Nach Ostsibirien

Versicherungspolice für Asien

4. Mai 2012

 

Nachdem es ja gestern Abend sich der blaue Himmel noch gezeigt hat, ist dieser nun heute früh Wolken verhangen. Aber immerhin ist es trocken. Heute Morgen brechen nicht direkt auf, sondern machen noch mal einen Spaziergang durch die Stadt. Zum einen möchte mein Handy keine Internetverbindung aufbauen und zum Anderen benötigen wir für Asien noch eine Haftpflichtversicherung für unser Auto. Ersteres versuche ich im nahegelegenen MTS-Shop zu klären, aber klar wird mir dadurch nichts. Macht auch nichts, es funktioniert irgendwie wieder. Kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich einfach noch mal wieder Geld aufgeladen habe. Daran, dass wir unsere Karte in Sankt Petersburg gekauft haben, kann es irgendwie nicht liegen, Jens Handy hat sich schon zwei Tage zuvor verabschiedet und nach Eingabe zahlreicher An- und Abmeldecodes funktioniert auch das wieder. Nun laufen wir im Zickzack zur lokalen Versicherungsagentur, die sich glücklicherweise immer noch an gleicher Stelle wie vor zwei Jahren befindet als das Kloppomobil hier abgesichert wurde. Also sitze ich mit der Kopie der damaligen Police (DANKE an Andreas!!) bei zwei netten jungen Herren und wir versuchen aus all meinen ausgebreiteten Papieren, die passenden Zahlen für die Eingabe in das Formular zu finden. Dank der Smartphone-Übesetzungshilfen auf deutscher und russischer Seite finden wir zumindest früher oder später die passenden Daten. Rund eine Stunde und diverse Unterschriften später, halte ich aber das ersehnte Papier in der Hand. Zum Abschied tauschen wir Kugelschreiber aus und wir sind nun gewappnet für Asien.

 

Auf dem Rückweg zum Auto kommen wir an einer europäischen Bäckerei vorbei, die irritierenderweise schon mit Selbstbedienungsklappen wie bei einem Billigbäcker bei uns ausgestattet ist. An der Seite des Hotel Ural entdecke ich eine Touri-Info und verabschiede mich kurzerhand in die Richtung. Hier erstehe ich die ersten Postkarten, mal gucken, wann diese zu Hause ankommen (wenn ich sie denn endlich auch mit Briefmarken ausstatte und abschicke). Nadia spricht prima Englisch und stattet mich mit sämtlichen Infomaterial zu Perm und Umgebung aus. Sie ist baff erstaunt, als ich erzähle dass wir im März auf der Internationalen Tourismusmesse in Berlin schon Kartenmaterial mitgenommen haben. Wir scheinen einige der wenigen Touristen zu sein, die ihr eine direkte Rückmeldung zur Messe geben, auf der sie ebenfalls als Vertreterin von Perm war. Und so tauschen wir Visitenkarten und wir versprechen irgendwann mal länger wieder zukommen.

 Nadia und ich in der Touri-Info von Perm

 

Über Kungur nach Jekaterinburg

 

Von Perm aus fahren wir nach Kungur um die dortigen Eishöhlen zu besichtigen. Passenderweise geht kurz drauf auch eine Führung los und schon geht es ab in die Kälte. Die Führung ist natürlich auf Russisch und so verstehe ich nicht wirklich viel, es scheint zumindest lustig zu sein, was unsere Höhlenführerin so erzählt. In den ersten Höhlen ist auch noch recht viel Eis zu sehen, danach sind es dann doch eher Steine und unterirdische Seen. Die Steine stellen wohl einen großen Zoo dar, denn so Worte wie Krokodil sind im Deutschen doch sehr ähnlich und die Schildkröte ist relativ leicht als solche zu erkennen. Einige Attraktionen sind im Hintergrund rot beleuchet, in einer Höhle werden dann aber alle Lichter gelöscht und ein Streichholz angezündet. Warum habe ich leider nicht verstanden (Sollte jemand schon mal da gewesen sein, wäre ich dankbar für eine kurze Info, was es denn damit auf sich hatte). Durch kleine Verbindungsgänge wandern wir über glitschigen Boden immer unserer Reiseleiterin hinterher, vorbei an vielen kleinen Seen bis wir dann in eine sehr große Höhle kommen in der eine Leinwand aufgespannt ist. Anscheinend bin ich in der Tour mit Lasershow gelandet und so bekommen wir eine weitere Geschichte erzählt (Vielleicht wie die Höhle entdeckt wurde?). In einer der letzen Höhlen steht ein reichlich geschmückter Tannenbaum, der aufgrund des Klimas hier unten ziemlich lange hält ohne seine Nadeln fallen zu lassen (ob es nun fünf Monate oder fünfzehn oder noch länger sind, keine Ahnung). Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir so weit laufen, denn kalt ist es hier unten wirklich. Und obwohl es draußen ja auch unter 10°C ist, bin ich doch froh irgendwann wieder an der frischen Luft zu sein. Eine nette Besichtigungstour, aber irgendwie hatte ich mir wohl mehr Eis vorgestellt. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es aber dafür jetzt schon zu warm.

Das Cafe „Guter Hund“ in der Fussgängerzone von Perm.

 

Von Perm aus fahren wir nach Kungur um die dortigen Eishöhlen zu besichtigen. Passenderweise geht kurz drauf auch eine Führung los und schon geht es ab in die Kälte. Die Führung ist natürlich auf Russisch und so verstehe ich nicht wirklich viel, es scheint zumindest lustig zu sein, was unsere Höhlenführerin so erzählt. In den ersten Höhlen ist auch noch recht viel Eis zu sehen, danach sind es dann doch eher Steine und unterirdische Seen. Die Steine stellen wohl einen großen Zoo dar, denn so Worte wie Krokodil sind im Deutschen doch sehr ähnlich und die Schildkröte ist relativ leicht als solche zu erkennen. Einige Attraktionen sind im Hintergrund rot beleuchet, in einer Höhle werden dann aber alle Lichter gelöscht und ein Streichholz angezündet. Warum habe ich leider nicht verstanden (Sollte jemand schon mal da gewesen sein, wäre ich dankbar für eine kurze Info, was es denn damit auf sich hatte). Durch kleine Verbindungsgänge wandern wir über glitschigen Boden immer unserer Reiseleiterin hinterher, vorbei an vielen kleinen Seen bis wir dann in eine sehr große Höhle kommen in der eine Leinwand aufgespannt ist. Anscheinend bin ich in der Tour mit Lasershow gelandet und so bekommen wir eine weitere Geschichte erzählt (Vielleicht wie die Höhle entdeckt wurde?). In einer der letzen Höhlen steht ein reichlich geschmückter Tannenbaum, der aufgrund des Klimas hier unten ziemlich lange hält ohne seine Nadeln fallen zu lassen (ob es nun fünf Monate oder fünfzehn oder noch länger sind, keine Ahnung). Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir so weit laufen, denn kalt ist es hier unten wirklich. Und obwohl es draußen ja auch unter 10°C ist, bin ich doch froh irgendwann wieder an der frischen Luft zu sein. Eine nette Besichtigungstour, aber irgendwie hatte ich mir wohl mehr Eis vorgestellt. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es aber dafür jetzt schon zu warm.

  Eiskunst in einer der Höhlen

Lasershow (es könnten Eiszapfen sein)

Und hier die oben beschriebene Tanne

 

Inzwischen hat draußen der Regen wieder angefangen. So fahren wir weiter und suchen uns einen Übernachtungsplatz in Jekaterinburg. Mit ein wenig im Kreis fahren, finden wir einen Bezahlparkplatz, wo wir freundlich begrüßt werden. Klar dürfen wir hier übernachten. Die Parkplatzwächter kommen aus Usbekistan und wir fragen uns gemein-sam, wessen Heimat gerade weiter von hier entfernt ist. Das Auto ist schnell abgestellt und wir stürzen uns ins Gewühl der nächsten Großstadt. Obwohl es schon kurz vor 23 Uhr ist, ist hier gut was los. Auf der KarLie (also der Karl-Liebknecht-Straße) von Jekaterinburg entscheiden wir uns für die einfache Variante: Pizza zum Mitnehmen! Pizza Mia scheint eine Schnell-Restaurantkette zu sein (wer sich mehr angucken möchte: www.pizza-mia-na-karla-libknehta.blizko.ru), aber da wir ja als Sonderwunsch eine ganze Pizza und nicht nur Stücke haben wollen, dürfen wir zwanzig Minuten warten. Uns war vorher nicht so ganz bewusst, dass dies ein Sonderwunsch mit Wartezeit ist. Wir hätten ja einfach wie alle anderen auch uns diverse Einzelstücke in einen Karton packen lassen können. Aber eilig haben wir es ja gerade nicht.

 

Anhand der Wartenden merken wir nun das erste Mal dass wir doch weiter im Osten sind, es sieht doch ein wenig asiatischer aus als vorher. Apropos Asien: Die Grenze zwischen Europa und Asien soll sich irgendwo vor Jekaterinburg befunden haben, wir haben diese aber glatt ohne es zu merken überquert.

 

Mit einer runden Pizza im großen Karton und Nudeln vom nebenan gelegenen Asia-Laden für mich verlassen wir die KarLie und machen es uns im Womo wieder gemütlich.

 Die Autos sehen inzwischen auch schon ein bisschen anders aus

 

Kleine Kapelle in Jekaterinburg ...

.... und schickes Gebäude auf der anderen Straßenseite.


Weiter nach Tjumen

5. Mai 2012

 

Heute Morgen zeigt ein Blick nach oben durch das Dachfenster, es ist bewölkt aber trocken. Der morgendliche Milchkaffee wird kurzerhand ein Espresso, nachdem die Milch nicht mehr ganz so taufrisch scheint, wie wir sie gerne mögen.

Unser Übernachtungsplatz mit usbekischen Parkplatzwächtern, von denen einer ein paar Brocken Englisch konnte

Ganz schön schlammig unser Womo, von unserer Internetseite ist quasi nichts mehr zu sehen. Es wird Zeit für eine Avto-Moika, der russischen Bezeichnung für eine Waschanlage.

 

Ich möchte mir gerne noch ein paar Kirchen angucken und so fahren wir die KarLie bis zu Ende und parken direkt am unteren Ende des Hügels auf dem die massive Kirche steht.

KarLie (Karl-Liebknecht-Straße) in kyrillischer Schreibweise 

 

Aufgrund der Hanglage besteht die Kirche aus zwei Ebenen, unten in der Kapelle findet gerade ein Gottesdienst statt, so dass ich zunächst einmal den oberen Bereich mit der großen Kuppel angucke.

 

Nebenan steht eine kleine Holzkapelle, die, wenn ich es richtig verstanden habe, zu Ehren einer Großtante der Zarenfamilie erbaut wurde. Die Kapelle ist wirklich niedlich und innen über und über mit kleinen Heiligenbildchen verziert. An den nebendran liegenden Todesort der Zaren erinnert ein großes Kreuz. Eigentlich wollte ich noch weiter durch die Stadt laufen, aber auch hier setzt wieder der Regen ein.

Kleine Holzkapelle von außen und von innen

 

Es gibt doch andere Hunde hier, aufgrund des Flecktarnanzugs
aber nicht sofort als solche zu erkennen.

 

Jekaterinburg verlassen wir über breite, frisch asphaltierte, große Straßen und befinden uns kurz drauf auch wieder auf’m Land. Inzwischen nimmt der Abstand zwischen den Dörfern zu und insgesamt wird es wieder flacher. Die Uralberge haben wir nun hinter uns gelassen.

 

Nicht nur in den Städten herrscht Baufieber auch in den Dörfern wird fleißig neugebaut oder nach dem Winter ausgebessert. Nicht nur die Häuser sind teilweise farbig gestrichen, auch die Dächer werden in allen möglichen Farben bunt gestaltet. Knallblau scheint hier die favorisierte Farbe zu sein, manchmal auch grün oder rot.

Bunte Holzhäuser bzw. bunte Fensterrahmen am Straßenrand

 

In einem Ort sind blaue Dächer gerade angesagt, egal ob beim
Eindecken eines alten Hauses oder beim Neubau.
Grün geht aber auch. 

In Tjumen angekommen, schüttet es natürlich prompt wieder und wir verbringen die Zeit des Regengusses mit Parkplatzsuche. Insgesamt scheint es hier Parkraum im Überfluss zu geben, an allen Straßen stehen links und rechts Auto und freie Grundstücksflächen werden ebenfalls zum Parken genutzt. Die wenigen Hotels im Ort wollen erst gefunden werden, aber so richtig gut gefällt es uns nicht. Also fahren wir durch die zig Einbahnstraßen gefühlt dreimal durch das Zentrum und stellen uns dann mitten am Stadtpark mit Riesenrad hin. Die neben gelegene Sushi-Bar hat nichts gegen unsere Übernachtung auf dem Parkplatz, zumindest die Dame, die ich gefragt habe. Auch die Toilettenfrau, des benachbarten öffentlichen WC-Häuschens, ist ganz entspannt.

Und so drehen wir nun erst mal eine Runde mit Ceddy durch den Ort und besuchen den Stadtpark mit vielen Attraktionen für Kinder von Karussels über Autoscooter sowohl an Land als auch auf’m Wasser (Heißt es dann eigentlich Bootscooter!?) bis zu kleinen Zügen, die im Kreis fahren.

Auch ein großes Riesenrad steht im Park und so gucke ich mir die Stadt erst mal von oben an. 

Während ich die langsame Fahrt einmal im Kreis damit verbringe mir alles schön von oben anzugucken, wird Jens mit Ceddy prompt ebenfalls als Attraktion aufgefasst und ist schnell von zig Passanten umgeben. 

Auf dem nahegelegenen Markt (täglich 8:30 bis 19:00 geöffnet) stellen wir unser Abendessen zusammen und lernen wieder neue Vokabeln. Unsere Fleischverkäuferin spricht übrigens interessanterweise französisch. Und so laufen wir gut bepackt zurück zum Womo.

Vorbei kommen wir an einer kleinen Hundestatue vorbei, der die meisten Passanten eine Münze spenden. Vom vielen Streicheln ist der kleine Hund am Kopf schon ganz glänzend ist und so machen wir es wie alle anderen auch. Ein Text steht auch noch auf dem Boden, aber hier brauche ich ein wenig Zeit zum übersetzen. Vielleicht gab es hier mal einen berühmten Hund oder aber das Denkmal ist den zahlreichen Straßenhunden gewidmet. Die sind hier übrigens freundlicherweise recht zurückhaltend.

Den weiteren Abend verbringen wir dann aus unseren Einkäufen ein leckeres Gulasch zu kochen, unsere Homepage zu pflegen (WIFIs der nahegelegenen Restaurants sei Dank) und zu lesen.


Tagesetappe nach Omsk

06. Mai 2012

 

Heute Morgen ist strahlend blauer Himmel über uns, die Temperatur schon auf dem Weg nach oben und die gestern auf dem Markt erworbene Milch schmeckt gut im Kaffee.

 

Aus der Stadt sind wir heute recht schnell raus, als mir dann natürlich erst einfällt dass ich mir ja eigentlich noch das Kloster in Tjumen angucken wollte. Dumm gelaufen, nun sind wir schon unterwegs.

 

Und weiter geht es auf unsere E22 Richtung Osten. Inzwischen können wir links und rechts der Straße recht weit gucken und sehen nun schon von weitem die dicken Wolken auf uns zukommen, die dann entweder Regen, Schnee oder Hagel auf uns nieder prasseln lassen lassen, aufgrund des Windes meistens waagerecht. Genauso schnell wie die Wolken kommen, sind sie dann auch wieder weg und die Sonne scheint.

 

Hier ein paar Wettereindrücke:

Nachdem es ja zwischendurch schon ganz hübsch grün war, ist es nun doch spät winterlich trist, die Birkenwälder sind noch ohne jegliches Frühjahrsgrün und die Felder liegen brach. Erste Traktoren ziehen hier aber schon ihre Spuren und bereiten alles vor.

 

Irgendwo hier im Nirgendwo kommen wir das erste Mal mit dem schlammigen Boden in Berührung als wir auf dem Standstreifen anhalten wollen. Unser Heck macht einfach einen spontanen Schlenker. Glücklicherweise nichts Schlimmeres passiert, aber da werden wir wohl ein bissel vorsichtiger sein. Wäre schon ein wenig schade gewesen, mit einem glatten Kilometerstand von 20.000 im Graben zu landen.

 

Hinter Ischim kommt übrigens die mit Abstand schlechte Stelle der bisherigen Landstraße. Aber auch hier wird fleißig gebuddelt, Sand und Schotter aufgeschüttet und dann direkt asphaltiert. Der Verkehr staut sich ordentlich um dann einspurig im Schritttempo an der kilometerlangen Baustelle vorbei geführt zu werden.

 

Danach geht es aber ganz gut weiter. Bis Omsk ist es aber doch ingesamt ganz schön weit, so dass wir doch recht lange unterwegs sind. Dort angekommen geht es wieder über breite Einfallstraßen Richtung Stadtzentrum. Hier steuern wir das IBIS Hotel an, das östlichste in Russland. Leider haben sie keinen Parkplatz aber wir sollen einfach die Straße zum Fluss runter fahren, dort gibt es genug Parkplätze. Gesagt, getan. Hier ist gut was los, aber so richtig sagt es uns nicht zu. Im Internet hatte ich von irgendeinem „Camping“ an einem Seeufer (?) gelesen, der nur wenige Kilometer entfernt sein soll und da es nu eh schon spä ist, versuchen wir unser Glück dort. Also queren wir die kleine Altstadt von Omsk. Hier sind die Häuser deutlich niedriger, meistens über zwei Etagen und die ausgeschilderten Geschäfte sind auch alle in einer typischen deutschen Großstadt verfügbar.

 

Am Stadtrand zeigt sich linker Hand erst mal ein großes Kraftwerk, was uns schon ein wenig skeptisch werden lässt. Wir biegen dahinter trotzdem links ab und landen nach einer weiträumigen Umfahrung des Ganzen mitten in einer gigantischen Datschen-Siedlung. Die ganzen Hügel sind übersät mit kleinen Häuschen und Grünparzelle ringsherum. Die ausgeschilderte Attraktion „Snowpark“ entpuppt sich, wie der Name ja eigentlich auch schon sagt, nur wir nicht damit gerechnet haben, als großer Hügel mit einem Schlepplift drauf. Ein etwas verrostetes Schneemobil parkt auch am Straßenrand. Zum Vergügen im Sommer gibt es dann noch ein paar Tennisplätze, aber ein geeigneter Übernachtungsort scheint uns das nicht zu sein.

 

Und so geht’s wieder zurück in die Stadt, zwischendurch halten wir noch an einem Supermarkt und Jens kauft groß ein. Zurück in Omsk steuern wir das Flussufer diesmal von der anderen Seite an und stellen fest, dass der vom Ibis empfohlene Parkplatz sich einmal um das große Gebäude am Flussufer drum herum zieht. Hinter dem Gebäude werden gerade große Sonnenschirme oder eher Sonnensegel aufgespannt, im Sommer dürfte hier also gut etwas los sein. Ist aber auch jetzt schon, zumindest was die Anzahl der parkenden und der nach einem Parkplatz suchenden Fahrzeuge angeht.

 

Für unser bietet sich netterweise eine recht große Lücke direkt in einer Ecke und so parken wir zwischen einem dicken A8 (W12) und einem 300 C. Dicke BMWs, Mercedes und große SUVs diverser Hersteller stehen hier schön nebeneinander. Wir fallen lediglich aufgrund unserer Höhe auf, aber unser Heck ist inzwischen so schlammig dass wir kaum noch als ausländisches Fahrzeug auffallen. Ich gucke dann mal, ob ich jemanden um Erlaubnis zum Übernachtparken bitten kann und gehe in das verspiegelte Gebäude, welches sich als Kino herausstellt. Und so stehe ich mitten zwischen langen Schlangen zum Kartenkauf, Popcorn oder Eis. An einem Schalter ist wenig los, was auch immer es hier gibt und so frage ich das Mädel dahinter, ob wir auf deren Parkplatz stehen dürfen. Nach kurzer Rücksprache mit der Administration spricht nichts dagegen. Und so stehen wir nun direkt am Ufer des Irtusch auf Höhe der Einmündung des kleinen Om, drehen mit Ceddy noch eine Runde und machen es uns dann im Auto gemütlich. Kurz drauf lässt sich ein Pärchen nicht vor dem Standardmotiv des Platzes, mehreren dicken Ketten mit den Vorhängeschlössern der Verliebten, fotografieren, sondern nutzen unser Womo als Hintergrundmotiv. Und so kommen wir schnell ins Gespräch, Lena war als kleines Kind in Deutschland und spricht noch ein paar Sätze Deutsch. Und so werden unser Auto, unser Hund, wir und alle zusammen fleißig fotografiert. Sie sind ein wenig enttäuscht, dass wir morgen weiterfahren. Aber dafür haben sie einen Freund in Irkutsk, vielleicht kann der uns dann ja seine Stadt zeigen. Bei einem Gläschen Wodka tauschen wir fleißig Emailadressen, Skype- und Handynummern aus. Mal gucken, ob sich daraus noch mehr ergibt. Es ist auf jeden Fall sehr lustig.

 

Zwischenzeitlich ist die Sonne untergegangen und der nächste Abend auf russischen Boden neigt sich dem Ende. 

 

Unser Übernachtungsplatz:

Und die eigentliche Attraktion hier am Platz:


Übernachtung am See

7. Mai 2012

Heute früh weckt uns ein Telefonanruf von Lena, die wohl nicht damit gerechnet hat dass wir im Urlaub zu den Langschläfern gehören. Ich purzel fast aus unserem hohen Bett, dass das Handy klingelt ist ja hier zu einer absoluten Seltenheit geworden bzw. ich glaub, es hat das erste Mal überhaupt hier geklingelt und bin doch zu langsam. Für einen spontanen Rückruf ist mein Kopf noch nicht ganz auf Russisch eingestellt, also verschiebe ich dies auf später.

 

Der Parkplatz ist wie erwartet heute früh Auto und Menschen leer, um 2 Uhr sah das noch ganz anders aus. Zwei Müllarbeiter räumen fleißig den Platz auf, während ich erst mal mit Ceddy seinen Frühspaziergang mache. Irritierend ruhig ist es jetzt im Vergleich zum Trubel am Abend. Die Uferpromenade ist leider über und über mit Scherben übersät, so dass wir den begrünten Hang zwischen unterem und oberen Weg am Ufer wählen. Die Sonne scheint und es ist richtig angenehm draußen. Für unseren Hund, der ja üblicherweise das Stadtleben gewöhnt ist, sind die russischen Großstädte übrigens prima. Es gibt überall Bäume und große Parks, bisher haben wir meistens irgendwo an einem Fluss gestanden, der ebenfalls zum Spazieren gehen einlud. Vielleicht ist es nicht immer sauber, wobei uns Scherben das erste Mal hier den Weg schwierig gemacht haben. Insgesamt ist es eh sauberer als erwartet. An jeder Ecke gibt es Mülleimer, zumindest in den Städten. Draußen an der Landstraße gibt es doch einige Ecken, die nicht so ansehnlich sind. Wobei auch hier fleißig Müll gesammelt und in großen Säcken am Straßenrand abgelegt wird (ob diese eingesammelt werden, haben wir noch nicht gesehen).

 

Ansonsten gibt es hier zahlreiche Varianten der Straßenreinigung, von den üblichen Fahrzeugen, die per großer Bürste, vorne oder hinten, die Straßen putzen, über Fahrzeuge mit seitlicher Reinigungsbürste für Leitplanke bis hin natürlich zur manuellen Müllaufsammlung. Außerdem werden nicht nur fleißig die Straßen geflickt, sondern auch Leitplanken neu bepinselt, Begrenzungspfosten wieder aufgestellt und Straßenschilder geschrubbt. Ob das wohl jedes Jahr nach dem Winter notwendig ist?

 

Wir folgen nun unserer Landstraße Richtung Novosibirsk, hier ändert sich die Landschaft kaum oder eher gesagt gar nicht, Wiesen, Birken, Wiesen, Birken, Wiesen, Birken, Wiesen, Birken, .... Und Straßendörfer gibt es auch nicht mehr. Ab und zu gibt es mal ein Abzweig nach links oder rechts und mehr auch nicht. Ab und zu ist am Horizont ein Ort sichtbar. Ab und zu mal ein paar Strommasten oder große Antennen für guten Handyempfang, mehr gibt die Strecke aber auch nicht her. Macht aber auch nix, denn dafür geht es echt fix vorwärts.

 

Zwischendurch erreicht mich ein Anruf von Lena und ich versuche mal mein Können im auf Russisch telefonieren, nicht wirklich erfolgreich. Trotzdem lustig. Wir verständigen uns auf eine Kommunikation per Email bevor dann die Verbindung abreißt. Netzabdeckung ist zwar meistens gegeben aber halt nicht durchgehend.

 

Das erste Mal liegt unsere Durchschnittsgeschwindigkeit nahe der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, und nahe auch nur weil wir etwas länger in Konetschevo gebraucht haben um die lokale Einkaufsmeile zu finden. Sollte also irgendwer sich mal in den kleinen Ort rund 40 km vor Novosibirsk verirren, hier die Wegbeschreibung: An der Gazprom-Tankstelle Richtung Kentschevo, der Vorfahrtsstraße folgen, über die Ampel hinweg und die nächste Straße links. Dann gibt’s von Supermarkt über Apotheke bis zu Handyshop alles. Geradeaus fahren führt irgendwann auch dorthin, aber erst nach etlichen links, rechts Knicken oder ich weiß auch nicht wo das Zentrum sein soll. An der Kirche ist es übrigens nicht. Der lokale Supermarkt bietet übrigens deutlich mehr als wir erwartet haben, also von Gemüse über Milchprodukte, Getränke und Frischfleischtheke alles was wir gerade benötigen.

 

Nach unserer Einkaufstour fahren wir ein kleines Stückchen wieder zurück, vielleicht 4 Kilometer von der Gazprom-Tankstelle entfernt. Dort liegt ein See mit Cafe und Hotel. Wir haben die Adresse bei avtotravel.ru gefunden, welche ein Campingplatzverzeichnis für reisefreudige Russen anbietet. Eigentlich ist es wohl eher ein Forum für die russischen Touristen in Europa, aber einige Plätze sind auch in Russland verzeichnet. Auf den ersten Blick sieht es für uns wie ein typisches Straßencafe mit LKW Parkplatz aus, aber wenn dies einmal umrundet ist, befindet sich dahinter tatsächlich ein kleines Hotel mit Tretbooten am Seeufer, Grillplatz und vor allem Angelplätze.

 

Bei den draußen stehenden Gästen frage ich mich durch bis ich die Hotelbesitzerin finde. Klar können wir hier übernachten. Gerade ist sie dabei die Banja anzuheizen und trägt fleißig Birkenstämme hin und her und so bekomme ich schon mal eine kleine Führung über das Gelände. Wir dürfen uns mitten zwischen die Stapel an Birkenholz mit Blick auf See stellen.

 

Gesagt, getan! Und prompt im Schlamm stecken geblieben. Da war wohl unser Auto ein wenig schwer für den feuchten Boden. Nachdem unsere Rettungsversuche scheitern, begebe ich mich doch auf Suche nach Hilfe. Der nebenan Auto putzende Typ entpuppt sich als Besitzer des Ganzen hier und nach ein wenig überlegen, wie uns zu helfen ist, wird kurzerhand das Abschleppseil eingehakt und wir stehen wieder auf festem Boden. Puuh! Jetzt dürfen wir in die Nachbarparkbucht, die gerade noch von einem Anhänger belegt wird. Dieser ist schnell weggeräumt und schon stehen wir auf eigentlich genau dem gleichen Boden wie vorher, nur halt drei Meter weiter rechts. Er wird schon wissen, wie sein Boden so ist und zur Not darf er uns morgen früh halt wieder rausziehen. Wir kommen schnell ins Gespräch und auch wenn dies nach wie vor nicht reibungslos auf Russisch funktioniert, so macht das nichts. Wir tauschen Visitenkarte gegen Kugelschreiber, bekommen noch eine große Schüssel Trinkwasser und schmeißen unseren Grill an. Wir hätten uns auch gerne am Birkenholz bedienen könen, haben aber noch ausreichend Kohle im Kofferraum gelagert.

 

Es ist richtig nett hier und alle wieder sehr freundlich und hilfsbereit. Unser im Dorf erstandenen Schaschlik grillen wir schön im Sonnenuntergang. Dann wird es aber doch frisch, wir beneiden nicht die zahlreichen Angler die gerade auf die beißenden Fische warten und so verziehen wir uns ins gemütliche und vor allem warme Womo.

 

Im Laufe des Abends gehen die Getränkevorräte zu neige und so gehe ich in das kleine Hotel, in der Hoffnung dort noch etwas kaufen zu können. Netterweise treffe ich direkt die Gäste, die ich zu anfangs wegen unseres Übernachtungswunsches befragt habe. Laute Musik beschallt den Raum, alle Tische sind mit Getränken und Essen voll gestellt, scheinbar ist doch mehr los als erwartet.

 

Schnell wird ein Stuhl für mich frei gemacht und schon sitze ich in einer großen Runde, erzähle wo wir herkommen und wo wir hin wollen, male auf Pappkarton ne unförmige Deutschlandkarte, bekomme schnell, wie es hier so üblich ist, ein Pintchen Wodka dazu. Diesmal aber nicht mit Wasser zum Nachspülen, sondern das sprudelige Kaltgetränk entpuppt sich als Sprite (oder geschmacklich ähnlichem). Wieder mal um eine interessante Erfahrung reicher im Leben!  

Unser Übernachtungsplatz

Spuren auf der Wiese

 

Angler in der Abenddämmerung

 

Gute Nacht vom See

Am nächsten Morgen gibt's noch Abschiedsfotos, ganz wichtig auch das mit der frisch gepflanzten Altai-Tanne im Vordergrund. Eine ganz besondere Sorte.

 

Wer auch mal hier übernachten möchte:

Lage: M52 - Kilometerstein 1407km 

Homepage: www.uozera.ru


Auf dem Weg nach Tomsk

8. Mai 2012

 

Wir fahren raus aus der Stadt, hier ist es wieder mal hügelig, der Himmel ist bedeckt und es ist trocken. Bei 5°C könnte es ein wenig wärmer sein, aber passt schon. Wir umrunden Novosibirsk per Ortsumgehung, irgendwie schade, eigentlich wollte ich doch ein Foto vom Ortsbild machen. Novosibirsk ist für mich irgendwie der Inbegriff für echt weit im Osten. Hinter dem Fluss Ob tauchen auch wieder Tannen auf und wir haben wieder den typischen Mischwald.

Ein Straßenschild weist die Entfernung nach Irkutsk mit glatten 1000 km aus, was rund 800 weniger entspricht als gedacht. Ein ganzes Stück weiter sind es dann auch wieder 1778 km. Entfernungsangaben scheinen hier relativ zu sein.

Bei den vereinzelten Tankstellen gibt’s leider zwischenzeitlich keinen Kaffee zum mitnehmen mehr, zumindest nicht auf den ersten Blick. Als wir mal wieder eine Tankstelle ansteuern, entdecke ich direkt neben der Kasse einen Plexiglas-Schrank mit kleinen Dosen auf denen Espresso, Capuccino und ähnliches steht. Und der Schrank hat eine Stromversorgung und das ist nicht wie gedacht ein Kühlschrank, sondern ein Wärmeschrank. Also gibt es nun unseren ersten warmen Kaffee aus der Dose: „Let’s Be Cappucino“ steht drauf. Vom Geschmack her ist sicherlich an dem warmen Wasser mal etwas Kaffeepulver vorbeigelaufen, mehr aber auch nicht. Da verzichten wir lieber auf den Kaffee unterwegs oder aber kochen selbst.

 

Die Quote bei den Polizeikontrollen liegt übrigens zwischenzeitlich bei 3 : 2 für Jens, lag also doch nicht daran dass Frau am Steuer öfters kontrolliert werden. Lediglich liegt bei mir die Quote im Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern deutlich höher. An die permanenten Kontrollposten haben wir uns übrigens relativ schnell gewöhnt. Sobald geblitzt wird, warnt der Gegenverkehr fleißig mit Lichthupe. Und wenn die vorher fahrenden unerwartet langsam werden, dann gibt’s dafür üblicherweise auch einen Grund.

 

Ansonsten werden hier nicht nur die Straßen fleißig neu gebaut oder ausgebessert, sondern es wird auch alles ordentlich gemacht. Und so werden Straßenschilder fleißig geputzt und Leitplanken schön mit frischer schwarzer und weißer Farbe angestrichen. Jetzt gerade kommt es mir so vor, als ob ich den Satz schon mal geschrieben hab ... wenn ja, verzeiht mir, ich hab schon so einige Zeilen diesen Urlaub geschrieben.

Unser Ziel des heutigen Tages liegt nicht direkt an unserer Hauptlandstraße gen Osten, sondern rund 120 km weiter nördlich. Es geht nach Tomsk, mal keine Millionenstadt und somit wirklich kleiner als die bisherigen. Das Zentrum ist leicht gefunden und nachdem die lokalen Hotels keine Parkplätze im Angebot haben, stellen wir uns direkt am Fluss auf den Parkplatz des Theaters. Der gerade zur Unfallaufnahme anwesende Polizist hat nichts dagegen, dass wir hier stehen. Kleinere Blechschäden scheinen hier an der Tagesordnung zu stehen. Und da man in Russland so lange genauso stehen bleiben muss, wie der Unfall passiert ist, führt dies immer wieder zu interessanten Staus wenn die Unfallteilnehmer halt mitten auf einer Kreuzung sich getroffen haben. Hier war es allerdings nur die Parkplatzeinfahrt. Und es gab noch eine zweite!

 

Tomsk ist wirklich eine vergleichsweise kleine Stadt, wir laufen die Hauptstraße einmal rauf und runter. Auch hier reiht sich ein Geschäft ans andere. Im lokalen Postamt gehen meine ersten Postkarten auf Reise, mal gucken wie lange diese brauchen. Ceddy ist wieder mal eine Attraktion für die Passanten. Auffallend viele junge Leute sind unterwegs. Hier macht sich die Universitätsstadt bemerkbar. Dank des 400 jährigen Stadtjubiläums vor einigen Jahren sind viele Gebäude restauriert, nur wenn man links und rechts abzweigt ist der übliche Sowjetcharme sichtbar. Nur die viel angepriesenen Holzhäuser vermisse ich, dafür gibt es viele schicke alte Backsteinbauten zu sehen. Im lokalen Shoppingcenter sind mal wieder sämtliche Markengeschäfte vertreten, die wir auch bei uns so haben. Im Obergeschoss befindet sich ein großer Elektronikfachmarkt, dessen DVD Abteilung wir erst mal durchstöbern. Hier gibt es etliche Filme, die neben Russisch auch weitere Sprachen im Angebot haben. Neben anderen östlichen Sprachen (meist ukrainisch oder eine der baltischen Sprachen) gibt es auch Filme auf englisch. Also stehe ich nun vor der Wahl zwischen diversen DVDs, entscheide mich aber der Einfachheithalber für Shrek und hoffe auch mit englischen Untertiteln dem Russischen folgen zu können. Mal abwarten, ich werde berichten! 

 Zwischendurch gibt’s mal wieder ein bissel Schneegriesel.

Und auch tolle Springbrunnen (nur für große Hunde geeignet).

 

Nach unserer Einkaufstour mache ich noch ein wenig Sightseeing, während Jens sich um’s Abendessen kümmert. Über den Leninplatz mit kleiner Kapelle und auch nicht wirklich großer Leninstatue, laufe ich die Kopfsteinpflasterstraße auf den Auferstehungs-berg. Hier soll Tomsk seinen Ursprung gehabt haben. Oben liegt neben einer Holzkirche das neue Stadtmuseum. Glücklicherweise ist es noch geöffnet und so schlendere ich durch die kleine Ausstellung um danach mir die Stadt von oben, vom Aussichtsturm aus, anzugucken. Und siehe da, es gibt doch Holzhäuser! Nur halt genau auf der anderen Seite von uns. Nicht alle im besten Zustand, auch hier zeigt sich wieder dass Feuer nicht gut ist für Holzhäuser, aber einige schön verzierte Häuser sind doch dabei.

Der Leninplatz von Tomsk mit kleiner Kapelle und verhältnismäßig kleiner Leninstatue.

 Stadtmuseum von Tomsk mit nettem Aussichtturm.

Schicke Holzverzierungen in weiß ....

... und einfach in Natur 

 

Eine ungewöhnliche Entdeckung habe ich dann nebenbei auch noch mal gemacht. Die Post scheint hier doch sehr pünktlich zu sein. Oder bei wem in der Stadt werden die Briefkästen um 11h57 und 17h14 geleert?

Nachher drehen wir noch eine kleine Runde und bewundern wieder den Sonnenunter-gang über’m Fluss (scheint irgendwie unsere Standardabendbeschäftigung hier zu sein).

Bei der Fahrzeugen auf der Straße sind übrigens inzwischen immer mehr Rechtslenker dabei, üblicherweise asiatische Modelle. Viele von denen wir noch nichts gehört haben und so haben wir uns erst mal eine russische Autozeitschrift gekauft. Zumindest viele bunte Bilder lassen sich so gucken. Für umgerechnet rund 4 Euro gibt es fast 300 Seiten Autoberichte, angefangen von der Vorstellung neuer Modelle über Vergleichstests der verschiedenen Autos oder aber in unserer Ausgabe noch Insektenschutzmittel. Ansonsten gibt es aber auch Berichte über die neuesten Bus- und LKW Modelle, Oldtimer, Rennsport und einen Reisebericht nach Korsika. Echt umfassend die Zeitschrift. Online gibt es die Zeitschrift Zarulem übrigens unter www.zr.ru!

Titelblatt der Maiausgabe Zarulem 

 

Und wer wissen möchte, wie viele Autos welcher Marke derzeit in Russland zugelassen sind, hier die bei Zarulem veröffentlichte Übersicht (Sorry, ich hatte noch nicht die Motivation dies in lateinische Buchstaben zu übersetzen).


Nach Krasnoyarsk

9. Mai 2012

 

Von Tomsk aus fahren wir nicht einfach wieder zur M53 zurück sondern versuchen mal ein wenig schräg zu fahren. Klappt aus der Stadt heraus auch ganz gut und schon bewegen wir uns über recht einsame, aber gut zu fahrende Straßen Richtung Osten. Einmal verpassen wir einen Abzweig, was uns natürlich erst 30 km später auffällt. Navi Jessi liest halt und Navi Sygic möchte gerade nicht arbeiten. Dumm gelaufen, also umdrehen und wieder zurück. Auf die paar Kilometer mehr kommt’s ja auch nicht an. Unsere schöne Straße wechselt dann aber doch in eine recht holperige Schotterpiste, na ja, hört ja auch wieder auf.

Hier mal unsere Landstraße

 

Dafür gibt es aber wieder nette Straßendörfer mit schönen Häusern zu sehen.

Nicht alle sind komplett angestrichen, manche haben auch einfach nur die typisch blauen Fensterrahmen

In Marinsk stoßen wir dann wieder auf die M53 und weiter geht es gen Osten, immer schön vorbei an Birken, Tannen, Birken, Tannen, usw. Hier sehen wir nun auch wozu diese langgezogenen kleinen Erdwälle auf den freien Felder gut sind. Zwischendurch brennt es immer mal wieder links und rechts der Straße und die kleinen Flammen vernichten das bodennahe Gestrüpp vom letzten Jahr. Auf den bereits vor einiger Zeit abgebrannten Flächen zeigt sich nun frisches grünes Gras und so wechselt sich tristes graues Gras, mit schwarz und grün ab. So richtig zu stören tut das hier keinen, lediglich wenn die Flammen sich zu nah Richtung Häuser bewegen oder aber an eine Tankstelle dran, dann wird versucht das Feuer zu löschen. Irgendwie etwas irritierend.

 

Zwischendurch gibt es nun am Straßenrand immer mal wieder kleine Stände, an denen Grünzeug oder Kartoffeln verkauft wird. Ansonsten aber bietet die Strecke wenig Abwechslung.

In Krasnojarsk angekommen wuseln wir uns durch das Stadtzentrum auf der Suche nach einem passenden Übernachtungsplatz. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass das Zentrum von Krasnojarsk auf dieser Seite des breiten Enisej liegt, eigentlich wollte ich doch heute Abend aus Ostsibirien schon schreiben. Der Fluss teilt Sibirien in seine zwei Regionen und so sind wir halt noch in Westsibirien.

Am Straßenrand zeigen sich die Hügel am Rand des Enisej.

Auch hier werden fleißig neue Wohnblocks gebaut.

 

Parkplätze sind wieder mal reichlich am Straßenrand vorhanden, hier zeigt sich halt dass einfach viel Platz vorhanden ist. An der Fußgängerbrücke zur lokalen Vergnügungsinsel befrage ich mal wieder die dort wartenden Polizisten, ob sie vielleicht einen Tipp haben wo wir gut stehen können.

Es gibt übrigens schicke Pferderücken, die auf eine Stadtbesichtigung warten 

 

Kurz drauf stehen wir also unten am Ufer des Enisej an der lokalen Flanierstraße. Die Zufahrt von der oberen Uferstraße erfolgt übrigens erst relativ spät.

Blick über den Enisej vom Parkplatz aus (am Ufer das Hotelschiff Mayak)

 

Der Zustand des Parkplatzes ist recht abenteuerlich, Asphaltstücke stapeln sich, Löcher wurden großflächig mit feinem Kies zugeschüttet, was unser schweres Auto merklich zum Einsinken bringt. Also schnell drüber weg und morgen Gedanken machen, ob der Rückweg genauso funktioniert. Hier unten stellen wir uns einfach direkt neben die anderen parkenden Fahrzeuge und so bekommt Ceddy nun erst mal seinen Abendspaziergang. Nach großer Stadterkundungstour ist uns heute nicht, wir haben Hunger. Also suchen wir das neben gelegene Lokal auf. Richtig groß ist es nicht, dafür aber umso voller. Aber ein Tisch für uns ist noch frei, zwar direkt vor dem DJ, der lautstark das Lokal beschallt bzw. zwischendurch auch selbst zum Mikro greift und einige uns unbekannte Stücke singt. Irgendwie unterhaltsam! Wir bestellen uns erst mal ein Bier und versuchen uns dann an der Speisekarte. Und so langsam hat sich doch die ein oder andere Vokabel eingeprägt. Zwar stellt sich unser bestelltes Brot nicht als die kleinen gefalteten Fladen heraus wie am Nachbartisch, sondern als grpßes Fladenbrot aber das macht ja nix. Insgesamt ist das Essen aber recht unspektakulär, mein Bortsch vermutlich in der Mikrowelle richtig schön durch erhitzt, so dass ich erst anfangen kann zu essen, wenn Jens sein Schaschlik schon aufgegessen hat. Na ja, dafür gibt’s hier aber gut gekühltes Bier und WIFI. Und so sitzen wir dann noch eine gewisse Zeit im Lokal, aktualisieren unsere Homepage und schreiben ein paar Emails.

 

Später gibt es dann aufgrund des heutigen Feiertags hier noch ein großes Feuerwerk. Sieht nett aus direkt über dem Fluss. Das erklärt aber auch warum hier inzwischen so viel los ist. Kaum sind die letzten Raketen in der Luft, setzt auch schon der Rückreiseverkehr Richtung Parkplatzausfahrt ein. Und so rumpeln viele, viele Autos Stückchen für Stückchen über den Platz und erst nach rund einer Stunde ist es wieder leer hier.

 

Blick von der Brücke auf unseren Parkplatz am nächsten Morgen:

 

Und unser Lokal vom gestrigen Abend:


Wir sind in Ostsibirien

10. Mai 2012

 

Morgendlicher Sonnenschein weckt uns und die nahegelegene Baustelle, denn unser Parkplatz wird nach dem gestrigen Abend direkt repariert.

Erst alles platt walzen und danach großflächig mit Erde abdecken. 

 

Über den Enisej fahren wir heute früh Richtung Stolby, einem Naturschutzgebiet, welches aufgrund seiner Steinformationen bekannt ist. Da wir unserem Hund 15 bis 20 Kilometer Fussmarsch nicht zu muten wollen, machen wir uns auf die Suche nach dem Sessellift nach oben. Von dort bekommt man wohl einen schicken Blick über Krasnojarsk und kann zumindest einige Stolbys angucken. Wir landen prompt in einem kleinen Skigebiet, vereinzelt liegt auch noch Schnee auf den Pisten. Leider fahren nach der Wintersaison die Lifte nur noch am Wochenende und so drehen wir eine kleine Runde um uns dann wieder auf den Weg gen Osten zu begeben.

Unser Navi und die Straßenschilder schicken uns nun erst mal über den Enisej wieder zurück nach Westsibirien. Eine dreiviertel Stunde brauchen wir quer durch Krasnojarsk, vorbei am großen Gebrauchtwagenmarkt und am „Arbeitsstrich“. Hier warten Dutzende Männer am Straßenrand auf einen Auftrag, manche haben ihre Baumaschinen und LKWs direkt neben sich geparkt.

 

Ansonsten wird auch hier wieder fleißig geputzt. Hier gibt es Straßenkehrmaschinen mit Anhänger, wobei der Dreck direkt per Rollband in den Kipplaster transportiert wird.

Aus der Stadt raus folgenden wir erst mal dem Flusslauf bis dann die M53 schräg gen Süden abzweigt. Die Landschaft besteht wieder Birken, Tannen und Co.

 

In Kansk folgen wir den vorhandenen Straßenschildern Richtung Irkutsk und landen auf einem echt holprigen Abschnitt der M53. Irgendwie ist die Straße echt schmal geworden und außerdem ist hier kaum was los, ein paar LKW quälen sich uns entgegen bzw. nehmen die Parallelspur übers Feld. Viel mehr aber auch nicht. Wir rätseln schon, ob wir uns doch irgendwie vertan haben, als dann ein kleines, blaues Schild an einem Baum auftaucht, dass diese Straße als M53 auszeichnet.

Es tauchen wieder Straßendörfer auf. Schön neben einander stehen sie wieder, die Holzhäuser. Bei manchem sind die Fensterrahmen wieder verziert oder zumindest blau bemalt. Auch die knallblauen neuen Dächer tauchen wieder auf, diesmal ist aber auch ein türkisfarbenes dabei.

 

Blau und türkis sind hier die favorisierten Farben.

 

Und Doppelhaushälften in unterschiedlichem Renovierungszustand gibt es hier auch.

Ansonsten kommen uns inzwischen immer mehr Autotransporter entgegen als dass sie gen Osten fahren, teilweise mit interessanten Stapeltechniken.

Aber nicht nur Autos werden hier transportiert sondern gerne auch mal Hühnchen, zur Frischluftzufuhr einfach mit offener Heckklappe.

Ansonsten wird die Landstraße hier immer noch fleißig neugebaut, so dass sich die holprigen Abschnitte mit den neuen immer schön abwechseln. Kaum hat man sich an eine zügige Fahrweise gewöhnt und schon geht es wieder links oder rechts ab von der Haupttrasse über die provisorische Schotterpiste (bzw. vielleicht ist die auch gar nicht provisorisch sondern einfach die alte Straße). Der Hinweis, dass es links ab nach Irkutsk geht, war an dieser Stelle echt überflüssig:

An einer der diversen Baustellen sehen wir weiter vorne einen Geländewagen mit Campingbox auf der Pritsche und siehe da, es handelt sich dabei tatsächlich um ein Wohnmobil. Aurelie und Benjamin sind mit ihrem Pere Ubu genannten Landrover Defender ebenfalls auf dem Weg zu Baikal, danach steht dann die Mongolei, Kasachstan, Usbekistan und so weiter auf dem Programm. Als Ziel für die Reise haben sich die Beiden vorgenommen in der Mongolei einen kleinen Film über die dortige Natur zu drehen. Auch von ihnen gibt’s im Internet einen Reisebericht, den ihr mit ein paar kleinen Französisch-Kenntnissen unter www.pere-ubu.com nachlesen könnt. Mal gucken, wo wir uns wieder treffen!

 

Zwischendurch kreuzen wir hier immer wieder die Bahntrasse der transibirischen Eisenbahn. Die Güterzüge können schon mal so siebzig bis achtzig Waggons haben, so dass das Warten auch schon mal ne Viertelstunde dauern kann, gerade wenn dann auch noch zwei dieser langen Bandwürme unsere Straße kreuzen.

 

Anscheinend muss es in der Vergangenheit immer einige ungeduldige Autofahrer gegeben haben, denn neben den üblichen Bahnschranken gibt es hier auch noch im Boden eingelassene Metallklappen, die automatisch beim Absenken der Schranken hochgefahren werden.

Lediglich den schwarzen Hund interessiert keine der Absperrvarianten des Bahnübergangs, rechtzeitig bevor der Zug kommt, verschwindet er aber dann doch von den Gleisen. 

 

Irgendwie will sich hier auf der Strecke kein passender Übernachtungsplatz anbieten, zwar könnten wir links und rechts sicherlich einfach abbiegen und irgendwo uns hinstellen aber so richtig suchen wir die Einsamkeit noch nicht. Die LKW-Schlafplätze sind auch schon seltener geworden und haben uns bisher zum Übernachten auch noch nicht wirklich angezogen. Also zockeln wir weiter, immer der Straße folgend, es wird schon was Passendes kommen. Irgendwann fängt es an zu Dämmern und nach dem gerade durchquerten Straßendorf fängt auch wieder die Schotterpiste an. Und so drehen wir kurzerhand um und fahren zum lokalen Minimarkt und Stalovaja (einfache Speisegaststätte) zurück und stellen uns auf den neben gelegenen Parkplatz. Ich frage erst mal nach, ob wir über Nacht bleiben dürfen. Klar dürfen wir! Die Küche hat auch noch geöffnet und so kehren wir direkt zum Essen ein. Bei der Auswahl verlassen wir uns auf die Empfehlung der jungen Dame mit schickem Häubchen hinter dem Tresen und so gibt’s als ersten Gang für uns beide Soljanka und dann Gulasch mit Makkaroni bzw. „Kotlett“ mit Kartoffelpüree. Wir gucken uns ein wenig um, hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Raum ist unerwartet groß, die fünf Tische füllen ihn nicht einmal zur Hälfte. Der Boden ist mit kariertem Linoleum ausgelegt  An und hinter der Theke gibt es ganz viele Dinge zu kaufen, die bis oben die Wand hoch gestapelt sind. Von frischem Obst bis Waschpulver dürfte alles was man für den Alltag so benötigt dabei gewesen sein. Hinter der Theke geht noch ein Raum ab, die Küche. Hier sitzen gerade zwei Frauen und füllen und falten gerade frisch Pelmenis. Lange Zeit haben wir nicht unser Speiselokal zu bewundern, denn schon wird unser Essen gebracht. Nachdem wir bisher in unseren Einkehrmöglichkeiten immer von Papptellern mit Plastikbesteck gegessen haben, ist es hier ein Genuss mal wieder Porzellanteller und Besteck aus Metall in der Hand zu halten. Unsere Suppe ist zwar ein wenig heiß, aber da ja eh alles zusammen auf den Tisch gekommen ist, können wir ja auch einfach alles parallel essen.

 

Gut dass wir hier gehalten haben, dass war genau das Richtige nach so einem langen Fahrtag!!


Mit ♥ für euch geschrieben