Unser Plan für Armenien ist relativ einfach – im Westen von Georgien aus runter gen Süden bis zum Kloster Tatew und von dort über den Sewansee im Osten wieder zurück nach Georgien. Google Maps berechnet für die Route lediglich 830 km. So groß ist Armenien nicht wirklich. Wir planen mal so grob zehn Tage für die Strecke ein und wenn’s länger dauert macht’s auch nichts.
Mittwoch, 01.05.2024
Nach 2,5 Stunden an der Grenze rollen wir fröhlich auf der armenischen Landstraße weiter und passieren einmal die alte, inzwischen verrammelte Grenzanlage. Die hatten wir also richtig in Erinnerung.
Als erstes fahren wir nach Gjumri, die zweitgrößte Stadt Armeniens, rund 50 km südlich von der Grenze entfernt. Wir sind in einem neuen Land und so heißt’s erst einmal Geld abheben und SIM Karten besorgen. Vor zwei Tagen hatten wir versucht eSIMs online bei team Telecom Armenia zu kaufen, mussten aber leider festzustellen, dass man diese nicht per Email bekommt sondern nur vor Ort in Jerewan abholen kann. Das war eigentlich nicht unser Plan und so stehen wir nun in Gjumri um uns SIM Karten vor Ort zu kaufen.
Erstausstattung in Gjumri besorgen
Nach einem Schlenker durch den Supermarkt fahren wir wieder in die Berge. Am Südhang des Aragats, dem höchsten Berg Armeniens, haben wir bei der letzten Tour an der Festung Amberd übernachtet und dies in guter Erinnerung. Diesmal nehmen wir eine Auffahrt eher nach oben um uns das Kloster Tegher anzugucken (Wikipedia). Es ist schon später Nachmittag und so ist der Parkplatz an der Kirche bereits recht leer. Wir werden überraschenderweise auf Deutsch angesprochen, ob wir wirklich mit dem Auto hier hingefahren. Ja, das sind wir. Ein junger Mann besucht gerade seine Familie hier und so quatschen wir nett in einem Mischmasch aus Deutsch und Russisch. Das ist wieder so eine der netten Begegnungen, die unsere Tour bereichern. Das Kloster ist auch hübsch, allerdings macht’s gerade zu. Schnell noch eine Kerze anzünden und dann wird auch schon die Eingangstür geschlossen.
Vom Kirchhof aus kann man auf der gegenüberliegenden Seite einer Schlucht ein großes Teleskop sehen. Dabei handelt es sich um das „Radio Optical Observatory ROT-54“, welches schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb ist und welches man angeblich irgendwie besichtigen kann. Das ist unser Ziel für morgen 😊
Bei der Auffahrt nach Tegher hatten wir immer wieder Picknickgruppen im Grünen sitzen sehen und das machen wir jetzt auch. Wir fahren vom Kloster wieder ein Stück bergab, stellen uns auf eine halbwegs ebene Fläche und genießen die Aussicht bergab. Irgendwann später gesellt sich noch ein alter Benz zu uns und vier junge Erwachsene machen es sich bei einem Lagerfeuer gemütlich. Nett ist’s hier oben.
Picknickwiese nahe Tegher 🏕️
Donnerstag, 02.05.2024
Strecke heute: 111 km
Gesamtstrecke: 7117 km
Wie gestern schon geschrieben wollen wir heute das Radioteleskop im benachbarten Örtchen Orlov anschauen. Nach einem kurzen Gespräch einigen wir uns an der Schranke mit dem Wachpersonal 💰 und dürfen auf das Gelände und falls uns jemand fragen sollte, dann waren wir natürlich nicht hier 😉 Wir bekommen 45 min Zeit uns die Anlage anzuschauen, was nicht wirklich üppig ist, aber um 10 Uhr sollten wir wieder weg sein. Es sind zwei Teleskope zu besichtigen, ein waagerechtes, welches vollständig ausschaut und ein vertikales, dem doch etliche Teile fehlen. Schon ein wenig abgedreht hier. Noch besser wird’s als wir in dem Gebäude neben dem waagerechten Teleskop einen Raum mit Steuerungsgeräten entdecken. Jetzt kommen wir uns doch wie in einem James Bond Film aus vergangenen Zeiten vor 😎
Radio Optical Observatory in Orgov 💫
Besuch des Teleskops in Orlov
Weiter geht’s zur Festung Amberd, an der wir bei der letzten Tour übernachtet haben. Der Schnee ist hier oben auf 2200m noch nicht ganz weg, Vanja ist allerdings nicht ganz so euphorisch, als sie aus dem Tiefschlaf geweckt einmal durchs Schneefeld spazieren soll 😉☃️
Die Festung, von der mehr oder weniger nur eine imposante Außenmauer und zwei Tore stehen geblieben ist, selbst thront weiterhin ziemlich trotzig hier oben in den Bergen. Die Anlage wurde bereits im 13. Jahrhundert zerstört und verlassen, und seitdem nicht wieder aufgebaut. Lediglich die Kirche ist saniert und sieht von Weitem im Vergleich zur Festungsmauer ziemlich klein aus. Was uns auffällt ist, dass es inzwischen hier markierte Wanderwege gibt. Auch beim Radioteleskop hatten wir schon gelbe Markierungsschilder gesehen.
Festung Amberd am Südhang des Aragats
Vom Berg Aragats geht’s wieder bergab und einmal quer durch Yerevan, die wuselige Hauptstadt Armeniens, und dann gen Osten wieder in die Berge. Unser Entspannungsziel für die kommenden zwei Tage ist der Camping 3Gs. Der Campingplatz liegt genau zwischen den Sehenswürdigkeiten Garni Temple und Kloster Geghard im Örtchen Goght, und somit sind dies drei Gs.
Zwischendurch kommen wir noch am „Eagle of Vaspurakan Memorial“ vorbei, einem 1979 erbauten Denkmal, welches an die Schlachten von Vaspurakan erinnern soll. Nie gehört, aber das ist jetzt nicht so ungewöhnlich auf unserer diesjährigen Tour. Ein kurzer Blick bei Wikipedia zeigt, es gab mal ein Reich namens Vaspurakan, welches allerdings schon Anfang der 1000er Jahre an das byzantinische Reich fiel. Des Weiteren hieß die erste gedruckte Zeitung Armenien auch Eagle of Vaspurakan.
Entdeckt habe ich das Denkmal, als ich im Rahmen unserer Reisevorbereitung auf die Social Media Profile des italienischen Architekturfotografen Stefano Perego gestoßen bin. Da finden sich ziemlich coole Bilder von Gebäuden, insbesondere aus der Sowjetzeit. Und falls sich jemand dafür interessiert, er bietet auch Fotografie-Reisen an.
Architekturfotograf Stefano Perego
Auf Camping 3 Gs angekommen, werden wir freundlich begrüßt und machen erst mal einen Rundgang. Hier gibt’s inzwischen eine Erweiterung für Womos, auf zwei geschotterten Ebenen steht man hier jetzt hübsch mit Aussicht auf die Berge. Die neuen Sanitäranlagen sind topp und dazu gibt’s mehrere Aufenthaltsräume mit großer Küche und Kamin, so dass man mit anderen Reisenden nett quatschen und ein Gläschen Wein trinken kann. Und den Kamin haben wir auch ausgiebig genutzt, im Gegensatz zum Pool, denn es hat nach den anfänglichen Sonnenstrahlen dann leider zwei Tage geschüttet.
Ansonsten kann man hier auch sein Womo in der großen Lagerhalle einlagern - in Armenien dürfen Fahrzeuge bis zu einem Jahr bleiben. Und das ist im Vergleich zu den Nachbarländern schon recht lang.
Wir kommen gerne irgendwann wieder 😊
Camping 3Gs in Goght 💫
Den nächsten Tag verbringen wir mehr oder weniger drinnen. Hagel, Regen und Gewitter stehen auf dem Programm. Zur Abwechslung zwischendurch testen wir die beiden Restaurants an der Hauptstraße um die Ecke, mittags Schaschlik to go von Arsenyans House und abends ebenfalls Schaschlik von gegenüber. Bei beiden war es sehr lecker. Arsenyans hat auch einen großen Biergarten, bei Sonnenschein bestimmt sehr nett hier im Grünen zu sitzen.
Vanja bekommt ab heute lokales Hundefutter namens „Darling“, welches tatsächlich Futterbröckchen in Herzform beinhaltet. Es scheint nicht nur nett auszusehen, sondern auch sehr lecker zu schmecken.
Neben dem leckeren Schaschlik lernen wir heut noch das Joghurt Getränk „Tan“ kennen, die armenische Variante vom türkischen Ayran, welchen wir in den letzten Wochen regelmäßig getrunken haben. In den kommenden Tagen werden wir feststellen, dass es Tan auch mit Sprudelwasser gibt und dass es nicht so geschickt ist, so eine Flasche während der Fahrt zu öffnen. Und dazu sieht so eine 0,5l Flasche Tan sehr ähnlich aus, wie ein umgefüllter halber Liter Kokosmilch. Schmeckte ein wenig süßlich, aber ich dachte einfach, dass ich eine weitere Variante Tan im Supermarkt erwischt hab. Ein paar Tage später vermissen wir die Kokosmilch in unserem Kühlschrank 😎
Ein Regentag in Armenien ☔️
Samstag, 04.05.2024
Nachdem sich das ungemütliche Wetter glücklicherweise verzogen hat, machen wir uns weiter auf den Weg gen Süden. Wir kommen einfach noch einmal bei besserem Wetter wieder zum Camping 3Gs. Die anderen beiden „Gs“ lassen wir links liegen, da waren wir bei unserer letzten Tour schon. Ein weiteres Ziel wollen wir uns allerdings ein zweites Mal anschauen und zwar das kleine Kloster Khor Virap, welches für seinen Ausblick auf den Ararat bekannt ist.
Unterwegs halten wir an einem großen Supermarkt und gehen mal ordentlich einkaufen. Nach den leckeren Schaschliks gestern, haben wir erneut Hunger darauf und kaufen eine große Portion an der Fleischtheke. Beinahe wäre diese allerdings direkt hier auf dem Grill gelandet, den hatte ich irgendwie nicht wahrgenommen und wunderte mich schon, warum das Einpacken länger als erwartet dauerte. Da waren unsere Fleischstücke schon schön auf einem Spieß sortiert. Schnell kläre ich auf, dass ich das Schaschlik ungegrillt kaufen möchte. Und hoffentlich kommen wir bei unserem nächsten Übernachtungsplatz tatsächlich zum Grillen ohne dass es draußen schüttet.
Bei der Anfahrt zum Kloster Chor Wirap wollen sich die Wolken am Himmel leider nicht wirklich verziehen, so dass vom magischen Ararat auf der anderen Seite der Grenze in der Türkei so gar nichts zu sehen ist. Schade. Das Kloster ist trotzdem niedlich und wer eine leichte Höhlenphobie hat, kann hier auch gleich noch einen Selbsttest machen. In der Kirche führt eine Leiter nach unten, vielleicht so 15 Stufen und mir ist das deutlich schwerer gefallen als vor ein paar Tagen die Leiter nach oben zu steigen. Ihr könnt gerne mal schreiben, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Und gut, dass ich erst im Nachhinein gelesen habe, dass das in früheren Zeiten mal ein Verlies war 😎
Kloster Chor Wirap
Google Maps, Wikipedia DE, Wikipedia ENG
Weiter geht es zum Kloster Norawank, welches über eine schmale Landstraße in einem hübschen Seitental erreichbar ist. Netterweise hört es auf zu regnen als wir ankommen. Landschaftlich sieht es wirklich toll hier aus, die Klosteranlage inmitten der roten Berge. Neben dem Kloster befindet sich noch ein kleines Museum mit Gegenständen und Erläuterungen zum Klosterleben.
Kurz nach dem Abzweig von der Hauptstraße hatten wir auf dem Hinweg ein Hinweisschild auf irgendeine touristische Attraktion links bergauf gesehen, da halten wir doch mal in einer Parkbucht auf dem Rückweg. Begrüßt werden wir von einem riesigen Streuner hier, nur gut dass Vanja hauptsächlich schläft und nicht sobald wir anhalten aufspringt und raus will.
Ein paar Stufen bergauf liegt die Magellanhöhle. Erst seit einem Jahr für Touristen geöffnet kann man diese jetzt im Rahmen einer Führung besichtigen. Na gut, nachdem wir ja schon zwei Höhlenkirche gesehen haben, kann ja so eine Fledermaushöhle nicht so wild sein. Die Führung startet, sobald sich einige interessierte Touristen gesammelt haben, auch für eine Person und dazu auf Englisch. Klasse!
Mit Helm ausgestattet geht es für rund 45 Minuten einmal durch die hübsch bunt ausgeleuchtete Welt der Stalakmiten und deren Kumpels, dazu hängen auch einige Fledermäuse 🦇 von der Wand.
Kloster Norawank
Google Maps, Wikipedia DE, Wikipedia ENG
Magellanhöhle in Areni
Google Maps, Facebook, Instagram
Unser Übernachtungsziel für heute Abend ist der Crossway Camping. Der Name passt wirklich gut, da der Campingplatz an einer Kreuzung der Hauptverbindungsachsen in Armenien liegt. Von hier geht’s entweder weiter gen Süden Richtung Iran oder gen Norden zurück nach Georgien. Beide Richtungen werden wir noch fahren, heute aber bleiben wir erst mal hier 😊
Die Begrüßung ist klasse, wir stehen hübsch auf Rasen unter Bäumchen und der Platz ist sehr liebevoll angelegt. Es gibt eine tolle Außenküche, eine heiße Dusche und Waschmaschine. Tipptopp. Und wer nicht mit dem eigenen Mobil anreist, kann auch in einem der hübschen und innen liebevoll gestalteten Busse oder in einem der Stelzenhäuser mit Bergblick übernachten. Die Besitzer haben zwei Hunde, Strelka und Tolik. Letzterer ist locker so groß wie Vanja, ebenfalls eine Hündin und die beiden verstehen sich prächtig und liegen kurz drauf gemeinsam im Rasen.
Crossway Camping in Yeghegnadzor🏕️
Am nächsten Morgen scheint die Sonne und so bleiben wir noch eine Nacht hier. Nicht weit vom Camping befindet sich eine Steinbrücke aus dem 13. Jahrhundert, ein netter Spaziergang von vielleicht einer halben Stunde.
Dadal Bridge nicht weit vom Camping entfernt
In die andere Richtung vom Camping befindet sich ein kleiner Minimarkt, sehr praktisch, falls doch noch ne Kleinigkeit fehlt. Das Wetter ist nach dem anfänglichen Sonnenschein leider ein wenig instabil, es gewittert, schüttet und die Sonne kommt wieder raus. Wir ziehen mal näher zu einem der Stelzenhäuser und haben nun eine geschützte Terrasse.
Montag, 06.05.2024
Schweren Herzens verlassen wir den sympathischen Crossway Camping. Hier haben wir uns echt wohl gefühlt. Heute geht’s weiter gen Süden zum Kloster Tatev. Bis dorthin sind es rund 130 km über eine meist gut ausgebaute Landstraße, lediglich nach dem Abzweig kurz vor Goris sind vielleicht zehn Kilometer ziemlich fieser Schotter – hier wird aber gerade gebaut - und zum Abschluss geht’s noch in ordentlichen Serpentinen zum Kloster. Alles in allem brauchen wir drei Stunden für die Strecke plus ein paar Pausen. Zum Beispiel am Vorotan Pass, welcher auf 2340m Höhe liegt und ein unübersehbares Denkmal links und rechts der Straße steht. Erfrischende 5°C haben wir hier.
Im Dorf Halidzor gibt es theoretisch eine Seilbahn, welche man alternativ zur Anreise zum Kloster nehmen kann. Über fast 6000 m Länge lässt sich damit in rund zehn Minuten die letzte große Schlucht überfahren (Wings of Tatev, Webseite). Das hätten wir auch gerne gemacht, leider fährt sie wetterbedingt heute nicht. Dafür kommen wir am Halidzor Observation Desk mit schicker Aussicht vorbei und dürfen uns die Serpentinen hoch und runter nach Tatev schlängeln.
Alles in allem ist von der malerischen Strecke leider nicht so viel zu sehen, da es ordentlich wolkenverhangen und somit eher grau in grau ist. Bei sonnigem Wetter sieht es bestimmt toller aus.
Am Kloster Tatev ist heute nicht viel los, es ist kein Wochenende und wettertechnisch ist’s wirklich nicht so prickelnd. Die Klosteranlage selbst war durchaus sehenswert. Ergänzend zu den Kirchen gibt es auch noch einige Nebengebäude zu besichtigen. Drei Stunden fahren dafür, na ja, das würde ich eher bei gutem Wetter empfehlen.
Kloster Tatew im Süden Armeniens
Eigentlich wollten wir vor Ort übernachten und haben bei einem Restaurant unweit vom Kloster gegessen. Hier hätten wir auf dem Parkplatz einfach stehen bleiben können. Aber irgendwie zogen dann Wolken auf, also wir standen eher direkt in den Wolken und so haben wir spontan entschieden doch wieder bergab zu fahren. Und da uns ja der Crossway Camping so gut gefallen hat und wir hier eh Richtung Georgien wieder dran vorbeikommen, fahren wir einfach wieder zurück. Auf unserem Rückweg kommt dann tatsächlich die Sonne raus ☀️
Passend zum Sonnenuntergang sind Vanja und Tolik wieder vereint und wir haben Gelegenheit mit anderen Gästen auf dem Camping zu quatschen.
Dienstag, 07.05.2024
Schweren Herzens verlassen wir nun wirklich den Crossway Camping und machen uns auf den Weg nach Norden. Unser nächstes Ziel ist der Sewansee, der größte See Armeniens, rund doppelt so groß wie der Bodensee (Wikipedia). Bis zum Südufer des Sees sind es rund 60 km. Dort wollen wir am Ostufer noch ein paar Kirchen anschauen und dann mal gucken, wo wir über Nacht bleiben.
Zuerst geht es einmal über den Vardenyats Pass, welcher auf 2400 m Höhe liegt. Dort gucken wir uns die alte Orbelian Caravanserei (Wikipedia) aus dem 13. Jahrhundert an. Der Parkplatz davor bzw. die Abfahrt zur Caravanserei ist ziemlich schlammig. Da steht zwar ein Wohnmobil auf der anderen Seite vom Schlammfeld, vermutlich mit hübscher Aussich, wir bleiben aber mal lieber auf der Landstraße stehen. Ein anderer Minibus macht dasselbe. Mit einem ordentlichen Lagerfeuer wäre es hier bestimmt ganz gemütlich, jetzt ist’s einfach nur sehr frisch, das Thermometer zeigt 4,5°C an.
Über den Vardenyats Pass
Von hier geht’s dann runter zum Sewansee. Wobei „runter“ relativ ist, der See liegt immer noch auf 1900 m Höhe. Auf dem Streckenabschnitt ist die Landstraße übrigens ziemlich löchrig.
Am Ufer liegen mehrere alte, sehenswerte Klosteranlagen, die wir uns angucken. Anscheinend machen andere Touristen dieselbe Tour wie wir, insbesondere die aus dem dunklen Minibus von der Karawanserei treffen wir immer wieder an unseren Stopps. Zuerst gucken wir uns den Friedhof von Noratus an, auf dem zig Chatschkare, die typisch armenischen Grabsteine, stehen. Daneben gibt es auch einen neuen Bereich auf dem Friedhof, welche auch interessante Grabsteine aufweisen. Weiter geht es zum Kloster Hajrawank, welches oberhalb des Seeufers liegt. Hier ist noch die Kirche aus dem 9. Jahrhundert erhalten. Und zum Abschluss machen wir noch einen Abstecher zum Kloster Sewanawank, welches bereits am Nordufer des Sees liegt. Das ehemals auf einer Insel gebaute Kloster liegt aufgrund des gesunkenen Wasserspiegels des Sees schon seit Jahrzehnten nur noch auf einer Halbinsel. Diese ist dazu touristisch gut erschlossen und so stehen ein Souvenirshop oder Snack neben dem anderen am großen Parkplatz. Über eine steile Treppe geht’s zig Stufen bergauf zur Klosteranlage, welche aus zwei Kirchen besteht. Sehr hübsch.
Unterwegs am Sewansee
Nach der netten Strecke am See suchen wir uns nun einen Übernachtungsplatz. Dazu fahren wir einmal am Ostufer wieder gen Süden, denn dort hatten wir von einem Camping bzw. Hüttenvermietung gelesen und das wollen wir uns gerne mal angucken. Die vier Häuser mit rotem Dach sind bereits von der Landstraße zu sehen, einfach den Erdweg einmal runter zum Ufer fahren. Theoretisch könnte man hier auch einfach so irgendwo stehen, aber wir mögen ja Gesellschaft und so stehen wir kurz drauf vor einem Tor, werden freundlich auf englisch begrüßt und prompt fängt es an zu schütten. Aber so richtig. Wir bekommen fix den Weg nach unten zum Seeufer gezeigt und verschieben das weitere Gespräch auf später. Und so sitzen wir, nachdem der ärgste Regenguss vorbei ist, gemütlich im Gemeinschaftsbereich bei heißem Kräutertee und quatschen. Sehr nett hier. Für die Gäste, welche ein Zimmer gebucht haben, gibt’s hier Frühstück bzw. man kann auch Abendessen bestellen.
Ansonsten kann man hier am Strand eine Sauna mieten, dazu gibt’s auch einen Verleih von Booten, Kajaks und SUPs. Und in der Sommersaison, so ab Mitte Mai, befindet sich am Strand auch eine Beachbar mit Getränken und kleinen Snacks
Armenian Camp am Sewansee 🏕
Über Nacht am Sewansee – die Sonnenfotos sind vom nächsten Morgen ☀️
Mittwoch, 08.05.2024
Am nächsten Morgen werden wir bei bestem Sonnenschein wach. Wie schön ☀️
Sollte irgendwer mal hier vorbeikommen, auf jeden Fall hier übernachten.
Bevor es für uns zurück nach Georgien geht, wollen wir noch mal in Georgien übernachten. Dazu fahren wir nach Haghpat, denn dort gibt es inzwischen unweit des Klosters einen kleinen Campingplatz.
Und so geht’s nun wirklich bergab und wir fahren eine hübsche Strecke, erinnert ein wenig an die Alpen. Vorbei geht es an Dilijan, der Nationalpark hier so auch sehenswert sein, und weiter nach Alawerdi (Wikipedia), nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kloster in Georgien. Der Ort war mal ein bedeutender Industriestandort und das Werksgelände der recht umstrittenen Kupfermine prägt das Stadtbild. Dafür liegt der Ort hübsch in einer Schlucht, welche einem Fluss folgt. Ein paar Wochen später führt dieser aufgrund starker Regenfälle zu massiven Überschwemmungen und Zerstörungen unten im Tal.
Unterwegs nach Haghpat
Links und rechts geht es steil bergauf und die Dörfer oben liegen mehr oder weniger auf breiten Plateaus. Und da fahren wir jetzt erst mal zum Mikoyan Brothers Museum in Sanahin. Die beiden Brüder waren zu Sowjetzeiten sehr bekannt, der eine als Flugzeugkonstrukteur und der andere als Politiker. Sogar alles auf Englisch beschriftet.
Mikoyan Brothers Museum bei Alaverdi
Besuch des Museums
Vom Museum geht’s einmal die Serpentinen wieder steil runter und kurz drauf die nächsten wieder bergauf. Direkt am Ortseingang biegen wir zum ausgeschilderten Campingplatz Kanchagar ab. Waoh, was für eine tolle Lage. Direkt am Rand einer Seitenschlucht mit Blick rüber auf die andere Seite, wo das Museum liegt. Der Besitzer Martin spricht super Englisch und seine grauen Katzen sind echt niedlich. Dazu gibt’s alles was wir brauchen, eine heiße Dusche, Strom und eine Waschmaschine.
Das Wetter ist allerdings weiterhin durchwachsen. Stockdunkle Wolken ziehen auf und schon fängt es an zu Gewittern und Hageln. Das ist echt nicht ohne hier. Gut, dass wir schon hier oben sicher stehen und das Wetterspektakel aus dem Wohnmobil heraus beobachten können.
Camping Kanchaqar in Alaverdi 🏕️
Nach einer Stunde haben sich die dicken, dunklen Gewitterwolken verzogen, die Temperatur ist mal eben um gute zehn Grad gefallen – jetzt sind es noch 8 Grad – und die Sonne blitzt durch die restlichen Wolken hindurch. Passend um noch einen kleinen Abstecher ins Dorf zu machen.
Zum Kloster Haghpat ist‘s grob eine Viertelstunde steil bergauf. Hier befinden sich auch zwei kleine Minimärkte mit Lebensmitteln. Als wir angekommen, sind die Souvenirverkäufer vor den Treppen zur Klosteranlage gerade wieder dabei ihre Ware auszubreiten und warten darauf, dass nach dem Gewitter auch die Touristen wieder kommen.
Die Klosteranlage gehört zum UNESCO Welterbe und ist in einem entsprechend guten Zustand (Wikipedia). Zum Ensemble gehören zwei Kirchen, ein Glockenturm und mehrere Grabanlagen.
Spaziergang durch Haghpat
Die Wettervorhersage am nächsten Morgen ist bestens und so legen wir einen Ruhetag in Haghpat ein - ich gucke mir nochmal das Kloster an und ansonsten sitzen wir gemütlich in der Sonne - bis es wieder hagelt 😉
Dazu teste ich noch den zweiten Minimarkt hier im Ort – ca. 200 m vom Parkplatz am Kloster entfernt – und kaufe mir ein Eis. Bei der Verpackung hatte ich spontan an einen „Happen“ gedacht, zwei geschmacksneutrale Waffeln und dazwischen Erdbeer-, Vanille- und Schokoeis. Auf einer nahegelegenen Bank mit Blick auf’s Kloster stelle ich dann fest, dass ich einen Block Vanilleeis gekauft habe. Schmilzt in der Sonne quasi sofort und lässt sich ohne stützende Waffeln nicht so gut essen – dafür ist dies wieder so ein Erlebnis, warum uns das Reisen in andere Länder so viel Freude bereitet 😎
Und nun heißt es Abschied nehmen von Armenien
-> weiter geht es durch Georgien
Mit ♥ für euch geschrieben