12. Juni 2011
Von Anapa auf die Taman-Halbinsel
Am nächsten Morgen geht es weiter und wir fahren auf die Taman-Halbinsel. Dort soll es noch aktive Schlammvulkane geben in denen man ein Bad nehmen kann.
Die westlichen Ausläufer des Kaukasus haben wir nun hinter uns gelassen und die Landschaft ist deutlich flacher, links und rechts der Straße sind immer wieder große Seen sichtbar auf denen angeblich Lotus-Blumen wachsen. Gesehen haben wir leider keine. In Temrjuk halten wir uns Richtung Asowsches Meer um dort auf die Küstenstraße zu kommen. Ein Vulkan befindet sich im Ort Sa Rodiny. Hier einfach dem Hinweisschild an der Landstraße Richtung Meer folgen. Am Ende der Straße gibt es wieder eine Schranke mit Wärterhäuschen. Wir zahlen pro Person 400 Rubel Eintritt und schon dürfen wir auf das Gelände. Neben dem Vulkan gibt es auch noch ein Hotel, einen Angelteich, viele Buden die aber noch nicht geöffnet sind und eine Touri-Mini-Bahn, die die Touristen vom oben gelegenen Parkplatz ca. 200 m bis Hotel transportiert.
Unsere Erlebnisse am Vulkan haben wir ja schon geschrieben und während unserer Wartezeit an der russisch-ukrainischen Grenze veröffentlicht, insofern geht’s jetzt direkt weiter mit den Herausforderungen dieses Grenzübergangs.
Wir haben ja inzwischen einige Erfahrung mit Grenzübergängen Richtung Osten gemacht, aber eine Grenze per Fähre zu überschreiten scheint das ganze Prozedere nicht einfacher sondern eher komplizierter zu machen. Nachdem wir also nach Stunden langem Warten endlich einen Zettel vom Zettelverteiler bekommen haben dürfen wir damit unsere Fährtickets kaufen gehen. Auch hier wird wieder geduldig in langen Schlangen gewartet bis die Schalter aufmachen. Eigentlich dürften es ja nicht mehr als 22 oder 23 Leute sein, aber Fussgänger-Passagiere gibt es ja auch noch und so herrscht ordentlich Trubel in der Wartehalle. Immerhin klimatisiert ist es hier drin, so dass das Warten gar nicht so unangenehm ist. Beim Ticketkauf zeigen wir unsere Pässe, den Fahrzeugschein und Ceddys Ausweis vor. Letzterer wird zunächst für den Fahrzeugschein gehalten aber das lässt sich aufklären. Die Überfahrt kostet 1357 Rubel für’s Auto und 160 Rubel pro Person, Hunde sind kostenlos. Nach erfolgreichem Ticketkauf, dürfen wir dann auch endlich auf den Vorplatz für die Abfertigung fahren.
Hier gab es noch ein kleines Missverständnis zwischen dem Kontrolleur und Jessi, denn eigentlich sollten wir noch warten bis wir vorfahren dürfen. Manchmal fehlen dann aber doch noch ein paar Vokabeln in der Sprache und so sind wir halt aus der Schlange ausgeschert und nach vorne gefahren. Fand der Typ gar nicht gut, denn wir sollten ja warten. Und nun haben sich natürlich auch alle anderen beschwert, warum wir denn vor dürfen. Die waren aber schnell beruhigt, denn jetzt durften alle auf den Vorplatz fahren, die zuvor vor uns standen. Und wir haben geduldig gewartet bis der schwarze BMW an uns vorbei war und so standen wir alle wieder schön in der gleichen Reihenfolge.
Auf dem Vorplatz angekommen ging es noch einmal an ein Kontrollhäuschen, Pässe und Ticket vorzeigen. Wozu das diente, keine Ahnung. Gerade als wir uns mit Essen an einer der Buden versorgen wollen, geht es plötzlich weiter. Das nächste Tor geht auf und nach Kontrolle des Tickets dürfen so rund 10 Fahrzeuge zur Grenzkontrolle vorfahren. Die Bestellung des Fleisch-Bliny ist schon in Arbeit und so müssen die hinter uns halt ein wenig warten bis wir vorfahren. Jetzt scheinen aber alle schon geduldiger, denn jetzt ist ja klar dass alle hier vorne Stehenden mit auf die Fähre kommen.
Bei der Grenzkontrolle gibt es noch ein Novum, Fußgänger gehen durch einen Seiteneingang durch die Kontrolle und nur der Fahrzeugführer fährt mit dem Auto über die Grenze. Na super, damit haben wir jetzt nicht gerechnet, aber da müssen wir jetzt wohl durch. Und so verschwindet Jens mit seinen Papieren zur Fußgängergrenze und Jessi wartet mit Ceddy in der Autoschlange. Ein freundlicher Zollbeamter weist mich noch darauf hin, dass ich erst noch meine Zollerklärung abgeben muss. Da müssen scheinbar nur Ausländer hin, denn der BMW vor uns hat keine Anstalten gemacht auszusteigen und dorthin zu gehen. Der Zollbeamte spricht ein wenig englisch und gemeinsam mit der Zollbeamtin hinter dem Guckloch sind die Papiere schnell ausgefüllt. Hier gibt es übrigens wieder die kleinen DINA5 Vordrucke, die beim Grenzübergang von Finnland aus nicht mehr gültig waren.
Zurück am Auto dürfen wir auch kurz drauf schon zur Kontrolle vorfahren. Der Hund im Auto gefällt den Beamten nicht wirklich und so darf Ceddy schon mal zu Fuß über die Grenze und wird dort von Jens in Empfang genommen. Nun wird unser Jumpy ausgiebig untersucht. Dem Beamten gefällt gar nicht wie viele Fächer so ein Womo haben kann und erst recht nicht die Ecken, die nicht zugänglich sind wie z.B. unsere Lautsprecher-Verkleidungen oder auch ganz allgemein die Innenverkleidung. Zum Abschluss wird noch einmal unter die Motorhaube geguckt und dann sind wir fertig. Auf den Einsatz der Spürhunde wird bei uns verzichtet, aber bei fast jedem anderen Auto kommt ein Hund vorbei. Sogar ein Welpe ist dafür im Einsatz.
Bevor Jumpy aber vom Zollbereich runter darf, werden erst noch mal Pass und Fahrzeugschein kontrolliert. Hier gibt es dann auch den Ausreisestempel in auf’s Visum, das war es dann mit Russland in diesem Urlaub.
Nun stehen wir wieder in unserer Schlange und warten darauf dass die Fähre endlich kommt. Kurz vor 21 Uhr legt sie dann tatsächlich an und ist auch ratzfatz entladen, 22 Autos und einige Fußgänger dauern halt nicht so lang. Und schon wird das nächste Tor geöffnet, noch mal unsere Papiere kontrolliert und schon dürfen wir zur Fähre vorfahren. Hier wird dann unser Ticket, jetzt wiederum von den Fähreinweisern kontrolliert und dabei fällt aufm dass wir irgendwas falsch bezahlt haben. Scheinbar sind wir ja ein viel größeres Auto als das was man für 1357 Rubel mitnehmen darf. Ein Blick in den Fahrzeugschein, zeigt ihnen aber dass wir wirklich nur 5 m lang sind und dann ist alles wieder gut. Kurz bevor wir dann aber nun wirklich auf die Fähre dürfen, kommt von hinten ein Bus angefahren (scheinbar ein Linienbus zwischen Krasnodar und der Krim). Und der darf natürlich nun als nächstes auf die Fähre. Große Diskussionen unserer Umstehenden gehen los, was das denn mit dem Bus soll aber es passen trotzdem alle drauf. Der Bus musste halt nur in die Mitte.
An Deck angekommen gehen die Einreiseformalitäten weiter. Hier gibt es jetzt die ukrainische Immigration Card zum Ausfüllen. Im Papier ausfüllen haben wir ja inzwischen Übung und so ist das schnell erledigt (hinten drauf steht auch eine englische Anleitung). Auffallend bei dem Papier ist, dass es nicht nur aus den beiden Abschnitten Einreise und Ausreise besteht sondern noch schön eine große Werbung für den nächsten Aquapark aufweist. Hat einer von euch schon mal Werbung auf Zollpapieren gesehen? Die Zielgruppe ist auf jeden Fall die richtige, denn ein Großteil der Einreisenden kommt aus Russland und macht Urlaub auf der Krim.
Unsere Fähre ist schnell auf der anderen Seite angekommen, die Überfahrt dauert vielleicht eine halbe Stunde, mehr auch nicht. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ist natürlich die Sonne untergegangen und es ist dunkel. Eigentlich wollten wir ja Nachtfahrten vermeiden! Aber so schnell fahren wir ja auch noch nicht, jetzt heißt es erst mal die ukrainischen Grenzformalitäten zu erledigen. Am Anfang bekommen wir einen kleinen Zettel, auf dem wir das Kennzeichen, die Automarke und die Anzahl der Personen eintragen müssen (gut aufbewahren, muss am Ende wieder abgegeben werden). Ansonsten geben wir alle unsere Papiere ab und der Grenzbeamte verschwindet damit. Ein andere guckt sich kurz unser Auto von innen an und verschwindet wieder. Zwischendurch werden unsere Gesichter noch ausführlich mit den Fotos in unseren Reisepässen verglichen. Bei Jessi wird zusätzlich noch eine Grenzbeamtin zu Rate gezogen, biometrisches Passbild sei Dank.
Irgendwann bekommen wir all unsere Dokumente zurück, haben schöne Stempel im Reisepass und dürfen weiterfahren. Unsere tolle Immigrationskarte mit der Werbung bekommen wir leider nicht wieder, die brauchen wir anscheinend nicht. Nun kommt noch eine Schranke, an der wir unseren „Laufzettel“ wieder abgeben und schon sind wir in der Ukraine. Es ist dunkel, die Straße löchrig und wir fahren erst mal einfach Richtung Kertsch, dem ersten Ort auf der Halbinsel hier.
Kertsch ist doch deutlich größer als erwartet, Fußgänger sind noch ziemlich viele unterwegs, Autos hingegen kaum noch. Am ersten bewachten Parkplatz am Straßenrand halten wir an und fragen ob wir übernachten dürfen. Klar dürfen wir. Es kostet 10 UAH, aber leider haben wir noch keine Landeswährung. Macht aber auch nix (der nahegelegene Geldautomat ist übrigens außer Betrieb). Und so verbringen wir die erste Nacht auf ukrainischen Boden neben eines etwas heruntergekommenen Bagger, aber dafür mussten wir nicht allzu weit im Dunkeln mehr fahren.
Die Homepage der Fähre findet sich übrigens unter www.anroskrim.ru. Hier haben wir aber noch nicht geguckt, welche Infos denn dort zu finden sind.