Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen und heißt es am Wochenende vor unserer Abreise für uns Womo packen, Papiere noch einmal durchgehen und doch mal etwas konkreter überlegen, wo es denn eigentlich so hingehen soll. Sankt Petersburg und Moskau sind zwar auf jeden Fall unsere Ziele, aber davor, dazwischen und dahinter gibt es ja doch so einiges zu entdecken.
Grobe Routenplanung
Ich durchstöbere somit "mal eben" das Internet, dazu noch unsere zahlreichen Reiseführer und Prospekte diverser Messebesuche. Die Fülle der Information möchten irgendwie im Kopf verarbeitet, spannendes von unspannendem getrennt werden und dazu das Ganze sollte noch in einen halbwegs realistischem Rahmen bleiben. Gar nicht so einfach bei der großen Auswahl an Freizeitaktivitäten. Dazu kommt noch unser Plan dieses Jahr uns noch Weißrussland anzugucken, welches allein sicherlich für einen dreiwöchigen Urlaub geeignet ist.
Bei der Vorbereitung komme ich auf die Idee mir zu jeder Attraktion eine kurze Übersicht zu basteln, so dass ich auf einen Blick weiß wo sich was befindet, wann vielleicht ein Ruhetag ist und ob wir vielleicht dran denken sollten, dass das Ziel auf einer Insel liegt. Gute Idee, aber mein sogenannter "Baikalsprinter-Onepager (Einseiter)" füllt sich leider nicht von selbst. Das klappt ja schon bei der Arbeit nicht, warum sollte es dann bei unserer Urlaubsplanung funktionieren?
Übersichtliche Infos auf einer Seite
Je mehr ich nun lese, desto mehr Ideen habe ich. Nur gut, dass gar nicht mehr so viel Zeit vor der Abreise ist und somit doch andere Dinge plötzlich wichtiger werden. Jens stattet mit Vanja dem Amtstierarzt noch einen Besuch ab und Vanja bekommt ihr noch nie gebrauchtes Amtstierärztliches Gesundheitszeugnis. Mal gucken ob wir es brauchen. Beim Durchgucken der Papiere stellen wir fest, dass unser Scuddy (kleiner flinker Elektroroller) noch gar keine grüne Versicherungskarte für dieses Jahr hat. Also fix noch bei der HUK vorbei, die wieder einmal sehr irritiert ist dass wir mit so einem Fahrzeug ins Ausland wollen. Der Mitarbeiter ist doch erleichtert, als er erfährt dass der Roller zusammengefaltet im Kofferraum nach Russland einreist und wir nicht mit ihm bis nach Russland fahren wollen.
Bei all den Überlegungen kam jetzt folgende Route für den Anfang heraus: Helsinki, Vyborg, Schlüsselburg (oben auf der Übersicht kurz gezeigt), Sankt Petersburg, Gattschina und dann Puschkin. Letztere beiden wären sinnvoller andersherum anzufahren, aber hier kommen so Ruhetage von Museen ins Spiel. Alles weitere entscheiden wir dann unterwegs. Mal gucken, ob das so klappt.
Aber jetzt lest selbst weiter, wie es uns so ergangen ist und wo wir letztendlich gelandet sind. Viel Freude und gute Unterhaltung mit unserem Reisebericht!
Viele liebe Grüße
Jujuv
Mittwoch, 4.05.2016
Anreise nach Travemünde
Es ist Mittwoch, üblicherweise kein Wochentag der für unendliche Staus bekannt ist. Der heutige Mittwoch ist da wohl eine Ausnahme, denn es ist ein Tag vor Fronleichnam und so haben bekannterweise ziemlich viele Menschen sich ein langes Wochenende freigenommen und bevölkern nun die Autobahn.
Wir wussten das natürlich vorher und haben dies quasi geplant in Kauf genommen. Diesmal kommt noch hinzu, dass wir erst nach der Arbeit losfahren und somit genau zur Höchstzeit des Stauaufkommens unterwegs sind. Von Dortmund haben wir dafür den Vorteil, dass wir zwei verschiedene Routen wählen können. Ab dem Kamener Kreuz können wir entweder der Hansalinie A1 nach Norden folgen oder die A2 weiter nach Westen nehmen und in Hannover auf die A7 wechseln. Die Stauschau im Radio klingt für letztere Route gar nicht so übel. Auf einer Strecke von rund 400 km sollen wir nur anderthalb Stunden länger brauchen. Nicht wirklich schön, aber auch keine Katastrophe. Da wir ja eh nicht die schnellsten auf der Autobahn sind, haben wir die Hoffnung dass sich der ein oder andere Stau von selbst aufgelöst hat.
Unsere Fähre legt um 3 Uhr morgens ab, so dass wir bis dahin schon irgendwie da sein werden. An Deck dürfen die Wohnmobile und Transporter erfahrungsgemäß außerdem als letztes. Bedeutet für uns, je später wir in Travemünde ankommen desto kürzer müssen wir warten. Und warten kann ja auch echt anstrengend sein.
Gerade mal losgefahren stehen wir auch schon im Stau. In Dortmund. Ich hatte vergessen, dass meine Lieblingstankstelle direkt hinter einer Baustelle liegt und der Weg zurück zur Autobahn durchaus lange dauern kann. Doof gelaufen. Die weitere Strecke zieht sich. Da wir uns aber ja drauf eingestellt hatten, ist es gar nicht so wild. Und in der Tat erledigen sich ein Teil der Staus von alleine, die sind einfach schon weg wenn wir endlich da sind.
Gegen 22:45 Uhr sind wir dann endlich am Skandinavienkai in Travemünde. An der Schranke dürfen wir sofort vorfahren, Ticket und Ausweise vorzeigen und schon stehen wir in der Wohnmobilschlange. So an zehnter Position. Außer uns möchten wohl doch auch ein paar andere Womos gen Norden. Vanja bekommt endlich ihr lang ersehntes Abendessen und auch noch eine gute Nachtrunde auf dem Hafengelände. Nicht ganz so malerisch, aber klappt wohl.
Die Autos dürfen inzwischen in den Fährbauch und so holt das Follow me-Fahrzeug eine Autoschlange nach der anderen ab. Immer schön im 10 – 15 er Päckchen geht es für die Wartenden los. Wir hingegen stehen und warten. Ein wenig müde sind wir inzwischen übrigens. Irgendwann sind wir dann auch schon sehr müde. Gegen halb 3 haben wir es dann endlich geschafft. Unser Indy ist im Fährbauch verstaut und am Strom angeschlossen und wir haben unsere Kabine vom Typ „L4P“ für die Überfahrt bezogen. Eine tolle Perspektive gleich ins Bett zu fallen.
Vorher geht es aber noch kurz an Deck, schon mal Seeluft schnuppern und dabei von oben dem Beladen der Fähre zu gucken. Schon spannend auf welch engem Platz hier die LKW-Trailer rangiert und geparkt werden.
Die erste Urlaubsnacht ruft und wir wünschen eine schöne gute Nacht!
Jujuv
Donnerstag, 5.05.2016
Ein Tag auf See
Wir schlafen gut hier bzw. sogar hervorragend und sind glücklich darüber, dass wir uns diese große Luxuskabine wieder gegönnt haben. Eine Vierbettkabine mit 20 m2 ist doch einfach komfortabler als die kleinen, halb so großen Kabinen. Und dass wir zwei Fenster haben, eines nach vorne raus und eins zur Seite, finde ich auch nach wie vor klasse. Vielleicht wirkt die Kabine dadurch auch einfach optisch schon ziemlich groß. Vanja scheint ebenfalls gut geschlafen zu haben. Kein Wunder, hat sie doch sofort das Sofa für sich auserkoren. Es kommt uns doch so vor wie zu Hause. Kaum sind wir nicht da oder aber schlafen wir (entspricht ja für Vanja quasi einem Nichtdasein), wird das Sofa einfach belagert.
Bevor es für uns Frühstück gibt, geht es aber natürlich erst einmal mit unserem Vierbeiner auf das Hundedeck. Ein kleiner Morgenspaziergang. Seitendeck 7, ca. 100 m lang, Ausstattung: 1 Hunde-Kack-und-Pippi-Box. Zur Abwechslung gibt es auf beiden Seiten des Schiffs jeweils ein Hundedeck, spiegelbildlich versteht sich. Allerdings hat das eine Deck morgens Sonne und das andere abends.
Und da wir das grandiose Glück haben, dass ein paar Tage vor unserem Urlaubsbeginn endlich die Temperaturen geklettert und die Sonne zum Vorschein gekommen ist, können wir jetzt auch den Luxus des doppelten Hundedecks nutzen. Morgenspaziergang mit Vanja also in der Morgensonne. Die Box wird zwar mal gequert, aber doch lieber ignoriert. Das wird schon noch.
Jens und ich genießen danach ein super Frühstück. Echt toll, dass Finnlines ihr Konzept mit dem Brunch beibehalten hat und wir somit auch um 11 Uhr etwas leckeres zu essen bekommen. Den weiteren Seetag verbringen wir mit viel nichts tun. An Deck lässt es sich in einer windstillen Ecke gut in der Sonne sitzen oder alternativ ziehe ich mich in die sonnig-gemütliche Fensterecke in unserer Kabine zum Zeitunglesen zurück. Das ist Urlaub. Dazwischen drehen wir dann noch die ein oder andere Runde mit Vanja, die irgendwann dem inneren Druck doch nachgibt und in die Box steigt. Dafür gibt’s danach aber auch Bespaßung mit uns das Deck auf und ab zu rennen. Dank des schönen Lichts auf der Nachmittagssonnenseite entstand eine kleine Fotoserie dazu, die sicherlich später mal aufbereitet wird.
Auf dem Weg zurück in die Kabine queren wir eine große Gruppe russischer Jungs, die alle in schwarzen Anzügen mit weißem Kragen gekleidet sind. Das einige Busse mit Gruppen an Bord sind hatten wir vorher schon gesehen, aber was hat es jetzt mit dieser auf sich?
Kurze Zeit später sind wir schlauer, denn wir hören schon von weitem dass es sich wohl um einen Chor handelt, der gerade singt. Das klingt spannend und kommt irgendwo aus dem Treppenhaus. Also nehmen wir die Treppe und nicht den Fahrstuhl. Und siehe da, auf der Etage mit der Bar und dem Restaurant steht ein Knabenchor und erfreut das Publikum ringsherum. Die Akustik eines Treppenhauses ist vermutlich so eine Sache, dennoch hört sich das Ganze wirklich beeindruckend an. Was eine Überraschung hier an Bord!
Später geht es dann zum Abendessen, welches in einem deutlich engeren Zeitfenster angeboten wird als das Brunchbuffet. Und somit wundert es uns auch wenig, dass quasi alle gleichzeitig zum Essen erschienen sind. Wir nehmen es gelassen. Die Auswahl kommt uns etwas geringer vor, als in den letzten Jahren, nichtsdestotrotz ist sicherlich immer noch für jeden Geschmack etwas dabei. Ich hatte eine Kombination aus Wildbraten, Ente und Lachs. Dazu ein bisschen Reis und Brokkoli. Fand ich eine super Kombination. Wer jedoch mit der Erwartung an eine Kreuzfahrt hier an Bord geht, wird wohl doch etwas enttäuscht sein. Dazu passt wohl ein Kommentar „Hat doch eher den Charme eines Frachters“, vermutlich ging es darum dass das Buffet nicht permanent wieder aufgefüllt wird, sondern wenn eine Schale leer ist wird sie eine gewisse Zeit noch aufgefüllt. Irgendwann dann aber auch nicht mehr. Wer also anstatt zum Nachtischbuffet noch mal bei den Vorspeisen vorschlendert, wird feststellen dass ein Teil einfach nicht mehr zu haben ist. Uns macht das nichts aus, allerdings haben wir ja auch den Vorteil dass wir unsere Strategie der Essensauswahl schon optimiert haben.
Und damit geht ein schöner Tag an Bord zu Ende und wir freuen uns schon morgen früh auf das Einlaufen in Helsinki.
Gute Nacht irgendwo in der Nähe von Schweden (zumindest hatten wir zwischendurch mal schwedisches Handynetz)
Jujuv
Freitag, 6.05.2016
Einreise nach Russland
Der Wecker klingelt. Ein unangenehmes Geräusch, vor allem im Urlaub. Aber die Fähre legt nun mal früh in Helsinki an, wobei früh ja relativ ist. Für Arbeitstage wäre 9 Uhr schon recht spät, aber da brauche ich ja auch meist zwei Stunden von Weckerklingeln bis zum Piepen meiner Stempelkarte. Da heute morgen ja meine Anreise nach Dortmund entfällt, sollten wir auch mit der Hälfte der Zeit hinkommen.
Die Sonne scheint übrigens wieder, der Wind hat abgenommen und so langsam schiebt sich unsere Fähre zwischen den kleinen Inselchen dem Hafen immer näher. Dort angekommen beobachten wir mal wieder fasziniert auf welch kleinem Raum sich so eine große Fähre mal eben um 180 Grad drehen kann um dann rückwärts an den Anlieger zu fahren. Beeindruckend.
Bei angenehmen 18 Grad Celsius befahren wir laut Anzeige 30 Grad warmen finnischen Boden und machen uns auf den Weg nach Vaalimaa, dem Grenzort nach Russland. Die Autobahn ist immer noch bis rund 30 km vor der Grenze zweispurig. Laut Straßenschildern wird sie wohl in 2018 durchgehend ausgebaut sein. Wir sind gespannt.
In Vaalimaa angekommen machen wir an dem dortigen Supermarkt eine Pause und stärken uns mit einem Hodari pekoni mit kahvari. Hotdog mit einem mit Bacon ummantelten Würstchen und dazu ein Kaffee. Da können wir also schon zum Urlaubseinstieg unsere Vorliebe für den für uns bisher typisch baltischen Tankstellensnack ausleben. Hier dient der Hodari pekoni allerdings auch gleichzeitig zur Stärkung, denn die russischen Grenzformulare wollen noch ausgefüllt werden. Also erst die Migrationskarten, zweifach und auch gleich zweimal und die Zollerklärung, zweifach aber nur einmal, da wir ja nur ein Auto einführen wollen.
Wir hatten uns vorab übrigens bei der Polizei informiert, ob wir denn wohl wieder mit Schwierigkeiten an den EU Außengrenzen zu rechnen haben. Eindeutig ja. Kein neuer Kenntnisstand zum Vorjahr. Zur Erinnerung hier noch mal kurz die Vorgeschichte: vor einiger Zeit wurde ein deutsches Fahrzeug mit der gleichen Buchstaben-/Zahlenkombination wie unseres gestohlen gemeldet und auch wenn wir nicht aus München sondern aus Münster kommen, so sieht es auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Das hatte zur Folge, dass wir letztes Jahr ziemlich lange bei der Abfertigung warten durften. Da für uns ein Kennzeichenwechsel keine Alternative ist, kann es uns dieses Jahr ähnlich ergehen. Wir sind gespannt.
An der finnischen Grenze angekommen, stellen wir erst mal fest dass die Grenzabfertigung umgebaut wurde. Jetzt gibt es für die PKWs zwei verschiedene Bereiche, einer für diejenigen die etwas verzollen wollen und einer für die halt nicht wollen. Wir entscheiden uns für letzteres und fahren somit auf den neuangelegten Bereich des Geländes. Hier gibt es jetzt bestimmt zehn Schalter in einer Reihe, an die man direkt mit seinem Fahrzeug ranfahren kann und dann einfach sitzenbleiben kann während die Papiere kontrolliert werden. Also nichts mehr mit aussteigen, rein ins Kontrollhäuschen und hinten rum wieder raus. Welch ein neuer Luxus! Der Grenzbeamte kontrolliert unsere Pässe, Vanjas Heimtierausweis und natürlich Indys Fahrzeugschein. Minuten vergehen. Und siehe da, wir bekommen unser Papierpäckchen zurück und dürfen fahren. Ganze fünf Minuten hat die Ausreise aus der EU gedauert.
An der russischen Grenzabfertigung angekommen heißt es erst einmal Schlange stehen. Das gehört einfach dazu. Und schön warten bis man nach vorne gewunken wird. Ich übersehe natürlich prompt, dass ich halten soll. Puuh, ich entschuldige mich mal lieber bei der freundlich guckenden Grenzbeamtin und schon dürfen wir doch vorfahren, allerdings in die Nachbarreihe. Auch gut. Kaum steige ich aus dem Auto werde ich von der nächsten Grenzbeamtin gefragt, ob wir schon mal hier waren und ob wir die notwendigen Formulare haben. So eine freundliche Begrüßung und vor allen Dingen mit direktem Hilfsangebot hatten wir ja noch nie. Fast schon schade, dass wir bereits Blankoformulare hatten und diese sogar schon ausgefüllt haben. Meinetwegen können sie das hier an der Grenze trotzdem beibehalten, es gibt sicherlich genug Einreisende die gerne auf Hilfe zurückkommen.
Nun geht das übliche Ablaufen der Schalter los. Erst mal Passkontrolle mit Abgabe der Migrationskarte. Mir passiert prompt der nächste Fehler. Den Pass gibt immer zuerst der Fahrzeugführer ab, auch wenn es hier ja nicht um das Fahrzeug sondern um die Personen geht. Hätten wir wissen können, denn hatten wir schon mal. Auch hier lieber einmal zu viel Entschuldigung sagen als zu wenig. Die Grenzbeamtin scheint das aber glücklicherweise entspannt zu sehen und so bekommen wir schön unsere Stempel in den Pass und die Migrationskarte. Erst danach zeige ich ihr noch den Heimtierausweis von Vanja, der aber freundlich abgelehnt wird. Und wieder einmal ein amtstierärtzliches Gesundheitszeugnis umsonst besorgt. Irgendwann werden wir es schon noch brauchen!
Danach heißt es Vorrücken des Fahrzeugs, natürlich nur nach Aufforderung. Der Schalter für die Zollerklärung in unserer Spur ist geschlossen, dafür der in der Nachbarspur wo wir uns dann anstellen. Der Zöllner für die Übersicht über die wartenden Fahrzeuge (so haben wir ihn genannt) bekommt von uns schon mal die Info dass wir einen Hund dabei haben. Der natürlich nicht beißt, dafür aber ziemlich groß ist. Auch hier ein freundliches Lächeln.
Am Häuschen für die Zollerklärung freut man sich darüber dass ich ein paar Brocken Russisch spreche. Seine Eltern wohnen in Bielefeld und somit ist meine übliche Erklärung dass Münster quasi neben Köln und Dortmund liegt gar nicht notwendig. Nebenbei erkläre ich noch dass unser Auto nicht wirklich günstig war und dass wir Freunde in Moskau besuchen wollen und ja, wir waren in der Tat schon mehrfach in Russland. Und zack gibt es die nächsten Stempel.
Nun fehlt nur noch die Fahrzeugkontrolle an sich. Jens holt Vanja extra raus und wir öffnen wie alle anderen schon mal prophylaktisch unsere Türen. Der Beamte guckt sich im Innenraum kurz um, öffnet ein paar Klappen und schon gibt es den finalen Stempel. Geschafft!
Dabei haben wir aber die Rechnung ohne den Zöllner für die Übersicht über die wartenden Fahrzeuge gemacht. Der wollte nun auch noch unser Auto von innen sehen und motiviert noch einen Kollegen mit zu kommen. Letzterer beschäftigt sich aber lieber mit Vanja. Und so werden erneut alle möglichen Fächer und Schränke geöffnet. Eine gewisse Neugierde scheint doch dazu sein.
Auf den Kopf eine Stunde haben wir für die Ausreise aus der EU und Einreise nach Russland gebraucht. Super und dazu noch diese wirklich sehr freundlichen Grenzbeamten. Wir kommen wieder J
Nach der eigentlichen Grenze passieren wir noch zwei Kontrollposten, wovon wir am ersten noch einmal unsere Ausweise kurz zeigen und am zweiten nur noch einmal kurz stoppen. Und schon sind wir unserem ersten Ziel Vyborg deutlich näher gerückt.
Wir hatten ja schon die Erfahrung gemacht, dass in Russland im Mai die Straßen schick gemacht werden. Zum Beispiel wurden Brücken neugestrichen oder Leitplanken gesäubert. Dieses Jahr scheint auf der Strecke nach Vyborg im Zeichen der Brückensanierung zu stehen. Quasi jede Brücke auf der Strecke ist gerade einspurig und wird saniert. Dank des nicht wirklich hohen Verkehrsaufkommens aber keine wirkliche Einschränkung.
In Vyborg angekommen parken wir am Marktplatz und besorgen uns einerseits neues Geld und andererseits, ganz wichtig, SIM Karten für unsere Handys. Nach den guten Erfahrungen im letzten Jahr, gehe ich als erstes zu Beeline (direkt hinter der Markthalle) und versuche dort zwei SIM Karten für uns zu bekommen. 7 GB Datenvolumen kosten derzeit knapp unter 300 Rubel. Das sind umgerechnet knapp 4 Euro. Also wirklich ein super Preis. Leider klappt es irgendwie mit der Registrierung der SIM Karten nicht. Die junge Dame telefoniert zwar mit diversen Menschen, aber momentan scheint ein Verkauf neuer Karten nicht möglich zu sein. Schade. Der Systemfehler ist wohl auch nicht mal eben zu beheben, denn sie schickt mich prompt zu einem anderen Anbieter um die Ecke. Von MTS hatten wir auch schon die ein oder andere SIM Karte und da deren Angebot ebenfalls gut ist (10 GB für 320 Rubel) versorgen wir uns dort mit mobilem Datenvolumen.
Eigentlich hatten wir zunächst geplant hier in Vyborg auch zu übernachten, allerdings ist es noch nicht zu spät und somit fahren wir rund 40 km weiter nach Pribolovo (keine Ahnung wie ich das richtig in lateinischen Buchstaben schreibe). Der Besuch des kleinen Friedhofs des Dorfs gehört für uns zu unserem Russlandurlaub dazu und so sind wir in Gedanken wieder ein paar Jahre zurück und sind dankbar über die Hilfsbereitschaft für unsere ersten kleinen Schritte auf russischem Boden.
Anstatt weiter die Küste entlang bis Sankt Petersburg zu fahren biegen wir diesmal in den nächsten Ort ab. Primorsk liegt rund 15 km entfernt und als wir durch den Ort fahren sehe ich die Kirche, die wir damals mit Igor besucht haben. Wir konnten uns beide nicht wirklich daran erinnern, wo sie lag aber das Steingebäude mit seinem für Russland so untypischen spitzen Kirchturm haben wir sofort erkannt. Na gut, es ist keine Kirche dafür ein Kulturzentrum. Aber immerhin haben wir das Gebäude wieder gefunden. Jetzt ist eigentlich auch schon eine gute Zeit sich einen Übernachtungsplatz zu besuchen. Gesagt, getan.
Primorsk liegt direkt am Meer und so gibt es hier einen kleinen Yachthafen. Ich frage erst auf dem ersten Gelände, ob wir dort vielleicht über Nacht stehen dürfen. Der Angesprochene schickt mich aber zu seinem Nachbarn. Dieser freut sich, spricht ein paar Brocken deutsch und weist uns einen Parkplatz direkt am Ufer zu. Was ein Glücksfall hier. Die erste Nacht auf russischem Boden und wir stehen in erster Uferreihe.
Mit Vanja drehen wir eine Runde durch den Ort und kehren dann in einem kleinen Biergarten ein. Und so endet der Abend mit einer ordentlichen Portion Pelmeni und einer interessanten Frikadelle auf Kartoffelpüree.
Leider wird es doch ein wenig frisch und so verziehen wir uns dann lieber doch ins Womo. Aber das ist auch nicht so wild, denn so verbringe ich den restlichen Abend damit Fotos zu sortieren und unseren Reisebericht zu schreiben.
Nach dem frühen Aufstehen und dem ereignisreichen Tag geht es jetzt aber auch mal fix ins Bett. Mitternacht ist schon rum! Aber auch nur dank einer Stunde plus aufgrund der Zeitverschiebung.
Schöne gute Nacht Grüße aus Primorsk!
Jujuv
Mit ♥ für euch geschrieben