Ein Schlenker durch Georgien

Einreise nach Georgien

Sonntag, 28.04.2024

  • Strecke heute: 141 km
  • Gesamtstrecke: 6.391 km
  • Besuchte Sehenswürdigkeiten: Höhlenstadt Vardzia

Nach drei tollen Wochen in der Türkei geht’s weiter nach Georgien 🇬🇪

Während ich mir den frühen Morgen mit dem Beobachten von Pelikanen vertreibe, kümmert sich Jens um den digitalen Papierkram für unsere Einreise nach Georgien. Zunächst einmal brauchen wir die obligatorische Kfz-Haftpflichtversicherung. Diese ist auch notwendig, wenn die eigene Kfz-Versicherung Georgien abdeckt. Dafür ist sie netterweise auch nicht so teuer, wir nehmen die Variante mit 30 Tage Gültigkeit und zahlen dafür 50 Lari, umgerechnet 18 Euro. Das dürfte so grob den Zeitraum inklusive des Schlenkers durch Armenien abdecken. Und falls wir doch länger bleiben, kaufen wir noch später noch eine 15 Tages Variante.

 

Compulsary Insurance Center Georgien 🇬🇪

Webseite 

 

Des Weiteren benötigen wir für’s Nachbarland neue SIM-Karten. Und die besorgen wir uns auch online vorab als eSIM beim Mobilfunkanbieter Silknet. Nach unserer letzten Erfahrung in der Türkei, sind eSIMs echt eine tolle Erfindung und die Silknet Webseite noch dazu gut verständlich auf Englisch.

 

eSIM von Silknet ☎️

Tarif: Tourist, unlimited Datenvolumen, Gültigkeit 7 Tage

Preis: 25 Lari / 9 Euro

Webseite

 

Morgenstimmung am Cildir Gölü

Wir nehmen den südlichsten Grenzübergang zwischen der Türkei und Georgien, Aktas Sinir Kapisi, rund 50 km von unserem Übernachtungsplatz entfernt und an einem See gelegen. Vorher tanken wir noch einmal zehn Liter an einer Minitankstelle, der Preisunterschied beträgt grob 20 cent pro Liter Diesel zwischen beiden Ländern, und Glück gehabt, dass tatsächlich noch eine Tankstelle kam, wir hatten uns wohl ein wenig verkalkuliert.

 

An türkischen Tankstellen gibt der Tankwart übrigens immer vor dem Tanken das Kfz-Kennzeichen in so einen kleinen Automaten an der Zapfsäule ein. Heute scheint dieser aber ein wenig zickig zu sein, oder aber unser Kennzeichen ist so ungewöhnlich. Keine Ahnung. Anstatt MS-J-500 steht nachher dann MS-G-5GG auf unserer Quittung, auch hübsch.

An der Grenze war letztendlich die größte Herausforderung sich als PKW durch die wartenden LKWs zu schlängeln, da wir keinen anderen PKW zur Orientierung hatten. Zu Beginn mussten wir auf türkischer Seite einmal aussteigen und in einem Häuschen unsere Dokumente vorzeigen, anstatt der Kfz-Kontrolle gab‘s dann noch ein Foto von Vanja. Auf georgischer Seite wurde dann tatsächlich ihr Heimtierausweis kontrolliert. Und dazu neben den üblichen Dokumenten auch unser Führerschein. Es wurde übrigens sehr positiv aufgenommen, dass wir vorab schon online die georgische Haftpflichtversicherung abgeschlossen hatten. Eine wirklich entspannte Grenze hier. Alles in allem haben wir eine gute Stunde gebraucht, wobei wir davon bestimmt zwanzig Minuten in der LKW-Schlange gewartet haben, weil wir nicht geschnallt haben, wie wir daran vorbeikommen. Netterweise ist das einem türkischen Beamten aber aufgefallen und er hat uns den Weg dann gezeigt.

 

In Georgien angekommen sind die Straßen holprig und die Fahrweise der anderen Verkehrsteilnehmer abenteuerlich. Genau wie bei unserem letzten Besuch vor sieben Jahren 😊 Und wir aktivieren unsere eSIMs von Silknet und sind sofort online. Tipptopp.

Wir fahren noch rund 80 km bis zur Höhlenstadt Vardzia. Laut Wikipedia gab es hier 3000 Wohnungen auf sieben Etagen. Vom Parkplatz kann man sich mit nem Shuttlebus nach oben bringen lassen, alternativ natürlich auch zu Fuss laufen. Wir haben inzwischen allerdings 30°C draußen, so dass es schon ganz nett ist ein paar Höhenmeter nicht selbst zu laufen. Zu besichtigen sind zahlreiche Wohnhöhlen, eine Kirche und „Geschäfte“ usw., alles ist über zahlreiche Treppen miteinander verbunden. Schon eine beeindruckende Anlage.

 

Höhlenstadt Wardsia / Vardzia

Google MapsWikipedia 

Eintritt: 15 Lari + 2 Lari Shuttlebus / 6 Euro

Ein paar Kilometer tiefer ins Tal hinein liegt noch ein „Hallenbad“ mit schwefelhaltigem Wasser. Vor der Tür steht aktuell ein Tesla Modell X mit geöffneten Flügeltüren, aus dem laute Musik schallt. Um die Ecke steht ein älterer Benz mit älterem Herrn, der uns erklärt, dass der Eintritt 10 Lari (3,5€) für dreißig Minuten kostet und wir so in zwanzig Minuten rein könnten, wenn die Tesla Fahrer fertig sind. Und übernachten können wir natürlich auch. Das hatten wir vorab auch schon gelesen und haben somit damit gerechnet, dass bestimmt noch ein anderes Wohnmobil hier ist, aber nö. Wir fahren noch einmal ein paar Kilometer zurück zum nächsten Ort zum Einkaufen und als wir wieder am Schwimmbad zurück sind, führt der Tesla Besitzer gerade den „Tesla-Dance“ von seinem Fahrzeug vor. Zu lauter Musik bewegen sich die Türen, die Spiegel, die Lichter blinken usw. Sieht gerade hier in der doch sehr idyllischen Umgebung schon irgendwie witzig aus und zeigt, die Tesla Fahrer sind fertig.

 

Wir stellen uns unter die blühenden Kirschbäume und gehen dann eine Runde planschen. Das Wasser riecht ein wenig streng und ist wirklich heiß. Im Winter ist das bestimmt herrlich, jetzt ist’s eher ein bisschen warm und der Fluss nebenan eine tolle Abkühlung. Schwimmen sollte man darin allerdings nicht wirklich, die Strömung ist sehr stark. Falls übrigens der Besitzer gerade nicht da sein sollte, steht seine Telefonnummer an der Tür vom Badehaus.

 

Der erste Tag in Georgien war schon mal super 😃

 

Sulphur Bath in Vardzia 🏕️ 🏊‍♀️

Google Maps 

 

Angekommen in Georgien


Einen Schlenker gen Norden

Montag, 29.04.2024

  • Strecke heute: 216 km
  • Gesamtstrecke: 6607 km

Von unserem Swimmingpool-Platz fahren wir heute früh noch ein paar Kilometer weiter ins Tal hinein. Oben in einem Felsen gibt’s soll es hier eine Höhlenkirche geben, welche komplett in den Stein gehauen ist und nur durch eine Leiter zu betreten ist. Und da ist mal meine Neugier größer als meine Höhlenangst 😉

 

Ausgeschildert ist die Kirche nicht, aber die Lage gut an der Hängebrücke über den Fluss erkennbar. Auf der anderen Seite des Flusses warten wieder einmal ein paar Kühe, dann einmal steil eine Viertelstunde den Berg hinauf und schon sind die Glocken am Eingang zu sehen. Durch ein Tor, welches glücklicherweise nicht abgeschlossen ist, kommt man auf das Kirchengelände. Ein paar Stufen den Felsvorsprung hinauf, einmal tief Luft holen und dann in einem schmalen Gang zehn Stufen eine Leiter hoch und schon steht man in der Höhlenkirche. Durch ein Fenster fällt ein wenig Licht ins Innere, ansonsten hilft eine Taschenlampe. Es gibt einen Altar und einige Ikonen hängen an der Wand. Toll 🥰

 

Höhlenkirche im Vardzia Tal

Google Maps 

 

Morgendlicher Spaziergang

Bevor es nach Armenien geht, wollen wir noch einen Schlenker gen Norden drehen und so gucken wir uns als nächstes eine Festung im rund 60 km nördlich gelegenen Akhaltsikhe an. Die Anlage ist komplett restauriert und anscheinend durfte sich hier ein Landschaftsgärtner betätigen und hat im Inneren eine Parkanlage gestaltet. Oben vom Festungsturm hat man eine schöne Aussicht auf den Ort und die Landschaft ringsherum. Hier im Ort haben wir übrigens die erste Polizeikontrolle, ein Streifenwagen winkt uns raus und möchten unsere Kfz-Versicherung sehen. Irgendwie nicht so ganz freundlich aber na ja. Wir zeigen unseren Versicherungsschein auf dem Handy vor und schon geht’s weiter.

 

Akhaltsikhe (Rabati) Castle

Google Maps 

 

Mittagspause in Akhaltsikhe 

Weiter geht’s zum Kurort Borjomi, dessen Wasser wohl eines der bekanntesten georgischen Produkte außerhalb des Landes ist. Hier wollten wir eigentlich übernachten, finden aber irgendwie nichts Passendes. Und so fahren wir weiter nach Bakuriani, hatten aber leider nicht wirklich auf die Karte geguckt, dass das schon in den hohen Bergen liegt und ein Skigebiet ist. Unweit der Liftanlagen stehen ganz schön viele, ziemlich neu aussehende Hotelanlagen. Hier muss gut was los sein im Winter. Und prompt ist kurz drauf dann der Pass gen Süden gesperrt und wir müssen wohl oder übel umdrehen.

Eine gute Stunde später sind wir somit wieder in Borjomi und machen im Park am Bahnhof eine Pause. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Ort an das Eisenbahnnetz angeschlossen, um die Adligen in den Kurort zu bringen. Der Bahnhof wird gerade saniert, besonders hübsch der alte Ticketschalter aus Holz mit einem georgisch-russischen Preisaushang von Anno dazumal. Die Fahrt nach Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans kostete wohl mal 33 Rubel. 

 

Spaziergang durch Borjomi

Wir fahren zurück zu einem Picknickplatz, den wir auf dem Hinweg ganz nett fanden. Jetzt ist irgendwie ein Tor davor. Hmm, doof. Ein Typ kommt zu uns und so fragen wir einfach, ob wir bei ihm übernachten dürfen. Klaro. 10 Lari, umgerechnet 3,5 Euro, erscheinen uns auch ok für die Nacht. Es gibt ein WC, Wasser und später bringt er uns eine Flasche Wein vorbei. Wir quatschen nett - mit Russisch kommt man hier gut weiter. Und auch hier ist bekannt, dass Bayer 04 Leverkusen Meister geworden ist 😊⚽️

 

Bewirtschafteter Picknickplatz in Larebi🏕️

Google Maps 


Zum größten See Georgiens

Dienstag, 30.04.2024

  • Strecke heute: 182 km
  • Gesamtstrecke: 6797 km 

Wir haben gut auf dem Picknickplatz geschlafen und gucken uns morgens erst einmal das „Green Monastery“ um die Ecke an. Der Abzweig dorthin ist direkt neben der Einfahrt zum Picknickplatz. Bei der Auffahrt durch den Wald stellen wir fest, dass wir vor sieben Jahren hier schon mal waren 😉 Die kleine Kirche ist weiterhin niedlich und eine hübsche Lage hier auf einer Lichtung mitten im Wald.

Weiter geht es wieder in den Süden, dieselbe Strecke, die wir hingefahren sind. Diesmal machen wir am Abzweig zur Höhlenstadt Vardzia noch einen Stopp an der Festung Khertvisi, welche hier auf einem Felsplateau thront. Von außen ist sie definitiv imposanter als von innen.

 

Khertvisi Fortress ხერთვისის ციხე

Google Maps

 

Bevor es weiter nach Armenien geht, wollen wir noch eine Nacht in Georgien übernachten und haben uns als Ziel den Parawani See, den größten See Georgiens (Wikipedia), ausgesucht. Und so biegen wir in Ninotsminda links einmal ab zum See.

 

In Poka, dem ersten Dorf am Seeufer gucken wir uns erst einmal zwei kleine Kirchen an, bevor wir uns dann am See einen Übernachtungsplatz suchen. Von der Landstraße aus ist am Ufer eine Picknickhütte zu sehen, dazu auch das passende Straßenschild und so fahren wir mal dorthin. Bei trockenem Wetter ist der Erdweg gut befahrbar, bei Regen weiß nicht. Am Ufer steht ein kleines Steinhaus, zwei Tische mit Bänken drin und dazu liegt hier noch ein Schlauchboot am Ufer. Bestimmt kommt hier morgen früh ein Fischer vorbei. Wir stellen uns einfach mal neben das Häuschen und machen es uns gemütlich. Frisch ist’s hier auf über 2000m Höhe.

 

Einige Zeit später parkt ein Corsa neben uns, ein Fischer begrüßt uns freundlich und wir quatschen ein wenig. Er kommt meist abends und morgens vorbei und kontrolliert seine zwei Netze. Wenig später bringt er uns einen Kescher mit Sardinen-großen Fischen vorbei. Sehr nett. Wir kochen sie gemeinsam, dann muss er leider weg da er noch eine Verabredung hat. Ansonsten hätte er gerne noch den Abend mit uns verbracht. Und so lassen wir uns alleine den Wind hier um die Ohren pusten 💨😊

 

Picknickplatz am Parawani See 🏕️

Google Maps 

 

Über Nacht am Parawani See


Weiter geht's nach Armenien

Mittwoch, 01.05.2024

  • Strecke heute: 217 km
  • Gesamtstrecke: 7014 km

Vom netten Picknickplatz am Parawani See sind es rund 50 Kilometer zur georgisch-armenischen Grenze Ninotsminda/Brava. Bevor wir uns auf den Weg machen, genießen wir erst einmal einen Kaffee in der Sonne. Herrlich heute morgen hier.

In Ninotsminda tanken wir noch einmal voll, der Dieselpreis in Armenien ist rund 20-30 Cent höher und kurz drauf stehen wir schon an der Grenze. Durch Zufall ist ein weiteres Wohnmobil aus 🇩🇪 genau vor uns und so machen wir den Übergang mal gemeinsam.

 

Die georgische Seite dauert vielleicht eine Viertelstunde, wobei hier der Beifahrer mal wieder zu Fuß rüber laufen darf. Weiter geht’s rüber zu den Armeniern. Vor sieben Jahren bestand die Grenzanlage aus gefühlt drei kleinen Häusern, zwischen denen man hin und her gelaufen ist, jetzt steht hier eine ähnlich große Anlage wie bei den Georgiern. Sehr modern und anscheinend noch nicht so wirklich alt. Jens geht wieder zu Fuß, während Vanja und ich mit dem Womo rüberfahren.

 

Erst mal Innenkontrolle, Vanja darf netterweise weiterschlafen, dann Kontrolle unserer Papiere und noch mal Reingucken. Und dann geht der Spaß erst richtig los 😎

 

Wir dürfen einmal auf die Waage und dann noch zum Röntgen. Das betrifft leider nicht nur uns und somit dauert alles etwas länger. Falls jemand mal das gleiche Vergnügen hat, das Röntgen dauert 10-15 min pro Fahrzeug. Nachdem wir beides mit Bravour gemeistert haben, kaufen wir noch die obligatorische Versicherung (15 Tage 15€, nur Barzahlung) und zahlen die Umweltsteuer (25€, zahlbar mit Karte) und damit haben wir es geschafft.

 

Weiter geht’s durch Armenien

 



Mit ♥ für euch geschrieben