Tag 24 – Montag, 12.06.2017
Heute geht’s nach Kasachstan! Raus aus der großen Stadt und erst einmal durch ein Teil des Wolgadeltas. Schön grün und viele Pferde.
Und wir fahren das erste Mal in unserem Leben über eine Pontonbrücke. Unter uns quietscht und knarzt es, aber sie hält (Preis 170 Rubel).
Auf dem Weg nach Kasachstan
An der russischen Grenzstation wimmelt es von den kleinen Mücken und die Grenzbeamten laufen mit Moskitosvollschutz rum. Beim Anstehen für die Passkontrolle sind wir innerhalb von Sekunden übersäht von den kleinen Plagegeistern. Alle mit uns Wartenden haben sich Jacken oder Tücher über den Kopf geworfen und fuchteln mit den Händen wild durch die Gegend. Gut, dass es alles in allem nicht so lange dauert. Aber auch eine Viertelstunde hier kann ganz schön lange sein. Puuh! Die Grenzbeamten verraten uns noch, dass die Fliegenplage nur ca. einen Monat dauert und dann vorbei ist. Glücklicherweise!
Wir müssen allerdings kurz drauf ja noch mal raus für die kasachische Einreise. Dies ist mal wieder eine Grenze, an der Beifahrer getrennt durch die Kontrolle gehen und Jens sich alleine um das Fahrzeug, Vanja, sich und die Fliegen kümmern muss. Ich hingegen stehe kurz drauf dann schon hinter dem Schlagbaum und werde direkt von drei Frauen (vermutlich) in Vollvermummung und großer Sonnenbrille umrundet. Irritierend aber aufgrund der Fliegenerfahrung nicht ganz so erschreckend. Dollar und Euro werden gesucht - Geldwechsel auf den ersten fünf Metern in Kasachstan.
In Summe haben wir rund eine Stunde für beide Grenzen gebraucht und es war nicht wirklich schwierig. Die Fliegen waren schon das Nervigste. Nun sind wir in der Tat im Land angekommen, welches aufgrund der Expo 2017 unsere diesjährige Tour ausgelöst hat. Cool!
Die nächsten fast 300 km Straße sind allerdings kein Spaß. Das was sich hier Asphalt nennt ist so holprig und hat diverse Verformungen wie es auch schon Andere in ihren Reiseberichten geschrieben haben. Dafür sehen wir bzw. eher nur der Beifahrer die ersten Kamele, Friedhöfe mit interessant anders ausschauenden Gräbern und Lehmhäuser. Dazu noch die bereits bekannten Kühe und Schafe und auch neu ganz viele Pferde! Landschaftlich wirklich reizvoll, allerdings kein Ausgleich für die desaströse Straße.
Eindrücke von unterwegs
In Atyrau, der ersten größeren Stadt auf der Strecke, steuern wir das Greenhotel an und übernachten auf deren Parkplatz. Eine richtig hübsche Stadt ist es nicht, dafür reich an Erdöl wie die Förderpumpen links und rechts der Landstraße vorab schon gezeigt haben. Ein Wohnblock nach dem anderen und wir stehen im Hinterhof eines Hinterhofs. Das Hotel haben wir gewählt um die kasachische Registrierung zu bekommen, was sich allerdings als nicht ganz einfach gestaltet bzw. der Hotelchef uns auf morgen vertröstet. Da haben wir halt keine große Wahl, stellen uns vor seine riesige Satellitenschüssel und machen einen Abendspaziergang zum Fluss. Der Ural teilt die Stadt in einen europäische und eine asiatischen Teil und hier gibt es auch einige Schaschlikbuden, leider nicht mit Hund. Dafür holen wir uns dann bei Dönerstan einen Hähnchendöner. Lecker.
Spaziergang durch Atyrau
Tag 25 – Dienstag, 13.06.2017
Die Nacht war recht unentspannt, denn es war sehr heiß uns es waren sehr viele Mücken unterwegs. Wir sind also ziemlich gerädert und der Hotelchef zur Bezahlung und für unsere Registrierung noch nicht da. Die beiden Rezeptionsdamen vertrösten uns, erst eine halbe Stunde, dann bis 9 Uhr, dann sollen wir einfach so warten. Dann ist der Chef da, muss aber noch überlegen was wir bezahlen sollen und wir warten wieder. So geht dies rund zwei Stunden bis wir dann mit der Adresse der Migrationspolizei und ohne etwas für die Nacht bezahlen zu müssen abfahren dürfen. Zum Schluss war der Chef sogar recht nett. Dennoch irgendwie merkwürdig hier. Aber dies geht so weiter, denn registrieren ist nicht so einfach. Bei an die 35 Grad versuchen wir unser bestes, werden von A nach B geschickt und geben dann auf. Unsere Stimmung ist recht weit unten und so langsam kommen doch Zweifel auf, ob diese Reise so eine gute Idee war. Dazu kommt noch, dass wir erst in fünf Tagen nach Uzbekistan einreisen dürfen und nur noch 500 km vor uns haben. Und mitten im Nichts stehen und wie andere einfach mehrere Tage vor der Grenze abwarten ist nicht so unser Ding. Wir planen also um und fahren nun auf kasachischer Seite schon einmal weiter in den Süden.
Hier noch unser Stellplatz
Allerdings geht’s dafür erst einmal in den Norden, denn die direkte Verbindung zwischen Atyrau und Aktöbe ist in einem katastrophalen Zustand (A27). Bewohner raten uns eindeutig den Umweg in Kauf zu nehmen. Das sind ja nur 1000 km anstatt um die 500 km, aber die lohnen sich! Die A28 lässt sich super fahren.
Dämmerung ist immer ein gutes Zeichen dafür sich einen Übernachtungsplatz zu suchen. Alle 50 – 100 Kilometer liegen hier LKW-Parkplätze, so dass wir einfach mal auf so einem übernachten. Netterweise heißt dieser auch noch Transit. Das passt ja!
Wir werden direkt in die vorderste Ecke eingewiesen, stehen dabei neben zwei deutschen LKWs (deren Fahrer allerdings nicht deutsch sprechen) und werden neugierig beguckt. So langsam gewöhnen wir uns allerdings an dieses Exoten Dasein und beantworten gerne die typischen Fragen. Dann geht’s erst mal mit Vanja durch die Steppe, für uns noch unter die Dusche und dann ins Lokal. Wie in einer Kantine sind hier die verschiedenen Gerichte ausgestellt. Das macht die Wahl leicht, einfach drauf zeigen. Dann kommt der Teller in die Mikrowelle und schon sitzen wir bei Frikadelle mit Kartoffelbrei und Plov, einem Reisgericht mit Fleisch, zwischen den LKW-Fahrern. Draußen kühlt es über Nacht angenehm ab, so dass wir sehr froh sind hier schön in der Steppe schlafen zu können.
Unterwegs
Bei unseren Reisen, insbesondere bei den längeren, versuchen wir immer einen gewissen Überblick über unsere bisherigen Ausgaben zu behalten und führen somit ein Haushaltsbuch. Wie erwartet geben wir quasi genau die Hälfte für Diesel aus. Nur gut, dass dieser inzwischen deutlich günstiger als bei uns zu Hause ist.
Baikalstan 2017 - Tankübersicht
Baikalstan 2017 - Kostenverteilung
Tag 26 – Mittwoch, 14.06.2017
Unser heutiges Tagesziel ist die Stadt Atköbe in 700 km Entfernung von unserem Steppenparkplatz Transit aus.
Wie auch die meisten LKW-Fahrer sind wir früh auf den Beinen und machen uns auf den Weg. Erst aber verabschieden wir uns natürlich von unseren Übernachtungswirten. Nicht nur von den netten Damen hinter der Theke, sondern auch von unserem nächtlichen Aufpasser, der uns doch irgendwie spannender als andere fand und der Hofhund bekommt auch noch seine Streicheleinheiten. Bisher waren wir ja immer etwas skeptisch und haben eher nicht auf LKW–Parkplätzen übernachtet, aber vielleicht merken wir uns das einfach für die weitere Reise.
Unser Morgen
Highlight des Tages ist unser Großeinkauf im Supermarkt Everest im kleinen Ort Zhimpity. Die Landstraße führt direkt durch den Ort und somit ist der Supermarkt auch nicht zu übersehen. Dann machen wir noch eine kleine Dorfrunde und finden tatsächlich den Geldautomaten, ein Terminal um unsere SIM-Karten aufzuladen gibt es allerdings nicht.
Unterwegs
In Aktöbe haben wir uns ein etwas außerhalb gelegenen Bungalowkomplex namens Greenland zur Übernachtung rausgesucht. Überraschenderweise sind tatsächlich Hunde erlaubt und so buchen wir uns für die Nacht hier ein Zimmer. Unser Appartement ist im Vergleich zu unserem Womo unglaublich groß, dazu haben wir eine Terrasse und ein Badezimmer mit Dusche. Super!Die sehr an Centerpark erinnernde Anlage scheint bei Fernreisenden irgendwie nicht unbekannt zu sein und so sind wir nicht die einzigen Touristen aus Europa hier.
An der Rezeption versuchen wir noch unser Registrierungsthema zu klären, werden dann aber an den englischsprechenden Bewohner von Häuschen Nr. 3 verwiesen. Der wollte sich heute registrieren gehen und wird uns somit bestimmt weiterhelfen. Zimmer Nr. 3 ist momentan allerdings nicht da und so drehen wir eine gemütliche Runde mit Vanja und gehen dann hier im Restaurant essen. Zum Nachtisch gibt's dann noch eine Portion Cholera-Schluckimpfung - lecker ;-)
Centerpark "Greenland" in Aktöbe
Tag 27 – Donnerstag, 15.06.2017
Heute Morgen treffen wir den Bewohner von Haus Nr. 3. Tobias fährt mit dem Motorrad zum Pamir und hat gestern versucht sich zu registrieren. Ihm wurde gesagt, dass es nicht erforderlich ist. Tja. Und wir haben ja auch schon unsere zwei Stempel bereits auf der Migrationskarte und gehen ja irgendwie inzwischen eh davon aus dass wir quasi unbewusst bereits registriert sind. Wir beschließen somit weiterzufahren und hoffen das Beste.
Die nächsten Stunden fahren wir etwas mehr als 600 km geradeaus. Die Landschaft wandelt sich dabei von einer etwas grünlicheren Steppe in eine etwas weniger grünliche Steppe. Die Sicht ist endlos und ab und zu geht es ein wenig rauf und runter. Einsam ist es aber dennoch nicht wirklich, immer mal wieder kommen uns LKWs oder kleinere Fahrzeuge entgegen. Dazu brennt die Sonne von oben auf’s Dach, draußen sind es 36 Grad, und wir sind froh über unsere Klimaanlage. Die Tiere machen sich hier echt rar und die letzte Tankstelle vor Aral liegt davon 280 km entfernt, aber in Aral selbst gibt's natürlich wieder Tankstellen. Die Distanz zwischen diesen war trotzdem ungewöhnlich weit.
Die Strecke ließ sich insgesamt wirklich gut fahren. An einer Stelle wurden die Fahrzeuge für 10 km auf eine holprige und sandige Piste seitlich umgeleitet. Es staubte ohne Ende und die LKWs krochen im Schneckentempo voran. Kurz vor uns hat sich dann ein LKW in einer sandigen Bodenwelle festgefahren, wir konnten noch vorbei, danach ist vermutlich ein ordentlicher Stau entstanden. Glück gehabt.
Eindrücke von unterwegs
In Aral (russ. Aralsk) angekommen treffen wir erst Tobias, den Motorradfahrer von heute früh wieder und stellen uns dann neben dem Sportclub und dem Restaurant Aral am Straßenrand. Beim Sportclub fragen wir ob wir vor der Tür übernachten dürfen. Klar! Und sofort gibt es erst mal einen kleinen Rundgang durch die grüne Oase im staubigen Aral. Unter Bäumen gibt es hier diverse Fitnessgeräte, ein Fussballplatz und in der Halle ein Kinderschwimmbad und erneut Fitnessgeräte. Cool. Und ich entdecke noch einen Schiffsfriedhof, welcher hier angelegt wurde. Auf den großen Friedhof, der rund 60km südlich von hier liegt verzichten wir aufgrund der Entfernung und dem laut anderen Berichten sehr sandigen letzten Stück. Aber dank der Schiffe hier um die Ecke bekommen wir auch so einen kleinen Eindruck über die Tragödie des Aralsees und seiner Bewohner. Die Vorstellung, dass hier mal Wasser war, ist schon merkwürdig.
Schiffsfriedhof in Aral
Kaum ist Vanja vor der Tür des Womos ist sie auch schon umringt von Kindern. Berührungsängste gibt es keine und wir hören das erste Mal nur noch kasachisches Stimmwirrwarr. Das klingt irgendwie doch sehr anders und aufgrund der Kehl- und Zischlaute irgendwie ein wenig abgehackt. Irgendwie witzig dass wir schon zig Kilometer hier im Land sind und erst jetzt auch die Landessprache auf der Straße gesprochen wird. Wir erfahren so, dass die Kinder in der Schule Russisch und Englisch lernen und so klappt’s doch ganz gut mit der Verständigung.
Später drehen wir eine Runde durch den Ort und kosten das erste Mal Samsas, kleine gefüllte Teigtaschen die in einem heißen Tongefäß gegart werden. Sehr lecker!
Spaziergang durch Aral
Wir sind positiv überrascht von dem Ort und seinen Bewohnern, hatten wir doch vorher gelesen dass Touristen eher nicht so gern gesehen sind. Dies haben wir überhaupt nicht so empfunden, sondern eher das genaue Gegenteil war der Fall!
Die gut ausgebaute und von uns seit zig Kilometern liebgewonnene M32 führt uns heute wie erwartet weiter in den Süden. Neben ein paar Kamel- und Pferdeherden gibt es heute zur Abwechslung mal ein paar Denkmäler zu besichtigen. Und dabei sind die ersten mit blauen Kuppeln, welche für uns schon mal ein erstes Zeichen für unsere Annäherung an die Seidenstraße sind. Als Nächstes kommen wir dann noch an Baikonur vorbei, welches wir allerdings nur aus der Ferne sehen denn eine Besichtigung hätten wir vorab als geführte Tour buchen müssen. Spannender ist somit der Besuch des Denkmals für Khorkhyt Ata, einem Philosophen und Musiker aus dem 9. Jahrhundert. Der Legende nach hat er die Kobys, ein hier typisches Streichinstrument erfunden (https://de.wikipedia.org/wiki/Kobys). Und somit wurde ihm auch ein musikalisches Denkmal gesetzt. Wenn der Wind durch dieses weht ertönen leise Töne aus den orgelähnlichen Metallröhren. Eine kasachische Großfamilie aus Shymkent ist gerade gleichzeitig mit ihrem Instrument hier und wir machen ein gemeinsames Foto (zumindest mit den weiblichen Mitgliedern der Familie). Erchan und Asat aus einem näher gelegenen Dorf wollen unbedingt in unserem Blog auftauchen und so mache ich von beiden ebenfalls noch ein Foto.
Unterwegs
Als Nächstes besichtigen wir noch die aus Lehmziegeln gebaute Festung Sauran (der Abzweig befindet sich auf dem neu angelegten Parkplatz an der M32, einfach den Laternenmasten bis zur Eisenbahnunterführung folgen). Wenn wir nicht 40°C hätten, wäre es bestimmt spannend die mehr oder weniger noch erhaltene Festungsmauer einmal komplett abzulaufen.
Festung Sauran
Abends erreichen wir die Stadt Turkistan, welche in ganz Kasachstan bekannt ist für die große Grabmoschee Hodzha Achmed Jassawi. Für die 750 km Fahrt hierhin haben wir rund zehn Stunden gebraucht, eindeutig ein Zeitraum der nur bei gut ausgebauter Asphaltstrecke realisierbar ist. In Turkistan stellen wir uns auf den PKW-Parkplatz an der Grabmoschee und dürfen nach kurzer Frage bei den Wachleuten auch übernachten. Super Parkplatz und durch die Bäume sogar mit Blick auf die Moschee.
Wir werden wieder einmal neugierig betrachtet und unserem benachbarten PKW-Besitzer fällt bei näherer Betrachtung unseres Wohnmobils sogar auf, dass die Windschutzscheibe und die Scheibe in der Fahrertür nicht das gleiche Baujahr aufweisen. Vanja findet ebenfalls wieder schnell neue Freunde, wir machen diverse Fotos und bekommen dann von einer Mutter und ihrer kleinen Tochter noch als Gastgeschenk mehrere Kugeln Kurt geschenkt. Unser erster Kontakt mit den kleinen getrockneten Quarkbällchen, die es hier in allen Stan-Ländern gibt! Jippieh! Gespannt beiße ich hinein, stelle fest die sind ziemlich hart, eher steinhart und fallen für mich geschmacklich eher in die Kategorie „gewöhnungsbedürftig“. Wer eine bessere Beschreibung zum Geschmack von Kurt lesen möchte, klickt einfach auf den Link zum Blog von Uli und Aika unter http://reiseblog.ulaika.de/kurt-getrocknete-ud-salzige-quarkbaellchen. Wir heben uns unsere Kurts einfach mal für schlechte Zeiten auf. Dazu gab es noch einen deutlich fluffigeren, bräunlichen Käse, dessen Name ich mir aber leider nicht so gut merken konnte.
Nicht weit von unserem Parkplatz finden wir noch eine Schaschlikbude, welche uns leckere Spieße grillt. Vielleicht nicht für jeden das typische Hochzeitstagsessen, aber zu uns passt’s ja irgendwie. Und so werden wir unseren zehnten Hochzeitstag sicherlich nicht so schnell vergessen!
Unser Abend in Turkistan
Tag 29 – Samstag, 17.06.2017
Nach dem gestrigen Spätabendspaziergang ringsum das Mausoleum geht’s heute früh noch einmal im Hellen dorthin. Eintritt zahlt man nur für das Innere, wo sich allerdings bereits vor 9 Uhr schon ziemlich viele Menschen versammelt haben. Die meisten sind allerdings augenscheinlich eher Pilger als Touristen, die das Mausoleum besuchen.
Der historische Hintergrund erklärt Wikipedia viel besser als wir, also einfach dort nachlesen, wobei der englische und auch der kasachische Eintrag deutlich ausführlicher ist als der deutsche.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mausoleum_von_Hodscha_Ahmad_Yasawi
Nach dem Besuch fahren wir nicht zurück zu unserer supadupa Landstraße M32 sondern nehmen eine Nebenstrecke zum rund 60 km entfernten nächsten Pilgerziel, dem Mausoleum von Arystan Bab. Wir holpern also so vor uns hin, sehen einige Grabhügel links und rechts neben der Straße und sind uns dann nicht ganz sicher, ob wir richtig sind. Das Mausoleum sah auf den Fotos irgendwie deutlich größer aus als es in Realität ist. Oder vielleicht war die Erwartung nach dem imposanten Bau in Turkestan auch einfach nur eine andere? An der richtigen Stelle sind wir auf jeden Fall.
Im Mausoleum selbst ist einerseits der Sarg von Arystan Bab zu sehen und in einem Nebenraum sind alte Korane ausgestellt (bei weiterem Interesse siehe auch hier https://en.wikipedia.org/wiki/Arystan_Bab_Mausoleum). Ringsherum befinden sich noch zwei kleinere Moscheen und ein Friedhof mit interessanten Grabmahlen. Und für alle die uns fragen, ob hier auch etwas anderes als Gräser wachsen, ja es gibt auch ein paar bunte Farbtupfer zwischendurch.
Mausoleum Arystan Bab
Weiter geht es nach Shymkent, wofür wir doch lieber wieder zurück zur M32 fahren anstatt die angeblich auch ganz schöne Nebenstrecke zu nehmen. Eigentlich hatten wir uns ja überlegt hier in der Stadt zu übernachten, inzwischen haben wir allerdings doch über 40°C draußen. Unser Womo meinte allerdings zwischenzeitlich über zehn Grad mehr anzuzeigen, eindeutig ein Zeichen dass ihm auch zu warm ist. Und so tanken wir nur, kaufen recht großzügig ein und machen uns auf die Fahrt in die Berge. Da wird es bestimmt kühler sein.
Auf dem Weg nach Kaskasu kommen wir noch durch ein Dorf namens Kasachstan und dann sehen wir auch schon die schneebedeckten Gipfel. Dazu grüne Wiesen und es sieht nicht ansatzweise so aus wie auf den letzten 2000 Kilometern. Hinter dem Dörfchen Kaskasu folgen wir der Straße, die laut der Navi-App Maps.me ganz einfach „Kemping“ heißt bis zum Ende. Und siehe da, wir stehen tatsächlich vor einer Schranke, zahlen 2,50 Euro Eintritt und haben angeblich sechs Kilometer asphaltierte Straße vor uns, wo wir irgendwo übernachten dürfen. So weit fahren wir gar nicht erst, sondern nehmen einfach die erste halbwegs ebene Fläche. Waoh, welch eine Idylle hier! Und dazu so angenehm frisch und der neben uns laut sprudelnde kleine Fluss eiskalt. Einfach nur herrlich!!!
Kemping in Kaskasu
Tag 30 – Sonntag, 18.06.2017
Nach der kühlen Nacht in den Bergen, machen wir uns heute auf den Weg zu kasachisch-usbekischen Grenze. Ab heute dürfen wir laut Visum einreisen!
Die Strecke aus den Bergen heraus nach Saryagash zur Grenze ist eher eine Nebenstrecke, immer wieder fahren wir durch kleine Dörfer. Schnell ist anders, dafür ist die Aussicht auf die Berge hübsch und vor allem ist es noch nicht sofort so fürchterlich heiß aber wir nähern uns ja der heißen Steppenebene wieder schön an.
Zurück auf der Hauptlandstraße (jetzt A2) ist hier eine lange Baustelle und so zuckeln wir mal auf unserer Seite, mal auf der Gegenseite langsam voran.
Die Zufahrt zum Grenzübergang Kaplanbek (KZ) / Navoi (UZB) ist neu angelegt, hier wird irgendwie ein großes Autobahnkreuz gebaut. Und dann stehen wir auch schon vor dem ersten Schlagbaum. Mal wieder einen von diesen Grenzübergängen mit Trennung von Fahrer und Passagieren. Also heißt es für Jens aussteigen und für Vanja und mich weiterfahren.
Ich will es kurz halten, nach drei Stunden waren wir wieder auf der neuen Zufahrt zum Grenzübergang. Zwischendurch war Jens für eine halbe Stunde in Uzbekistan eingereist, ich laut Stempel im Pass ebenfalls aber unser Wohnmobil und Vanja nicht. Den Usbeken ist bei der Zollabfertigung irgendwann aufgefallen, dass wir ja ein Fahrzeug der Kategorie „D“ sind und diese an dieser Grenze nicht rüberkommen. Das steht ja schon in unserem Fahrzeugschein, hier ist ja hinter der Herstellerbezeichnung Daimler ein „D“ eingetragen. Nicht dass das „D“ auch für Deutschland stehen könnte. Nein, das steht ganz klar für die usbekische Fahrzeugkategorie „D“. Es ist ja nicht so, dass hier die Hölle losgewesen wäre und man schon mal übersehen kann, welche Fahrzeuge gerade in der Abfertigung stehen. Wir waren allein. Vielleicht hätten wir anbieten müssen eine „Strafe“ zu bezahlen, aber das ist ja nicht so unser Ding. Nur gut, dass wir uns beim usbekischen Visum für die teurere Variante mit mehrfacher Einreise entschieden haben. Bei einfacher Einreise wäre es jetzt vorbei mit unserem Ausflug nach Uzbekistan gewesen. Die kasachischen Grenzbeamten, welche deutlich freundlicher als die Usbeken waren, sind etwas irritiert uns so schnell wieder zu sehen, wir ja ebenfalls, aber so wissen wir ja schon welches Grenzhäuschen wo ist.
Zwei Stunden und 80 km später stehen wir dann vor dem LKW-Grenzübergang Yallama und siehe da, hier reiht sich ein LKW an den anderen. Dazu wuseln überall Männer mit dicken Paketen Geld durch die Schlangen und versuchen uns vom Geldwechsel zu überzeugen. Und mittendrin ein französisches Womo. Bei geöffneter Scheibe tauschen wir Wechselkurse und Straßenerfahrungen aus, dazwischen immer wieder die Typen mit ihren Geldbündeln. Dazu fängt es an zu Dämmern. Puuh, es gibt angenehmere Plätze als hier.
Kurzfassung zu Yallama: die Einreise ist geglückt! Drei Stunden, einer gemeinsamen „Einreisegebühr“ für Vanja und Indy (wie praktisch) in Höhe von 3000 Tenge (8,40 Euro) auf der kasachischen Seite, ziemlich viel Zickzack Laufen zwischen den diversen Häuschen und diversen Kopien von allerlei Papieren später stehen wir dann im Dunkeln in Uzbekistan. Erinnert uns stark an unsere erste Einreise in den „richtigen“ Osten 2009 in die Ukraine. Aufgrund der langen Grenzabfertigung und Zahlung einer Gebühr in einem Kabuff fuhren wir im Stockdunkeln nach Lviv. Jetzt fahren wir halt im Stockdunkeln nach Taschkent.
Die Landstraße ist zweispurig in jede Richtung, die Autos flitzen an uns vorbei. Unbeleuchtete Fahrzeuge gibt’s auch und Gegenverkehr auf unserer Seite auch. Also quasi alles worüber immer geschrieben wird und weswegen wir möglichst vermeiden im Dunkeln zu fahren.
In Taschkent angekommen fahren wir sofort zum B&B Sunrise Caravan Stay, einem im Zentrum gelegenen Hostel, welches wir vorher angeschrieben haben. Es liegt mitten in einem Wohngebiet und wir sind sehr erleichtert, dass wir genau auf einen der überdachten Parkplätze passen. Viel höher dürfte unser Wohnmobil nicht sein.
Nun haben wir noch eine klitzekleine Herausforderung zu lösen. Wir brauchen Bargeld und das wechselt man in Usbekistan am besten auf der Straße. Der nahe gelegene Markt ist um kurz vor Mitternacht bereits geschlossen, aber wir finden im nahegelegenen Kiosk jemanden der uns 10 US-Dollar tauscht. Wir bekommen dafür 83.000 Som und können somit beim nächsten Imbiss uns noch einen Abendsnack kaufen. Für 3 Euro bekommen wir hier eine Dönertasche, einen Hamburger und zwei große Cola. Gut gestärkt fallen wir bei immer noch 33 Grad unruhig ins Bett.
Unserer Anreise nach Uzbekistan
Mit ♥ für euch geschrieben