26. April 2012
Eigentlich dachte ich ja, dass ich diese Woche ganz viel Zeit habe, unsere Homepage auf den aktuellen Stand zu bringen. Das hat irgendwie nicht so ganz geklappt.
Deshalb hier nur ganz kurz:
Die letzten Dinge werden ins Womo geräumt, die Dokumente noch einmal gesichtet, kopiert und sortiert.
Apropos Dokumente: Seit heute haben wir unserer Reisepässe mit den Visa zurück!
Toll, dass es doch noch alles geklappt hat und wir nicht auf Plan B zurückgreifen müssen. Es ist schon ein tolles Gefühl seinen Reisepass wieder in den Händen zu halten. Aber wie unser Hase uns immer gesagt hat "Abwarten und Tee trinken" - alles wird gut!
Drückt uns die Daumen!
Gute Nacht! Jujuc
27.04.2012
28 Apr 2012
Ein verschlafener Blick auf die Uhr, in meiner Welt mitten in der Nacht (obwohl es schon hell ist), zeigt 9:15, also genau noch fünfzehn Minuten zum Frühstücken. Puuh, direkt Stress im Urlaub? Nein, wir beschließen spontan, das Fürhstück einfach ausfallen zu lassen und uns noch mal rum zu drehen. Dank der Zeitverschiebung fehlt uns nun ja noch eine Stunde und so richtig früh im Bett waren wir nun wirklich nicht. Und so beginnt der erste Urlaubstag dann zwar ohne großes Frühstückbüffet, dafür aber ausgeschlafen. Jens holt von oben Kaffee und Croissant und so frühstücken wir halt gemütlich im Bett. Draußen ist es etwas trüb und die Sonne will sich nicht so recht durchsetzen. Also kein Wetter um direkt nach draußen zu stürmen und es sich an Deck gemütlich zu machen.
Ceddy ist heute Morgen schon deutlich fitter und anscheinend ist die Magenver-stimmung überstanden. Glücklicherweise! Und so drehen wir ein paar kleine Runden in der Pet Area, auch wenn dieses ca. 5 m breite und vielleicht 100 m lange Außendeck kein Ersatz für einen normalen Spaziergang ist. Aber dafür lässt sich die Nase bestens in den Wind halten und im Tagesverlauf merkt man es ihm deutlich an, dass es ihm wieder besser geht. Jetzt fehlt nur noch die Lust wieder zu essen, aber die kommt bestimmt auch wieder.
Als sich die Sonne zwischendurch mal blicken lässt, setzen wir uns oben an Deck, wobei der Wind doch kräftig pustet. Trotzdem sehr schön. Und so vertreiben wir uns den Tag mit lesen, spielen und Reisebericht schreiben.
Die diesjährige Anzeige am Fernseher, wo wir uns gerade befinden, ist leider nicht so ganz professionell wie im letzten Jahr. Diesmal besteht sie nur aus einer unscharfen Landkarte mit einem gelben Fleck der sich gen Nordosten bewegt. Nebendran werden noch die Koordination, der Kurs und die Geschwindigkeit angezeigt (ganz schön schnell mit rund 40 km/h). Das sind halt die wesentlichen Infos, mehr aber auch nicht. Letztes Mal gab es so schön Grafiken, wie lange wir nun schon unterwegs sind und wie lange wir noch bis Helsinki brauchen, wo es gerade wie viel Uhr ist oder was ein Kurs von 52° bedeutet. Also alles keine lebensnotwendigen Dinge, war aber irgendwie nett. Aber nun leben wir auch mit dem kleinen gelben Punkt auf dem Bildschirm, der sich immerhin kontinuierlich bewegt.
Zwischendurch überholen wir immer mal wieder das ein oder andere Schiff, meistens Frachter. Aber auch ein Schwesterschiff von unserem wird überholt, die Transrussia, welche auf direktem Weg nach Sankt Petersburg ist. Diese hätten wir auch gerne alternativ genommen, aber im Hafen von Sankt Petersburg gibt es derzeit keinen Tierarzt. Damit ist die Einreise mit Hund dort momentan nicht möglich.
Auch wenn es recht diesig ist, so sehen wir doch auch mal andere Schiffe auf der Ostsee.
Weiter geht es durch diesiges Wetter, inzwischen hat sich die Sonne völlig verabschiedet und so rechnen wir nicht mehr mit einem Nachmittag an frischer Luft. Aber damit unser Hund nicht völlig von der Klimaanlagenluft in der Kabine geschafft wird, geht es zwischendurch mal zu einer kleinen Laufrunde in der Pet Area.
Die Anzeige über unsere Fahrtroute scheint sich doch im Laufe der Zeit zu ändern, allerdings meistens nicht so auffällig wie plötzlich hier. Laut Karte ist das gesamte Festland plötzlich verschwunden, sehr merkwürdig. Also entweder hat sich der Maßstab geändert oder aber das Festland rings um die Ostsee hat sich ganz spontan in Luft aufgelöst. Ich rätsel gerade was denn wohl größere Wahrscheinlichkeit hat, entscheide mich dann aber doch für den Maßstab (zumindest bestätigt sich dies auch im späteren Routenverlauf).
Vor dem Abendessen gehen wir doch noch oben an Deck und setzen uns an einen der beiden windgeschützten Tische. Die Mitreisenden, die auch ein wenig frische Luft schnappen wollen, halten sich hier im hinteren Bereich des Decks auf und so stellen wir fest, dass hier doch allerhand unterschiedliche Sprachen gesprochen werden. Von der linker Hand (ich sollte noch mal nachschlagen, wie das mit steuer- und backbord war) liegenden Insel ist dank der Wolken leider nicht viel zu sehen. Vielleicht hat sich die Insel aber auch gedacht lieber "duck und weg“, denn im Fernseher ist ja auch nur Wasser rings um Schiff zu sehen.
Hinter uns hört das dicke Wolkenband natürlich auf und in den Sonnenstrahlen sehen die Abgase unseres Schiffs aus wie ein Sandsturm am Horizont.
Pünktlich um 18:30 versammelt sich das halbe Schiff vor dem Eingang des Restaurants, so dass die Nachzügler (also die, die ne Viertelstunde später kommen) gerade mit der Vorspeise beginnen als die ersteren schon beim Nachtisch angekommen sind. Wir lassen uns aber nicht hetzen und suchen uns erst mal in Ruhe eine Flasche Wein aus und lassen uns einen Tisch zu weisen. Wir dürfen an Tisch 101 Platz nehmen, praktischerweise nicht allzu weit weg vom Büffet, denn wir haben nun wirklich Hunger. Nachdem das Frühstück ja nicht allzu üppig war, wir wie üblich auf ein Mittagessen verzichtet haben, wird es nun langsam Zeit für ein ausgiebiges Essen. Wie auch schon in den letzten Jahren ist das Büffet wirklich gut ausgestattet und so lassen sich direkt beim ersten Urlaubsessen Dinge probieren, die wir zu Hause üblicherweise nicht haben. Der Salat aus Zuckerschoten und Krabben war vielleicht ein wenig kalt aber trotzdem lecker. Hering mit roter Beete, verschiedene Wurstsorten und eine hervorragende Lachssuppe lassen mich fast nicht vom Vorspeisenbüffet los. Wobei auch bei den Hauptgerichten die Auswahl groß ist, von Lachs über Ente bis hin zu Schwein sind ziemlich viele Tiere vertreten (der Lachs übrigens köstlich). Bei den Beilagen steht von Reis über gekochten Kartoffeln bis Kartoffelauflauf für jeden Geschmack etwas auf dem Programm. Und wer dann immer noch Hunger hat, für den gibt es noch diverse Puddings, Kuchen, Eis oder Käse. Zwar ist bei uns das ein oder andere schon nicht mehr verfügbar, aber bei der Auswahl macht das nichts. Wir sind gut zufrieden und trinken im Anschluss an Deck noch unseren Wein und nen Kaffee, jetzt fehlt nur der Sonnenuntergang aber wir können uns den ja vorstellen bzw. einfach die Fotos vom letzten Jahr angucken.
Die Aktualisierung unsere Homepage klappt übrigens mit unserer Datenverbindung leider nicht so recht bzw. auch das Anzeigen einzelner Websites ist schon echt langsam. Vermutlich sind alle direkt vom Essen in ihre Kabinen gewandert und haben ihren Laptop angeworfen. Also geduldet euch noch ein wenig, zum nächstmöglichen Zeitpunkt kommt der Reisebericht.
Wir wünschen allen eine gute Nacht!
Bis morgen Jujuc
29. April 2012
Früh morgens um 7 Uhr klingelt der Wecker, eigentlich keine Zeit für mich im Urlaub aufzustehen, aber ich möchte ja nicht das Anlegen in Helsinki verpassen. Also heißt es aufstehen, Sachen zusammenpacken, während Jens mit Ceddy eine kleine morgendliche Runde dreht. Im Vergleich zu Zuhause fällt diese allerdings aus Ermangelung an Wegstrecke doch recht kurz aus. Aber wir sind ja gleich an Land, so dass es dort Ceddy bestimmt auch gleich besser gefällt. Insgesamt geht es ihm aber wieder richtig gut, also kein Vergleich zu vorgestern Abend.
An Deck kaufen wir uns einen Kaffee und stellen uns damit draußen in den Wind. Warm ist er ja, der Kaffee. Frisch ist es hier draußen und der Wind pustet uns um die Ohren. Die Sonne versucht sich schon durch die Wolken zu schieben und schafft es zwischendurch auch schon.
Links und rechts von uns tauchen erste kleine Inseln auf, alle recht felsig und mit den typischen Tannen und Birken bewachsen. Je näher wir dem Ziel kommen, desto größer werden die Inseln und desto schmaler wird die Fahrrinne für unsere große Fähre. Immer schön zwischen den roten und grünen Lämpchen durchfahren. Einige Inseln sind schon bewohnt bzw. haben schön anzusehende, bunt gestrichene Holzhäuser am Ufer stehen, im Wasser davor dümpeln kleine Motorboote. Die Möwen kreisen rings um unser Schiff und begrüßen uns in Helsinki.
Der Hafen ist schon von weitem zu sehen, die Kräne sehen aber aus unserer Perspektive doch irgendwie klein aus. Noch eine Insel wird umrundet und schon ist die Europalink im Hafenbecken angekommen. Nun heißt es nur noch an den passenden Landeplatz anzulegen. "Nur noch" ist gut gesagt, immerhin dreht sich das Schiff einmal auf kleinstem Raum bzw. Wasser um 180° um dann rückwärts an den Anleger zu fahren. Das sieht doch schon recht spektakulär aus.
Wir allerdings verabschieden uns von der Aussicht und holen unsere Sachen und natürlich unseren Hund aus der Kabine und begeben uns schon mal auf den Weg Richtung LKW Deck. Zwar dürfen wir erst nach Beendigung des Anlegens zu unserem Auto aber wir stellen uns schon mal in die Schlage an. Während des Wartens wird Ceddy von den umstehenden LKW Fahrern fleißig gestreichelt, die ihn alle toll finden, aber leider zu groß für einen LKW. „Schiwawas“ sind wohl die passenderen LKW-Hunde.
Und dann geht es wieder ganz schnell, Türen öffnen sich und kurz drauf rollen wir auch schon von Deck. Die erste Reiseetappe ist geschafft! Wir sind in Finnland!
Ab ins Licht!
Nachdem wir das Hafengelände schön im Konvoi verlassen haben, machen wir uns direkt auf den Weg Richtung Russland. Die Landstraße ist gut ausgebaut und vor allem leer. Es ist ja auch noch recht früh und vor allem es ist Sonntag. An einer Tankstelle mit nettem Grün ringsherum halten wir und Ceddy darf endlich wieder zwischen Bäumen rumlaufen und hat Erde unter den Füssen. Für uns gibt es dafür einen Kaffee. Und so starten wir alle gut zufrieden Richtung Russland.
Bis zur Grenze ist es gar nicht so weit und so stehen wir vor der ersten roten Ampel zur Grenzabfertigung von Finnland. Es werden immer rund 20 Fahrzeuge auf den Vorplatz gelassen, deren Insassen dann schnellen Schrittes Richtung Passkontrolle eilen. Dort werden einfach nur die Pässe vorgezeigt und schon sitzen wir wieder im Auto. Das Ganze dauert keine zehn Minuten und schon befinden wir uns im Niemandsland. Dieses ist allerdings recht klein, denn nun kommt schon das Landesschild „Russische Föderation“ und wir fahren auf den Vorplatz der russischen Kontrolleure. Hier wissen wir noch, dass die ganz rechte Schlange nur für Fahrzeuge zur permanenten Einfuhr nach Russland ist. Die meisten haben deutsche Ausfuhrkennzeichen und sind vermutlich mit uns auf der Fähre gewesen. Schnell bildet sich eine lange Schlange bei der Passkontrolle, nur uns fehlen ja noch die Formulare. Die anderen Wartenden hingegen haben alle schon ausgefüllte Papiere in der Hand. Am zweiten Häuschen bekommen wir dann die Zollerklärung zum Ausfüllen. Die sonst so wortkargen Damen sind diesmal sehr freundlich, hier hilft es vermutlich schon ein paar Worte auf Russisch zu können. Ich bekomme also einen ganzen Stapel Blanko-Formulare in die Hand gedrückt. Auf meine Frage nach einer deutschen Version wird ein wenig gesucht und prompt der russische Stapel in einen englischen getauscht. Spontan fällt mir aber wieder ein, dass wir uns schon mal über leichter lesbare Dokumente gefreut haben, nachdem wir diese dann stolz abgegeben haben, dann aber doch die russischen Formulare ausfüllen mussten. Meine freundliche Frage danach, welches Dokument denn nun ausgefüllt werden soll, wird wie erwartet mit dem Russischen beantwortet. Also bitte ich darum, auch den Stapel wieder zu bekommen. Meine Kontrolleurin ist ein wenig verwirrt, ich langsam auch aber dann fällt doch der Groschen, wir lachen gemeinsam und ich mache mich dran die Papiere auszufüllen. Gar nicht so schwierig und schon stehen wir an der Passkontrolle. Dummerweise gibt es ja nicht nur die Zollformulare sondern auch noch die Immigrationskarte, die wir ja noch nicht ausgefüllt haben. Also wieder Blanko-Dokument nehmen, in doppelter Ausführung ausfüllen und wieder anstellen. Den Fahrzeugschein muss man hier übrigens auch vorzeigen. Jetzt ist alles gut und so stellt sich Jens jetzt zur Zollkontrolle an und ich mache mich auf den Weg zum Veterinär. Dieser ist glücklicherweise immer noch in der benachbarten, großen Abfertigungshalle für LKW untergebracht. Nach kurzer Nachfrage hinter welcher Tür sich denn der Veterinär befindet, klopfe ich dort und befinde mich wieder in der gemütlich ausgestatteten Amtsstube zweier Damen. Ceddys Pass wird kurz angeguckt, ein kurzer Blick aufs Foto reicht und schon bekomme ich das kleine Zettelchen mit Stempel. Weder das amtstierärztliche Gesundheitszeugnis noch unser schicke Übersetzung wurde angeguckt. Trotzdem ein besseres Gefühl dies dabei zu haben. Jens ist zwischenzeitlich noch nicht weit vorgerückt in der Schlange, also warten wir nun zusammen bis wir dran sind. Nach und nach rücken die Fahrzeuge vom allgemeinen Sammelplatz vor Richtung Zollkontrolle, hier geht es dann nur noch vorwärts. Wenn aber der vor einem stehenen Fahrer Probleme mit seinen Papieren hat, kann es schon mal länger dauern. Hat unserer aber glücklicherweise nicht. Wir stehen natürlich an dem Häuschen, an dem ich zu Anfang die russich-englischen Formulare bekommen habe. Hier kennen Sie uns ja schon und sind uns hoffentlich wohlgesonnen. Also geben wir unsere Zollerklärung ab und beantworten die diversen Fragen nach Autofarbe, klären die Irritierung dass ich ja laut Pass schon dreimal in Russland war, unser Auto aber noch nie, dürfen die Zollerklärung noch einmal ausfüllen (hätte ich auch von selbst drauf kommen können, dass die doppelt benötigt wird). Indy steht nun an erster Stelle der Schlange und die Fahrzeugkontrolleurin wartet schon darauf dass wir endlich fertig sind. Glücklichweise wartet der Besitzer des Autos hinter uns auch hinter uns, so dass dieser noch nicht ungeduldig wird. Erst nachdem wir fertig sind, wird er etwas knatschig, da unsere Zollbeamtin nun Mittagspause hat und er sich nebenan wieder anstellen muss. Dumm gelaufen und an seiner Stelle würde ich mich ebenfalls ärgern. Unsere Fahrzeugkontrolle fällt dafür umso kürzer aus, ein Blick in den Kofferraum, einmal innen einsteigen und schon hebt sich der Schlagbaum und wir dürfen ins Land. Erleichtert dass alles so reibungslos geklappt hat, fahren wir unsere ersten Kilometer auf russischen Straßen. Nun folgen zwar noch einige Kontrollposten, die uns aber alle freundlich durchwinken. In der Gegenrichtung staut sich der Verkehr dafür kilometerlang. Aufgrund der nahenden Feiertage fahren wohl viele Russen nach Finnland in den Urlaub, was uns ein zerknirschter Finne an der ersten Tankstelle erklärt. Sein wöchentlicher Ausflug zum Tanken spart zwar viel Geld, dauert heute aber wohl deutlich länger als sonst.
Auf den ersten Blick sieht es hier genauso aus wie in Finnland, die Straße geht immer gerade aus, links und rechts säumen Birken und Nadelwälder die Straße. Auch hier ist es noch nicht wirklich grün und kleine Schneeflecken verstecken sich im Schatten. Dafür verziehen sich so langsam die letzten Wolken und es ist richtig angenehm draußen.
Unser erstes Ziel ist Vyborg, rund 30 km von der russischen Grenze entfernt. Hier wollen wir uns mit Igor, dem Vater meines Arbeitskollegen Victor, treffen. Wir parken auf dem zentralen Platz direkt am Markt. Da bei den kostenlosen Plätzen keiner frei ist, nehmen wir den Bezahlparkplatz nebenan, auf dem auch die finnischen Reisebusse parken. Schnell sind wir umringt von Händlern, die uns von Zweigen über Holzlöffel bis hin zu Zigaretten alles verkaufen wollen. Der ein oder andere fragt interessiert nach und die meisten haben irgendwelche Verwandten in Deutschland.
Wie auch im letzten Jahr heben wir hier erst mal Geld ab und besorgen uns bei MTS russische SIM Karten. Mit der Erfahrung vom letzten Jahr und einem Blick auf die aktuellen Tarife im Internet, klappt das alles unkompliziert und schon haben wir beide wie zu Hause auch unsere Internetflatrate. Wir sind jetzt nur mal gespannt wie gut das Netz nun wirklich ausgebaut ist und wie lange das nun alles funktioniert. Aber jetzt am Anfang brauchen wir uns darüber noch keine Gedanken zu machen. Zurück am Platz treffen wir schnell Igors Frau und seine Tochter. Groß ist sie geworden und die Schüchternheit ist beim Anblick von Ceddy schnell verflogen. Igor selbst muss leider noch länger arbeiten und da wir die beiden nicht mit den ganzen Tüten auf dem Marktplatz stehen lassen wollen, bringen wir sie nach Hause. Es ist zwar nicht weit, aber zu Fuß mit den Taschen wäre doch etwas umständlich gewesen. Das miteinander reden klappt zwar schon besser als letztes Jahr, ist aber leider doch noch weit von einer flüssigen Unterhaltung entfernt. Schade, aber nächstes Jahr wird es bestimmt besser klappen! Sollte nächstes Jahr tatsächlich die Nordtour, über Russland zum Nordkap, auf dem Programm stehen, kommen wir auf jeden Fall wieder vorbei.
Von Vyborg aus fahren wir dann direkt nach Sankt Peterburg, wo wir übernachten wollen. Die Strecke ist gut ausgebaut und so kommen wir zügig voran. Zumindest bis wir im Großraum von Sankt Petersburg angekommen sind, denn hier wird fleißig gebaut. Und so stehen wir an etlichen Baustellenverengungen im Stau. Hier macht sich direkt die innovative Fahrweise der Russen bemerkbar, denn der neben gelegene, etwas tiefer gelegene Fuß- bzw. Radweg wird direkt genutzt um die langen Schlangen zu umfahren. Mikrobusse und andere eilenden Fahrzeuge nutzen dies fleißig, die Geländewagen hingegen nehmen dann lieber den schief abfallenden Streifen zwischen Straße und Fußweg, so dass sie keinem Fußgänger oder parkenden Auto ausweichen müssen. Sehr elegant!
Kurze Zeit später haben wir einen Mikrobus vor uns, der wohl ein ernsthaftes Motorproblem hat. Der Bus ist zwar nicht sofort als solcher zu erkennen, eigentlich ist es eher eine weiße Wolke die vor uns auf der Fahrbahn schwebt. Erste Fahrer sind mutig und fahren durch die weiße Wand, bis auch ich mich traue. Schon ein merkwürdiges Gefühl mitten in einer Großstadt durch dichten Nebel zu fahren. Dummerweise staut es sich kurz drauf wieder, so dass wir den Kollegen wieder direkt neben uns haben. Im Schritttempo ist die Wolke aber glücklicherweise nicht ganz so ausgeprägt und da wir auf den drei Spuren ganz links und er ganz rechts fahren, haben nun eher die am Straßenrand wartenden Passanten ein Problem und springen reihenweise nach hinten.
Nachdem wir dies alles hinter uns gelassen haben, lotst uns unser Navi einwandfrei zum Hotel Sankt Petersburg, welches wir schon mal vor zwei Jahren zum Übernachten genutzt haben, also nicht direkt das Hotel sondern den Parkplatz davor. Die Baustelle zur Befestigung des Newa-Ufers und des darin einmündenden anderen Flusses ist allerdings immer noch vorhanden. So ist die Aussicht nach wie vor ein wenig versperrt, aber das macht ja nichts. Dafür ist aber diesmal der Parkplatz um so voller und wir quetschen uns an den Rand. Im Hotel frage ich dann direkt an der Rezeption ob wir dort stehen dürfen. Hier sind die Damen etwas unschlüssig, da der Parkplatz eigentlich voll ist: Da haben sie auch nicht ganz unrecht, wir stehen ja nicht wirklich innerhalb der Markierungen. Also gehe ich zum draußen stehenden Security und kläre mit ihm ob wir dort stehen dürfen. Passt schon und so stehe ich kurz drauf wieder an der Rezeption und zahle meine 400 Rubel für die Übernachtung. Natürlich erst nachdem der Security den Damen bestätigt hat, dass das schon passt. Mit 10 Euro nicht wirklich eine günstige Parkgebühr, aber wo steht man sonst schon mit direkten Blick auf die Newa (na gut eine kleine Baustelle ist dazwischen). Nun fällt dem Security allerdings auf, dass wir doch ungünstig stehen und mit unserer Hand und Fuß Kommunikation verstehen wir, dass sobald ein anderer weg fährt, wir dann umparken sollen. Es dauert keine fünf Minuten und schon stehen wir in einer anderen Parklücke, zwar mit ein wenig Überlänge aber das macht nichts.
Unser Parkplatz am Hotel Sankt Petersburg
Während ich mich jetzt schnell Richtung Peter-und-Paul-Festung aufmache, kümmert sich Jens erst mal um Ceddy. Die Festung ist schon von weitem sichtbar, aber es dauert doch einige Zeit bis ich dorthin gelaufen bin. Glücklicherweise weiß ich diesmal, dass das Gelände erst in einer Stunde schließt. Letztes Mal stand ich prompt vor verschlossener Tür. Aufgrund des späten Sonnenuntergangs und der zweistündigen Zeitverschiebung nach Hause hat sich meine innere Uhr noch nicht ganz umgestellt und so kommt es mir noch nicht so vor, als wenn es schon 20 Uhr abends ist. Irritierenderweise ist das Ticketoffice geschlossen und so gehe ich wie alle anderen auch einfach durch das Tor und gucke mir das Gelände an. Auf der Mauer zur Newa ist eine Holzempore installiert von der sich ein toller Blick auf die andere Seite der Stadt und über das Gelände bietet. Alles schön herausgeputzt hier.
Blick auf die Newa von der Peter-und-Paul-Festung aus in Sankt Petersburg
Blick in die andere Richtung
Zurück am Womo gehen Jens und ich alleine los um einzukaufen und uns etwas zu essen zu besorgen. Richtung Finlandski Woksal gibt es diverse kleine Läden und Imbissbuden. Wir entscheiden uns dazu ein Grillhähnchen zum mitnehmen bzw. für die noch verfügbaren Hähnchenschenkel, die auf russisch übrigens Okorok heißen. Ceddy freut sich uns wieder zu sehen, ist aber doch enttäuscht dass die lecker riechende Tüte nicht für ihn bestimmt ist. Und so genießen wir das erste Abendessen auf russischem Boden mit Okorok und Baltika. Das Hähnchen ist lecker knusprig und die Haut mit allerlei Kräutern eingerieben. Das gelingt uns zu Hause nicht so gut. Als wir nachher alles zusammenräumen, fällt uns auf, dass uns auf unserer Hähnchentüte ein Huhn angrinst, „Guten Appetit“ wünscht und passend dazu „Frisches, knuspriges Grillhähnchen“ auf der Tüte steht :-)
Gute Nacht aus Sankt Petersburg! Jujuc
PS: Hier unsere heutige Route auf der Landkarte
Mit ♥ für euch geschrieben