lediglich die Zollpapiere werden noch handschriftlich ausgefüllt benötigt. Die Fahrzeugkontrolle läuft wieder mal ohne Auffälligkeiten. Vanja darf aussteigen und scheint auch hier ihren Niedlichkeitsfaktor auszuspielen. Super! Und dann geht es für uns auch schon wieder auf russischen Straßen weiter. Bis Kaliningrad sind es rund 120 km, also so zwei Stunden. Hier kann man am Hotel Baltika, welches an einer der großen Haupteinfallstraße liegt, mit dem Wohnmobil übernachten. 

 

Fahrt nach Kaliningrad

Praktischerweise kommen wir genau aus der richtigen Richtung in die Stadt rein. Der Hotelklotz liegt zwar etwas außerhalb aber auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Bevor wir uns dort auf der Wiese niederlassen gucken wir uns aber noch die zweite Alternative an. Das ist ebenfalls ein Hotel, welches laut Internet ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten für Womos  anbietet. Dieses liegt zwar genau auf der anderen Seite der Stadt, aber können wir uns ja mal angucken. Wir sind ja neugierig.

Den Namen des Hotels habe ich ganz schnell wieder vergessen, denn das war definitiv nichts. Die Lage zwar vergleichbar zum Hotel Baltika, also direkt an einer der Hauptausfallstraßen aber im Vergleich doch ziemlich runtergekommen. Zusätzlich eine riesige Baustelle vor der Tür und ganz schön viele Herzchen in den Fenstern. Somit erklärt sich auch, warum man die Zimmer hier auch stundenweise buchen kann oder aber so interessante Zeiträume wie von 11h bis 21h und von 22h bis 10h. Dafür kostet allerdings ein Doppelzimmer auch nur 20 Euro oder so. Mal gucken, ob ich die Internetseite noch wieder finde. Diese sah wirklich ganz schick aus.


Stadtrundfahrt durch Kaliningrad

 

Wir kehren ganz fix zurück zum Hotel Baltika zurück und checken dort ein. Hinter dem Hotelhochhaus gibt es eine Wiese auf der wir uns hinstellen können. Stromdosen sind ebenfalls vorhanden, zum Duschen können wir uns an der Rezeption einen Schlüssel abholen und unsere recht volle Toilette entsorgen wir in einem Gulli auf der Baustelle nebenan. Schraubendreher oder anderes Werkzeug zum Anheben des Gullideckels müssen wir selbst mitbringen, aber haben wir ja dabei. Also alles bestens hier.

 

Kaum haben wir uns endlich "installiert" bekommen wir Gesellschaft. Der vorne an der Landstraße stehende Rotel-Bus möchte ebenfalls hier übernachten. Die Firma Rotel Tours bietet Busreisen in quasi alle Ecken der Erde an und wir haben schon den ein oder anderen Bus von denen mal getroffen. Die Reisenden übernachten in kleinen Kabinen, den patentierten Rotelkabinen. Für uns unvorstellbar eng, aber echt spannend. Die Gruppe hier ist vor ein paar Tagen in Süddeutschland gestartet und hat als Endziel Sankt Petersburg. Aber erst einmal möchte das Reisegefährt hier geparkt werden. Auf dieser Reise wird ein LKW mit Schlafanhänger und zusätzlich der Reisebus eingesetzt. Gar nicht so einfach für das Gespann hier auf dem Rasen sich richtig hinzustellen. Aber die Fahrer sind routiniert, unser Indy kurz beiseite geparkt und schon steht das rollende Hotel.

 

Stellplatz am Hotel Baltika


Sonntag 31. Mai 2015

 

Als wir aufwachen sind unsere Nachbarn schon weg. Das ist wohl der klitzekleine Nachteil von Gruppenreisen, zumindest aus unserer Sicht. Ausschlafen ist da manchmal einfach nicht drin. Wir gehen es hingegen heute morgen ruhig an, packen zusammen und machen uns auf den Weg zur Grenze nach Polen. Vorher heißt es aber noch mal tanken. Wir haben zwar gestern schon vollgetankt, aber jeder Liter zum halben EU-Preis ist sein Preis wert. Aber es ist gar nicht so einfach diesen zu bekommen.

 

Die vorletzte Tankstelle, bereits in Sichtweit der Grenze, hat leider keinen Diesel mehr, die letzte hingegen wird gerade abgerissen und neugebaut. Also nehmen wir die drittletzte Tankstelle. Wir tanken voll, immerhin neun Liter kommen zusammen. Des Weiteren darf ich hier eine schon frankierte Postkarte abgeben und die Kassiererin steckt sie später in den Postkasten. Das finde ich echt klasse. Und das mit den Postkarten, möglichst beschrieben und den passenden Briefmarken und dann auch noch dem passenden Postkasten, möglichst in dem Land dessen Briefmarken ich vorher aufgeklebt habe, das ist so ein leidiges Thema von mir. Gar nicht so einfach alles passend zusammenzubekommen. Meine Koordinationsschwäche in diesem Fall hat zur Folge, dass wir diverse unbeschriebene Postkarten aus allen möglichen Ländern besitzen, aber diese sind ja ähnlich wie Fotos auch später noch hübsch anzugucken. Alternativ fahren sie in unserem Womo mit, denn vielleicht kommen wir ja irgendwann noch einmal in die abgedruckte Region. Dazu habe ich noch einen Stapel Briefmarken aus diversen Ländern. Üblicherweise sind diese ja auch ein paar Jahre später noch gültig, lediglich das Porto hat sich erhöht und ich kann welche dazu kaufen. Manchmal gibt es dann aber keine Marken mit der passenden Portodifferenz. Und der ein oder andere hat sicherlich auch schon Postkarten von mir bekommen, welche in einem Umschlag mit einer deutschen Briefmarke steckten. So ist das halt manchmal.

 

Die Grenze nach Polen hat glücklicherweise keine Überraschungen für uns, die Diskussion über unser Kennzeichnen kennen wir ja schon und so sind wir nach guten anderthalb Stunden wieder in der EU.

Weiter geht es für uns nach Elblag. Hier gibt es den Oberländischen Kanal, auf dem Boote fünf Hügel mittels Schienen überwinden. Laut einer kurzen Recherche im Internet wurde die Strecke x Jahre saniert und hat gerade dieses Wochenende wieder seinen Betrieb aufgenommen. Wann allerdings wo welches Boot abfährt, haben wir nicht so richtig verstanden.


Weitere Infos zu dem Kanal gibt es wie immer bei Wikipedia:

In Elblag suchen wir dann mal die Touriinfo und erfahren dort, dass gleich d.h. in einer Viertelstunde ein Boot losfährt. Dafür müssen wir aber noch fix die Abfahrtsstelle finden, Tickets kaufen und Vanja darauf vorbereiten dass sie etwas warten darf. Hunde sind leider nicht erlaubt.

 

In dem wartenden Bus sind wir zu fünft. Ein anderes Pärchen, der Busfahrer und wir. Wir fahren rund eine Dreiviertelstunde bis zur Abfahrtsstelle des Bootes, welches uns dann wieder zurück nach Elblag bringt.

 

Wir sind zu früh am Kanal, unser Boot ist noch nicht da und so haben wir Zeit hier ein wenig spazieren zu gehen und anderen Booten dabei zuzugucken, wie diese über den ersten Hügel gezogen werden. Schon eine spannende Konstruktion.


Ausgangspunkt unserer Bootstour

 

An Bord sind wir dann ebenfalls genau vier Passagiere. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass es noch mehr werden. Anscheinend war das Boot aber für eine Reisegruppe reserviert, welche nicht gekommen ist. Uns soll es recht sein, so brauchen wir uns keine Sorge um die besten Plätze machen. Mit den anderen beiden sind wir uns schnell einig, sie sitzen vorne und wir hinten.

 

Und dann geht es auch schon los. Die nächsten Stunden fährt unser Bötchen gemütlich mit uns über die Hügel und quert danach einen sehr großen See, in dem es vor Seerosen und Vögeln nur so wimmelt.

 

Ein wirklich empfehlenswerter Ausflug. Lediglich den Hinweis, dass es noch keine Getränke und Verpflegung gibt hätte ich ein wenig ernster nehmen sollen.


Los geht es auf dem Oberländischen Kanal


Zurück in Elblag überlegen wir zunächst hier zu bleiben, direkt am Ufer des Kanals liegt ein kleiner Campingplatz. Aber irgendwie möchte ich doch lieber endlich an die Ostsee und so fahren wir nach Stegna. Super Strand, nettes Lokal für ein Abendessen. Prima für die heutige Übernachtung.


Blick auf die Ostsee in Stegna


Montag 1. Juni 2015

 

Weiter geht es entlang der polnischen Ostseeküste bis nach Leba. Dies ist quasi unsere „Standardplatz“ auf dem Rückweg von Russland. Hier lässt es sich hervorragend entspannen und uns von der diesmal etwas anstrengenderen Reise erholen.

 

Die nächsten Tage verbringen wir somit mit Spaziergängen am Strand, Essen gehen oder aber frischen Fisch kaufen am Hafen und weitesgehendem Nichtstun. Alles bestens hier.

 

Diesmal verstehen wir auch endlich warum jedes Jahr am Strand so ein hässliches dickes Rohr liegt. Die Winterstürme führen dazu, dass der Strand abgetragen wird und dieser somit jedes Jahr wieder neu aufgeschüttet werden muss. Dazu wird ein Gemisch aus Sand und Meerwasser aus dem nahegelegenen Hafenbecken gepumpt. Und dafür ist dieses besagte Rohr gut.

 

Sobald das Wasser gepumpt wird stehen übrigens ganz viele Bernsteinfischer hinter dem Wasserschwall und hoffen darauf einen der teuren Steine in ihrem Netz zu haben. Bei einem der Fischer kaufen wir einen Bernstein, quasi frisch gefangen. Ganz schön groß. Mal gucken, was ich mir daraus Schönes bastele (oder basteln lasse).

 

Bernsteinfischen in Leba


Das Wetter ist recht wechselhaft. Anfangs ist der Himmel noch ziemlich wolkenverhangen, im Laufe der Tage klart es aber auf und es wird richtig schön. Lediglich warm ist es definitiv nicht. Ein frischer Wind pustet uns hier um die Ohren. Zum Aufwärmen gibt es in der Strandbude glücklicherweise ein Art Glühwein, der super schmeckt. Warum nicht mal im Juni noch Glühwein trinken.


Vanja freut sich, denn wir sind genau einmal nur auf die Idee gekommen, dass ja Schwimmen eine ganz schöne Sache wäre. Also für Vanja jetzt. Das sah sie aber irgendwie anders. Immerhin ein paar Schwimmzüge hat sie dann doch gemacht, vermutlich aber eher weil sie sich irgendwie in der Himmelsrichtung vertan hat. 


Im Gras lässt es sich ja auch viel besser liegen. Oder sogar drinnen, dann aber bitte mit Decke. 


Hundeleben in Leba


 

Ansonsten ist Leba ein ziemlicher Touri-Ort. Bei dem Strand aber auch kein Wunder. Und so gibt es unzählige Restaurants und Geschäfte in denen sich allerlei meist völlig unnötiger Schnickschnack kaufen lässt. Für Kinder wohl das absolute Paradies und so sind hier zahlreiche Kinder- und Jugendgruppen unterwegs. Besonders die Kleineren stürmen die Geschäfte. Jede Gruppe hat übrigens immer eine bestimmte Kappenfarbe, so lässt sich immer ganz gut zuordnen welche Kinder nun zu welcher Gruppe gehören. Zwischen den Geschäften gibt es auch zahlreiche Spielhallen, die hier auch eher auf eine jüngere Zielgruppe eingerichtet ist. 


Spielparadies Leba 


Neben ein paar Partien Air Hockey beschäftigen wir uns aber lieber mit dem Thema Essen. Und da gibt es hier vor allen Dingen Fisch. Entweder kaufen wir uns frischen Fisch direkt vom Fischerboot am Hafen (vormittags da sein!) oder aber gehen lecker essen. Hier lässt sich wirklich gut die Zeit vertreiben. 


Aber auch die schönste Zeit ist irgendwann vorbei ... Und so heißt es nach vier Tagen zusammenpacken.



Freitag, 5. Juni 2015

 

Heute machen wir uns schweren Herzens auf den Weg nach Hause. Bis nach Münster sind es rund 900 km, die wir aber mit Zwischenübernachtung fahren wollen.

 

Auf halber Strecke besuchen wir in Ueckermünde Freunde von uns. Hier gibt es einen netten kleinen Campingplatz der direkt am Haff liegt. Es gibt viel zu erzählen und so verbringen wir einen netten Abend hier in dem Ausflugsort mit seinem hübschen Altstadtkern.


Routenübersicht 2015

12. Juni 2015

 

Zwei Monate sind seit dem Beginn unserer Reise vergangen. So langsam füllt sich unsere Homepage, die zahlreichen Fotos sind sortiert und dementsprechend gibt es jetzt auch eine Übersichtskarte zu unserer gefahrenen Route. Rund 5500 km waren es insgesamt (ohne die Fährüberfahrt gerechnet).

 

Unsere Russlandrundreise in 2015

Wohnmobiltour durch Russland in 2015 final StepMap Wohnmobiltour durch Russland in 2015 final

Mit ♥ für euch geschrieben